"Meine Kunst ist keine, die sich darauf verläßt, daß die Menschen zu ihr kommen. Ich gehe zu den Menschen, und sie danken es mir."
Schon in den sechziger Jahren, als der traditionelle Kunstbegriff in Happenings und Fluxus-Aktivitäten revolutioniert wurde, erregte Schult mit spektakulären Aktionen die Gemüter und kratzte am öffentlichen Gewissen. Von Anfang an wollte der Künstler provozieren, gesellschaftliche Probleme ins Bewußtsein heben. Die Stoffe seiner Aktionen sind Produkte der Industrie, Alltägliches der Massengesellschaft (auch der Müll ist kein Tabu). International bekannte Monumente und die Massenmedien gehören dazu. Und "die Inszenierung", so Elke Koska, Frau und Muse des Aktionsspezialisten, "muß perfekt sein, wir überlassen nichts dem Zufall." Auch nun am Rhein kann man Aktion in Perfektion betrachten. Bonn, Köln, Leverkusen, Duisburg, Düsseldorf und Xanten - das Zweiergespann macht diese Städte für drei Wochen zu Schauplätzen zeitgleicher Kunstereignisse. Mit 35 Assistenten wurde im größten Atelier der Welt, einer ausgedienten Autobahnmeisterei in Köln, im Akkord gearbeitet. Wie 1978, als Schult bei der Aktion "Ruhr-Tour" durchs Kohlerevier brauste, ist der Bus wesentlicher Bestandteil seines Konzepts. Ein "Rhein-Geist-Bus" ist das städteverbindende Vehikel das das Publikum von Stadt zu Stadt bringt. Und Schult wäre nicht Schult, wenn er nicht bei jeder dieser "Rhein-Geist-Reisen" selbst als "Reiseleiter in Sachen Kunst und Leben" stimmgewaltig die Interpretation seiner Aktionen gleich mitliefern würde. Der Noch-Regierungssitz
Bonn ist die erste Station. Der Höhepunkt findet in Xanten statt. Eine Armee aus tausend Müllmenschen besetzt das Oval des Amphitheaters. "Wir produzieren Müll, sind aus Müll geboren und werden wieder zu Müll." So sieht Schult die Müllmenschen als Vertreter der Menschheit, die gleichsam eine vorweggenommene Archäologie verkörpern - und dazu noch eine, die sich selbst finanziert. Für tausend Mark könnte man Patron eines dieser Müllmenschen werden. Und nach "Rhein-Geist" folgt eine Tournee. "Die Müllmenschen gehen", so Schult, "stellvertretend für ihren Patron, in die Welt hinaus."
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