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Tim
Berners-Lee: Was ist ein Link?
Tim
Berners-Lee |
Links und Recht | Mythen
Axiome der Web-Architektur:
2
Deutsche Übersetzung von Axioms
of Web Architecture :2 by Tim Berners-Lee.
von Hartmut Semken, 5. Juli 1998
Links
und Gesetz
Vorwort
Ich habe diese persönliche
Notiz in die Reihe der Artikel über die Architektur des Web eingefügt,
um einige fundamentale Aspekte verständlich zu machen, auf denen
der praktische Nutzen und die Kraft des Web beruhen. Die hier angesprochenen
Fragen sind die nach der Beziehung zwischen verwiesenen (linked)
und eingefügten(embedded) Hypertext Elementen und sozialen
Konzepten wie Zurechnung, Bestätigung und Eigentümerschaft
an Information.
Hypertext-Links sind neu in der Hinsicht, daß man ihnen automatisch
folgen kann, aber die Konzepte von Verweis auf und Einschluß von
Material sind vom Papier her bekannt. An und für sich sollte daher
Verwirrung über die Implikationen von Links gar nicht aufkommen,
aber ich schreibe diese Notiz, da in der jüngeren Zeit einige seltsame
Ansichten auftauchen, die das Web ernstlich beschädigen könnten.
Zusammenfassung
Normale Hypertext Links
implizieren nicht, daß das Dokument, auf das verwiesen wird, Teil
ist von, bestätigt wird von, bestätigt, eine verwandte Urheberschaft
oder Bedingungen für die Weiterverbreitung hat wie das Dokument,
das den Verweis (Link) enthält. Es gibt jedoch einen Hypertext-Mechanismus,
der Material aus einem Dokument in ein anderes einfügt, und der
oft auch als einfügende Form des Hypertext-Links (embedding form
of hypertext link) genannt wird. Dieser Mechanismus bewirkt, daß
das Material, auf das verwiesen wird, tatsächlich Bestandteil des
verweisenden Dokumentes wird.
Zwei Arten von Links
Die grundlegende HTML
(HyperText Markup Language) kennt drei Mechnismen auf anderes Material
auf dem Web zu verweisen: den Hypertext Link auf einen Anker (link from
an anchor, HTML "A" element), den generellen Link ohne spezifischen
Quellanker im Dokument (HTML "LINK" Element) und eingefügte
Objekte und Bilder (HTML Elemente "IMG" und "OBJECT").
Lassen Sie uns im folgenden "A" und "LINK" als "normale"
Links bezeichnen, da sie dem Benutzer als Übergang zwischen zwei
Dokumenten klar ersichtlich sind. Das Ding zwischen einem Dokument und
einem eingefügten Bild oder Objekt oder Sub-Dokument nennen wir
"eingebetteten" (embedded) Link.
Diese Unterscheidung ist bekannt aus dem Hypertext. Einige Systeme wie
etwa Peter Brown's ursprüngliches "Guide" fügten
verwiesenes Material automatisch ein und andere (wie etwa HTML vor der
Einführung des IMG Tags) funktionierten nur mit normalen Links.
Normale Links
Die Zielsetzung beim
Design des Web war, daß normale Links einfach nur Verweise sein
sollen, ohne irgendeine implizierte Bedeutung.
Normale Hypertext Links
implizieren nicht, daß das Dokument, auf das verwiesen wird,
- Teil ist von,
- bestätigt wird
von,
- bestätigt,
- eine verwandte Urheberschaft
oder Bedingungen für die Weiterverbreitung hat
wie das Dokument, das
den Verweis (Link) enthält. Es gibt jedoch einen Hypertext-Mechanismus,
der Material aus einem Dokument in ein anderes einfügt, und der
oft auch als einfügende Form des Hypertext-Links (embedding form
of hypertext link) genannt wird. Dieser Mechanismus bewirkt, daß
das Material, auf das verwiesen wird, tatsächlich Bestandteil des
verweisenden Dokumentes wird.
In grafischen, fensterorientierten
Benutzeroberflächen wird, wenn der Benutzer einem normalen Link
folgt, typischerweise ein neues Fenster für das verwiesene Dokument
geöffnet oder das alte (verweisende) Dokument wird aus dem Fenster
entfernt und das verwiesene wird an seiner Stelle dargestellt. Das Fenstersystem
als Benutzerschnittstelle ist eine Methapher, die besagt, daß
Dinge in verschiedenen Fenster verschiedene Dinge sind.
Inhaltliche Bedeutung
Die Tatsache, daß
ein Link vorhanden ist, besagt für sich gar nichts. Natürlich
kann das Dokument, das den Link enthält, eine Aussage treffen und
wird das auch oft tun. Wenn also jemand schreibt "Siehe auch Fred's
Webseiten (Link), die wirklich cool sind", dann ist das sicherlich
eine Art von inhaltlicher Bestätigung. Wenn jemand schreibt "Wir
behandeln dies im Detail in unserem Verkaufsprospekt (Link)", dann
ist impliziert, daß beide Dokumente vom gleichen Autor stammen.
Wenn jemand schreibt "Fred's Nachricht (Link) wurde aus Boshaftigkeit
geschrieben und ist eine glatte Lüge", dann setzt er das verwiesene
Dokument (möglicherweise verleumderisch) herab. Der Inhalt des
verweisenden Hypertext-Dokumentes enthält also teilweise eine Meinung
zu dem verwiesenen Dokument, und der Autor sollte dafür verantwortlich
sein. Tatsächlich ist es für den Leser oft hilfreich, wenn
die Relation zu dem verwiesenen Dokument klargestellt wird.
Eingefügtes
Material
Das Verhältnis
zwischen einem Dokument und einem eingefügten Bild ist deutlich
anders als bei einem normalen Link. (Dennoch wird in einigen Designs
auch dies als eine Art von Link bezeichnet.)
Bilder, eingefügte Objekte, Hintergrundmusik und -bilder sind
standardmäßig als Teil des Dokumentes anzusehen.
Wenn ich sage, "Um dies zu verstehen müssen Sie nur diesen
Artikel lesen", oder "Dies ist eine Vereinbarung zwischen
uns", dann rede ich über ein bestimmtes Dokument. Es ist daher
wichtig, daß wir ein klares Bild haben, was Teil dieses Dokumentes
ist und was nicht. Eingefügte Bilder sind ganz klar Teile des einfügenden
Dokumentes. Der Autor des Dokumentes hat die Verantwortung für
den Inhalt, selbst wenn die Bilder, die er oder sie einfügt, von
einer anderen Web-Site stammen.
(Es müssen Ergebniserwartungen gesetzt werden darüber, inwieweit
man für entfernt gelagertes Material Verfügbarkeit und Sicherheit
gegenüber Übertragungsfehlern erwarten kann, aber diese Fragen
will ich hier nicht diskutieren. Hier will ich lediglich betonen, daß
eingefügte Bilder als Teil des Dokumentes, aber Dokumente, auf
die ein normaler Link verweist, als separate Dokumente anzusehen sind).
Wir erstellen Dokumente aus verschiedenen Teilen und das fertige Werk
enthält Beiträge aus den Teilen und auch aus der Anordnung
derselben. Es ist sehr wichtig, daß wir entfernte Teile durch
Verweis einfügen können, ohne daß wir lokal eine Kopie
erstellen. Wenn ein eingefügtes Bild (oder ein Ton) eingefügt
wird durch Referenz auf seine Originaladresse (in Form eines URL), dann
kann ein interessierter Sucher die Adresse herausfinden und damit auch
die aktuelle Version des Bildes. Es erlaubt außerdem dem Eigentümer
des Bildes ein gewisses Maß an Wissen und an Kontrolle, wer Zugang
zu dem Bild hat. Ich erwarte außerdem für die Zukunft, daß
man einen Eigentümer und Bedingungen für die Weiterverbreitung
herausfinden kann, was wichtig ist für die Einhaltung von Rechten
an geistigem Eigentum auf dem Web ist.
Ausdrückliche
Unterscheidung
Werbung ist eine Ausnahme
von der oben dargestellten Regel: in diesem Fall ist das eingefügte
Bild nicht Teil des eingefügten Dokumentes. Auf die Gefahr
hin, es dem Benutzer zu leicht zu machen, Werbung auszublenden, wäre
es ideal, wenn wir beim Einfügen von Bildern diese als Teil oder
Nicht-Teil des Dokumentes kennzeichnen könnten. Diese würde
beispielsweise erlauben, eine Grenze um Werbung zu ziehen, sodaß
der Benutzer erkennen könnte, daß die Werbung aus einer anderen
Quelle stammt als der Text. Ich persönlich bin der Ansicht, daß
das ein wichtiger Schritt nach vorn wäre für die Integrität
des Web. Ein Flag der Art <IMG src="banner-ad.gif" foreign>
wäre schön.
Benutzerschnittstelle
Wenn Web-Dokumente Personen
vorgestellt werden, dann unterscheiden heutige (1997) Web-Browser klar
zwischen eingefügten Bildern, die gleichzeitig in demselben Fenster
dargestellt werden wie das einfügende Dokument, und [über
einen Link] verwiesenen Dokumenten, die niemals gleichzeitig im selben
Fenster dargestellt werden. Das Konzept des "Fensters" in
einem fensterorientierten System wird verwendet, um auszudrücken,
daß Dinge Teil desselben Dokumentes sind. Es ist aus verschiedenen
Gründen, von denen einige oben dargelegt wurden, erforderlich,
daß die Benutzerschnittstelle diese Unterscheidung weiterhin macht.
Frames
Das Konzept "Frames"
von HTML stellt eine Benutzerschnittstelle dar, die diese Unterscheidung
unglücklicherweise weniger klar macht. Die Teile eines Dokumentes
erscheinen in demselben Fenster, aber innerhalb eines Frames (Teil-Fenster)
kann der Benutzer einem Link folgen, wodurch der Inhalt [dieses Frames]
durch den Inhalt des neuen Dokumentes ersetzt wird. Aus diesem Grund
kann leicht der Eindruck entstehen, daß der Urheber der umgebenden
Frames auch verantwortlich ist für den Inhalt des Dokumentes im
Frame. Es ist möglich, daß die Arbeit der Gemeinschaft der
HTML-Benutzer eine explizite Kennzeichnung (wie das "foreign"
Flag, das oben angeregt wurde) hervorbringt, die bei der Verwendung
von Frames darlegt, welche Teile des Bildschirm als Teile desselben
Dokumentes aufzufassen sind. Bis dahin ist es angebracht, daß
sich die Content Provider beim Design der Web-Seiten und/oder durch
Statements auf den Seiten bemühen, beim Benutzer die Illusion zu
vermeiden, daß der Inhalt eines Frames Teil eines Dokumentes ist,
wenn er es nicht wirklich ist.
Weiter: einige gefährliche Mythen
über Links
Zur Erinnerung: dies ist eine persönliche Ansicht und steht nicht
in Beziehung zur Politik des W3C oder MIT. Ich behalte mir das Recht
vor, diese Meinung umzuformulieren falls Mißverständnisse
auftauchen, da es immer schwierig ist, diese Art von Sachverhalt einem
gemischten und variierenden Publikum darzustellen.
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