Berichte für die Flüchtlingsrückkehr
Kanton 6: Zentral - Bosnien
Jajce
Bericht 
Bevölkerung 

2. Bevölkerung

2.1 Ethnische Struktur

Die Opstina weist heute eine von bosnischen Kroaten dominierte Einwohnerschaft auf. Die bosniakische Minorität lebt in den dünnbesiedelten Gebieten im Norden, am östlichen Rand sowie in der südlichen Region der Opstina. Die MZ KREZLUK ist derzeit nicht bewohnt.(1)

Folgende Tabelle verdeutlicht die Bevölkerungszahlen.(2)

 

Ethnie

vor dem Krieg Bevölkerung Januar 1999 davon Vertriebene

Bosniaken

17.380 7.600 280

bosnische Serben

8.663 260 ---

bosnische Kroaten

15.811 16.958 1.147

Andere

3.153 340 ---

G E S A M T

45.00 25.158 1.427

Nach Angaben der Opstinaverwaltung flohen während des Krieges ca. 17.330 Bosniaken in die heutige Föderation BuH, nach Kroatien und in Länder der Europäischen Union, 15.780 bosnische Kroaten nach Westeuropa und nach Kroatien sowie 8.403 bosnische Serben in die RS. Derzeit halten sich ca. 4.000 bis 5.000 Flüchtlinge in Deutschland auf.(3)

In den Jahren 1995 bis 1998 hat die Opstina insgesamt ca. 20.260 Rückkehrer aufgenommen. Davon kamen 260 bosnische Serben aus der RS, 7.000 Bosniaken sowie 13.000 bosnische Kroaten aus Kroatien und Westeuropa. Für dieses Jahr haben 2.500 Bosniaken aus der Föderation BuH, aus Kroatien und aus Ländern der Europäischen Union, 2.500 bosnische Kroaten aus Kroatien und Westeuropa sowie 260 bosnische Serben aus der RS ihre Rückkehr angekündigt.(4) Bisher gab es durch verschiedene internationale Hilfsorganisationen zahlreiche Hilfen für den Wiederaufbau. Die einzelnen Projekte verteilen sich über die gesamte Opstina. Schwerpunkt des Wiederaufbaus waren die Wohngebiete der bosnischen Kroaten.

 

2.2 Einstellungen gegenüber Flüchtlingen und Rückkehrern

Die Opstinaverwaltung steht nach eigenen Angaben einer Aufnahme von Rückkehrern, auch anderer Ethnien, nicht negativ gegenüber(5). In der Vergangenheit gab es jedoch erhebliche Probleme bei der Rückkehr von Bosniaken. Im Jahr 1997 wurden bosniakische Flüchtlinge und Vertriebene durch bosnische Kroaten mit Gewalt an der Rückkehr in ihre Häuser und Wohnungen gehindert. Bei diesen Ausschreitungen kam es zu einem Mord und mehreren Brandstiftungen. An den Gewalttaten war auch die Polizei beteiligt. Dies führte zu der Entlassung des Polizeichefs und seines Vertreters durch IPTF und OHR. Erst auf Druck der internationalen Gemeinschaft und der Kantonsregierung lenkte die Opstinaverwaltung ein und gestattete einem Teil der vertriebenen Bosniaken die Rückkehr. Auch in den letzten beiden Jahren wurde bosnischen Flüchtlingen und Vertriebenen die Rückkehr erschwert. Wiederholte Versuche, JAJCE zur Annahme des "OPEN-CITY"-Programms zu ermutigen, blieben ohne Erfolg.(6) Die Opstinaverwaltung ist heute bereit, alle Rückkehrwilligen aufzunehmen. Man verweist aber darauf, daß nicht genügend Wohnraum vorhanden ist und daß vor Rückgabe von fremdbewohntem Wohnraum den jetzigen Bewohnern Ersatz zur Verfügung gestellt werden muß. Das Zentrum für Vertriebene und Flüchtlinge ist nur für die Registrierung der Rückkehrer zuständig. Es hat keine weiteren Kompetenzen und Möglichkeiten, um finanzielle oder materielle Unterstützung zu leisten. Folgende Tabelle verdeutlicht die Aufnahme von Rückkehrern im Zeitraum 01.04.1998 bis 31.03.1999.(7)

 

Familien

Personen

Bosniaken

996

4.026

Bosnische Kroaten

591

2.512

Bosnische Serben

63

183

Andere

12

40

Summe:

1662 6761

Die Opstinaverwaltung betont, auf die Unterstützung der internationalen Gemeinschaft bei der Schaffung von Wohnraum und dem wirtschaftlichen Wiederaufbau des Gebietes angewiesen zu sein (vgl. Kapitel 4 und 6).(8)

Unterstützung finden Hilfsbedürftige bei der Station des örtlichen Roten Kreuzes in JAJCE. Dort wird Menschen geholfen, die weniger als 60,- DM pro Monat zur Verfügung haben. Gegenwärtig erhalten 2.500 Personen Unterstützung. Jeder Hilfsbedürftige erhält 12 kg Mehl, 1 Ltr Öl und 1 kg Bohnen im Monat. 4 ehrenamtlich tätige junge Frauen betreuen Menschen, die auf häusliche Krankenpflege angewiesen sind. Die Ausstattung mit Verbandmaterial ist ausreichend; es fehlen Desinfektionsmittel. Eine Anstalt für psychisch gestörte Menschen gibt es in der Opstina nicht. Ungewöhnlich erscheint der Hinweis des Leiters der Station des Roten Kreuzes, daß es derzeit 30 Menschen mit schweren psychischen Schäden in JAJCE gibt, von denen eine latente Gefahr ausgeht.


1 Siehe Anlage 11.
2 Angaben der Opstinaverwaltung JAJCE, April 1999.
3 Angaben der Opstinaverwaltung JAJCE, April 1999.
4 Angaben der Opstinaverwaltung JAJCE, April 1999.
5 Angaben der Opstinaverwaltung JAJCE, April 1999.
6 UNHCR-Einschätzung JAJCE, Dezember 1997 und Ergebnis eigener Erkundung, April 1999.
7 Angaben des Zentrums für Vertriebene und Flüchtlinge der Opstinaverwaltung JAJCE, April 1999.
8 Angaben der Opštinaverwaltung JAJCE, April 1999.