Passivrauchen ist in den USA verantwortlich für den Tod von
jährlich rund 20.000 Menschen, bei denen als Todesursache
Herzinfarkt oder Arterienverkalkung (Arteriosklerose)
diagnostiziert wird. Eine australische Arbeitsgruppe um den
Mediziner Davis Celermajer konnte nun nachweisen,
daß die Funktion der Schlagadern schon in jungen Jahren bei
Passivrauchern gestört ist. (New England Journal of
Medicine, Bd. 334, S. 150, 1996).
Gesunde Arterien weiten sich bei stärkerer Durchblutung
vorübergehend aus. Diese Fähigkeit ist
beeinträchtigt, wenn die Schlagadern geschädigt sind -
ein frühes Alarmsignal, das eine Arteriosklerose
ankündigt. Celermajer untersuchte die Funktion der
Arterien von 78 jungen Frauen und Männern
(Durchschnittsalter 22 Jahre). Jeweils 26 der Testpersonen waren
Nichtraucher oder aktive Raucher. Die dritte Gruppe rauchte zwar
nicht selbst, war aber mindestens eine Stunde pro Tag
unfreiwillig dem Tabakqualm anderer ausgesetzt. Mit einer
Manschette - ähnlich wie sie beim Blutdruckmessen verwendet
wird - drosselte der Mediziner die Durchblutung am Unterarm der
Versuchsteilnehmer. Anschließend lockerte er die
Manschette, so daß der Arm vorübergehend stärker
durchblutet wurde und die Armschlagader sich ausdehnte. Ein
spezielles Gerät ermittelte den Durchmesser der erweiterten
Arterie.
Im Vergleich zu Nichtrauchern, bei denen sich die Schlagader um
durchschnittlich acht Prozent weitete, funktionierten die
Arterien der Passivraucher deutlich schlechter. Ähnlich wie
die Adern der Raucher dehnten sie sich nur um drei Prozent aus.
Welche der über 4.000 Chemikalien im Tabakrauch die
Schlagadern schädigen, ist allerdings nicht genau
bekannt.
Neue Forschungen belegen, dass Passiv-Raucher gefährlicher leben
als bisher vermutet: Forscher der American Heart Association wiesen nun
nach, dass Passiv-Rauchen das Risiko eines Herzinfarktes sogar
verdoppelt.
Die Studie, die vom Journal der American Heart "Circulation"
publiziert wurde, fand heraus, dass eigentlich nicht rauchende
Frauen, die aber regelmäßig mit dem Qualm der Raucher
konfrontiert waren (sei es am Arbeitsplatz oder im eigenen Haushalt),
eine bis zu 91 % höhere Wahrscheinlichkeit eines Herzinfarkts
riskierten. Selbst bei den Probandinnen, die nur gelegentlich dem
Rauch anderer ausgesetzt waren, erhöhte sich das
Herzinfarktrisiko um 58 %.
Das Ergebnis der Studie, die über einen Zeitraum von 10 Jahren
insgesamt mehr als 32.000 Frauen untersuchte, demonstriert somit
erstmalig das Risiko des Passivrauchens, über das bis dato eher
spekulative Daten bestanden. Bereits im vergangenen Jahr belegten
Untersuchungen, dass nichtrauchende Ehegatten von Rauchern eine um 20
% erhöhte Sterberate aufgrund von koronaren Erkrankungen aufweisen.
"Die zahlreichen Inhaltsstoffe des Tabaks", so
der Leiter der Studie Dr. Ichiro Kawachi der Harvard School
of Public Health, "fügen dem Herzen irreparable
Schäden zu: Rauchen schädigt die Blutgefäße,
fördert die Blutgerinnung und führt unweigerlich zum
Herzinfarkt!" Die AHA schätzt, daß jährlich
bis zu 40.000 Menschen an koronaren Erkrankungen sterben, die in
direktem Zusammenhang stehen mit dem Passivrauchen.
Das unfreiwillige Inhalieren von Tabakqualm hat dramatische Auswirkungen
auf den Blutfluss im Herzen. Eine halbe Stunde genügt, um wichtige
Zellen vorübergehend zu schädigen.
Zahlreiche Studien haben bereits die Risiken des Passivrauchens
dokumentiert. So soll zum Beispiel die Gefahr, an einer Erkrankung der
Herzkranzgefäßen zu sterben, durch anhaltendes Mitinhalieren um
etwa 30 Prozent ansteigen. Wie unmittelbar der Tabakqualm bei Nichtrauchern
die Blutzirkulation im Herzen beeinflusst, zeigt nun eine Arbeit
japanischer Forscher. Das Team von der Osaka City University hatte 30
japanische Männer im Alter von durchschnittlich 27 Jahren untersucht.
Die eine Hälfte der Gruppe bestand aus gesunden Nichtrauchern, die
andere aus Rauchern ohne Symptome einer Herzkrankheit. Um Passivrauchen zu
simulieren, mussten die Testpersonen für 30 Minuten Tabakschwaden
einatmen.
Vor und nach der Qualmphase studierten die Wissenschaftler mit
einem speziellen Ultraschallverfahren das Herz und die umliegenden
Gefäße der Freiwilligen. Auf diese Weise ließ sich die so
genannte koronare Flussgeschwindigkeitsreserve (CFVR) bestimmen. Dieser
Wert gibt Aufschluss über die Zustand der endothelialen Zellen, die
Herzkammern und Blutgefäße auskleiden.
Wenn sie gesund sind, tragen diese Zellen zur Weitung der Gefäße
bei und unterstützen so die Blutzirkulation. Ist dagegen ihre Funktion
beeinträchtigt, können sich die Gefäße verengen.
Dadurch erhöht sich das Risiko, an Arteriosklerose oder anderen
Herzleiden zu erkranken, die im schlimmsten Fall zu einem tödlichen
Infarkt führen.
Bei Nichtrauchern lagen die CFVR-Werte zunächst deutlich höher.
Doch das änderte sich nach dem Inhalieren dramatisch: "Unsere
Daten zeigten, dass die CFVR-Werte bei Nichtrauchern durch das
vorübergehende Passivrauchen abrupt gesenkt wurden, während die
Werte bei aktiven Rauchern unbeeinflusst blieben", berichten die
Forscher in der Fachzeitschrift "Journal of the American Medical
Association". Dies sei ein "direkter Nachweis für die
schädigende Wirkung des Passivrauchens auf die koronare Zirkulation
bei Nichtrauchern."