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Erscheinungsdatum: 18.02.2000 Ressort: Gastkommentar
 
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Der falsche Alarm um Österreich
Hitler ist schon wieder unter uns, aber er trägt beileibe nicht das Gesicht Jörg Haiders.

Gastkommentar von ANDREAS LAUN

Der Autor ist Moraltheologe und Weihbischof in Salzburg.

Selbst wenn ich glaubte, daß Haider ein "Nazi" ist, hätte ich die verstörten europäischen Freunde dringend gebeten: So nicht, noch ungeschickter könnt ihr es einfach nicht machen! Prüft und beantwortet mit umsichtiger Klugheit vielmehr folgende Fragen: Ist Haider wirklich der, für den wir ihn halten? Wenn ja: Wie groß ist die Gefahr, die von ihm (im "worst case") ausgehen kann? Genügen nicht doch die gesetzlichen Selbstheilungskräfte des Landes? Wenn nicht: Welche Gesetze und Vertragsklauseln könnten wir den Verträgen entsprechend(!) zur Anwendung bringen? Wenn sie fehlen: Welche Gesetze sollte die EU erlassen, um für Bedrohungen von rechts oder links in einem ihrer Mitgliedsländer gewappnet zu sein? Zudem: "Lernen S' Geschichte", möchte man unseren Nachbarn zurufen: Als nämlich das starke Hitler-Deutschland Druck auf Österreich ausübte, haben uns die heutigen Kritiker-Länder allein gelassen, damals, als die Mehrheit der Österreicher zwar unselig zerstritten, aber in der Ablehnung Hitlers einig war. Österreich war damals kein "Naziland", es ist heute keines und wird es, mit Gottes Hilfe, auch niemals werden - auch wenn es viele gab, die dann, aus verschiedenen Gründen, umgefallen sind und einige wenige Unbelehrbare immer noch leben. Übrigens sind die Österreicher auch nicht "ausländerfeindlich". Sonst hätte es kein "Nachbar in Not" gegeben, und die Österreicher hätten nicht im Lauf der Jahre wieder und wieder großzügig Flüchtlinge aufgenommen. Wahr ist nur: Wie viele andere Länder auch hat Österreich Probleme mit der großen Zahl von Einwanderern aus einem anderen Kulturkreis (und diese haben auch Probleme mit uns!). Darüber wird man wohl reden dürfen und reden müssen.
Nun aber will man in Haider den wieder erwachten "braunen Teufel" entdeckt haben - aber dort, wo ihn die ganze westliche Welt wirklich eingelassen hat, erkennt man ihn nicht, weil er seinen "Pelz" anders gefärbt hat.
Die Züge nach Auschwitz fuhren nämlich auf zwei "Schienen". Die eine "Schiene" verlegten jene, die ("rechtspositivistisch") glaubten, Unrecht werde zu Recht, nur weil sie es so beschlossen haben, und die andere "Schiene" schmiedeten diejenigen, die das fünfte Gebot Gottes außer Kraft setzten. Nach 1945 haben das viele erschüttert eingesehen und sind zur alten, jüdisch-christlichen Tradition eines "höheren", den Staat begrenzenden Rechtes und der Heiligkeit des menschlichen Lebens zurückgekehrt. Aber die Einsicht ging erneut verloren, man legte wieder die alten Gleise, und die ersten Züge fahren schon wieder. In den USA darf man Kinder noch knapp vor der Geburt umbringen, und es gibt ähnliche Berichte - Ungeborene, Alte, Behinderte betreffend - eigentlich aus allen westlichen Ländern. Während man sich gegen Österreich wendet und "Feuer!" schreit, sieht man nicht, wie der große Brand schon überall lodert: Die bestimmenden Kräfte der westlichen Welt spotten über die Idee, daß ein Höherer ihre Macht begrenzen könnte. Darum wollen sie nur ein "gestuftes" Lebensrecht anerkennen. Nicht mehr gilt: Unantastbar ist das Leben eines Menschen, weil es ihn gibt, sondern vielmehr: Der Mensch hat Lebensrecht nach Maßgabe dessen, ob er die nötige Punktezahl erreicht: Alter, Leistung, Gesundheit . . .
Aber damit ist "Hitler", ob wir es wahrhaben wollen oder nicht, wirklich schon wieder unter uns: Wenn es erlaubt ist, jemanden wegen der fehlenden Qualität A zu töten, werden morgen auch die Qualitäten B und C dazu ermächtigen.

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