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Sprengstoff von morgen
Wau Holland vom Chaos Computer Club im Interview

Der Chaos Computer Club will laut Wau Holland "private Daten schützen, öffentliche nützen" und so "die Engel vor den Bengeln schützen". Wir sprachen mit Wau über das Internet, Rechtsradikalismus, die Gnu-GPLisierung, Politik und Unternehmertum.


webmag: Welche bisher tragischerweise unüblichen Freizeitaktivitäten am Computer kannst du Schülern vorschlagen?
Wau: Organisation eines Coding-Contests, bei dem auch die Eleganz der Programme bewertet wird. Eher alltäglich sind Wettbewerbe im schnellen Finden von Antworten auf die Fragen des Alltags. "Frag doch das Netz" ist die heute wichtigste Antwort. Doch Fragen ist eine Kunst, die sich gemeinsam lernen lässt. Wenn eine Suche 23 oder mehr Treffer ergibt, könnte die Fragetechnik besser sein. Findet in Gruppen Antworten auf "Warum ist die Banane krumm?" und tauscht anschließend eure Erfahrungen aus. Wer es etwas philosophischer mag, nimmt als Suchbegriffe +Messbarkeit +Wissen oder denkt sich etwas aus.


Für technische Aufklärung und gegen plumpe Verbote: Wau Holland
 Für technische Aufklärung und gegen plumpe Verbote: Wau Holland

webmag: Weigerst du dich, erwachsen zu werden?
Wau: Nein. Das wäre Unfug. Wenn man sich nicht völlig blöd anstellt, gibt es Reifeprozesse als Nebenwirkung des Älterwerdens.


webmag: Wen schützt der Chaos Computer Club vor wem?
Wau: Engel vor den Bengeln - ich bin aber auch ein Bengel. Der CCC will "private Daten schützen, öffentliche nützen". Diese Unterscheidung ist spannend, weil mehr und mehr öffentlicher Raum zu privatem, privatwirtschaftlichen wird. Das ist mit Gefahren verbunden, die nur Wenigen bewusst sind.


webmag: Zur Nazis-aus-dem-Netz-Debatte: Gibt es überhaupt sinnvolle Gründe, Inhalte in Medien zu zensieren oder ihre Verbreitung zu bestrafen?
Wau: Nein. www.nizkor.org informiert über die Geschichte der Judenverfolgung samt Links zu Auschwitzleugnern. Nizkor versucht, deren Lügen zu widerlegen statt Lügen zu verbieten. Wenn man sich die K-Gruppe (Kohl, Kanther, Koch, Kiep) anschaut, wird klar, dass man Lügen nur erkennen, aber nicht verbieten kann.


webmag: Was hältst du für geeignete Mittel gegen Rechtsradikalismus?
Wau: Bildung und Aufklärung sowie Kontakt mit fremden Menschen. Fremdsprachen lernen. Heinrich von Stephan konnte mehr als 23 Sprachen und gründete den Weltpostverein. Der regelte, wie Briefe zwischen Ländern ausgetauscht werden, die gerade Krieg führen. Das ist Kulturminimum im Extremfall.


webmag: Erklär mal für interessierte 14jährige, was Gnu-GPLisierung bedeutet.
Wau: Stellt euch vor, Legosteine und Lego-Bauanleitungen sind verboten. Denn alles ist gebaut und jede Bauanleitung Copyright-geschützt. Wer einen Lego-Turm bauen will, muss an den Inhaber des Turm-Copyrights zahlen. "Die spinnen, die Römer mit ihrem Recht" könnte man da meinen. Immerhin sollen Omis in den USA in den Knast, weil sie Stickmuster per Internet tauschen, das ist bitterer Ernst. Die Stickmuster für Computer sind die Programme, auf deutsch: Ablaufpläne. GNU GPL ist die "G"enerelle öffentliche ("p"ublic) Lizenz, derart "befreite" Programme zu nutzen, zu verbreiten und daran rumzubasteln, vorausgesetzt, auch die Änderungen werden frei verbreitet. Mit GPL werden öffentliche Güter markiert und zugleich Privatisierung verhindert.


webmag: Wie funktioniert dieses Prinzip zum Beispiel in der Politik?
Wau: In der Politik? Die lebt doch von der Vergesslichkeit des Wahlvolks! Zum Stammbaum des Betriebssystems Unix seit 1969 gehört auch der GNU-GPL-Bereich. Allerdings heißt GNU "Gnu is Not Unix" um sich abzugrenzen vom urheberrechtlich geschützten Unix. Betriebssysteme mit *x sind eine Art Legokasten für Programme. Wer die Textverarbeitung aus der Bitsteinzeit VI kennt, der hat den Vorteil, dass dieser Legostein bei allen Varianten des Betriebssystems dabei ist (das System pflegt seine Erinnerung). In der Politik gilt eher: "Was interessiert mich mein Geschwätz von gestern?". Nicht GPL, sondern "Der Staub in den Archiven ist der Sprengstoff von morgen".


webmag: Wie können im Netz Nerven geschont werden?
Wau: Es gibt nichts wirklich Schlechtes, das nicht zumindest als abschreckendes Beispiel taugt. Den aufrechten Gang kann man kaum lernen, ohne hinzufallen. Emily Postmaster hat das in satirischer Form erklärt, nichtjapanisch auf www.sci.kagoshima-u.ac.jp/rfc1855-e.html. In der Kürze liegt die Würze und ich schätze trotz der Erfindung des bunten Blinkens (das können Bücher nicht) die Schlichtheit von ASCII-Mail. HTML-Krempel ist kindgerecht und bunt blinkend klickbar, aber allzu oft sinnfrei.


webmag: Auf welchen Hack bist du am stolzesten?
Wau: Stolz ist nicht typisch für mich. Aber eine E-Mail ändern, nachdem die Empfänger sie gelesen hatten, war eine frühe (1985), lustige Leistung. Nach dieser Aktion nahm uns die Bundespost erstmals ernst.


webmag: Welchen Stellenwert räumst du der ICANN-Wahl ein?
Wau: Definitiv einen anderen als die Berliner Zeitung: "Wahlen im WWW: Ein Hacker regiert das Internet". Ich habe mir das Plakat geben lassen, so viel Unsinn in so wenigen Worten. Ich bedaure, dass ICANN dem US-Wirtschaftsministerium untergeordnet ist und nicht der UNO, wie es Postel (der "Vater des Internet") wollte.


webmag: Was ist für dich statisches und was dynamisches Unternehmertum?
Wau: Als Konrad Zuse den Computer erfinden wollte, sagte man ihm, die Rechenmaschinen hätten längst ihren technologischen Höhepunkt erreicht. Ich unterscheide Dynamiker und Besitzstandswahrer. Einst war Bill Gates ein Dynamiker und trieb Entwicklungen voran, heute ist er Besitzstandswahrer und behindert kreative Kräfte.
In der Zeit der Landwirtschaft mit einer Ernte im Jahr (man kann Pflanzenwachstum nicht durch Ziehen fördern) gab es einen Geldumlauf einmal pro Jahr. Die industrielle Revolution ersetzte menschliche Arbeitskraft und brachte Rechnungen mit 30 Tagen Zahlungsziel, also etwa zwölffachen Geldumlauf pro Jahr. Heute ist die Lichtgeschwindigkeit die Obergrenze für den Geldumlauf. Die Banken bremsen die Geldbewegung, und würde einer Echtzeitgeldbuchungen anbieten, wäre er seines Lebens nicht sicher, weil er das Leben der Banken bedroht. Manchmal kann Dynamik wegen Besitzstandswahrern tödlich sein.


webmag: Was wird der Quantencomputer an der Sicherheit im Netz ändern?
Wau: Er wird den Schnee von gestern entschlüsseln, der dann aber nicht mehr so wichtig sein wird. Sicherheit ist kein Zustand, sondern ein Prozess. Siehe Banktresore vor und nach der Erfindung des Schweißbrenners.


(kb)


Links zu diesem Artikel:
www.sci.kagoshima-u.ac.jp/rfc1855-e.html
www.nizkor.org
www.ccc.de

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