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Moorfund: Germanisches Rüstzeug und Waffen |
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Abenteuer Wissen mit Wolf von Lojewski
Stimmen aus dem Moor
Was uns eisenzeitliche Funde erzählen
Ein Knochen, eine Waffe oder sogar ein ganzes Schiff: Es ist unglaublich, wie gut solche Moorfunde, auf die man heute immer wieder zufällig bei Torfarbeiten stößt, erhalten sind. Sie lüften so manches Geheimnis und ermöglichen ungeahnte Einblicke in das Leben unserer germanischen Vorfahren.
Sendung vom 21.07.2004 |
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Moorleichen, wie auch zahllose andere Objekte, die vor fast 2000 Jahren im Moor versanken, sind heute wichtige archäologische Relikte. Durch den Sauerstoffmangel und die Gerbsäuren der Hochmoore sind viele von ihnen nahezu perfekt konserviert. Zähne und Knochen der Toten behalten ihre Form, Muskeln und Körperfette werden aus dem Körper herausgelöst. Bei manchen Leichen ließen sich sogar noch Speisereste ihrer letzten Mahlzeit feststellen.
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Landesmuseen Schloss Gottorf Nydam-Boot, Schloss Gottorf
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Opfergaben für die Götter Die Liste der Gegenstände, die bis heute in den norddeutschen Mooren aufgetaucht sind, ist lang. Neben vielen Moorleichen findet man meist zufällig vor allem Kriegsutensilien, darunter immer wieder Waffen oder gar ganze Kriegsschiffe, wie etwa das so genannte Nydam-Boot.
Zusammen mit unzähligen Waffen stieß man 1863 auf das Wassergefährt aus Eichenholz im Nydam-Moor bei Flensburg. Es ist nicht nur das älteste erhaltene Ruderboot der Germanen, sondern auch das einzig vollständig erhaltene Kriegsschiff aus der Zeit der Völkerwanderung. Wissenschaftler gehen davon aus, dass es genau wie die abertausend Lanzen, Schwerter und Schilde als Dankesopfer an eine Gottheit für eine gewonnene Schlacht im Moor versenkt wurde. Dem Glauben nach sollten die Götter auf diese Weise gnädig gestimmt werden.
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Nydam-Boot |
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Am 18. August 1863 wurde das Ruderboot im Nydam-Moor bei Oster-Sottrup geborgen. Das nordseetaugliche Schiff ist etwa 23,5 Meter lang, 3,50 Meter breit und etwa ein Meter hoch. Die Besatzung wird auf etwa 45 Mann geschätzt, davon maximal 30 Ruderer, 15 auf jeder Seite. Durch dendrochronologische Untersuchungen lässt sich die Bauzeit auf etwa 320 n. Chr. datieren. Ausgestellt ist das Nydam-Boot im Archäologischen Landesmuseum der Stiftung Schleswig-Holsteinische Landesmuseen Schloss Gottorf, Schleswig.
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Mordopfer und andere Tote Besonders faszinierend sind Moorleichen, von denen man bislang 700 in Europa gefunden und geborgen hat. Einige von ihnen wurden erst nach ihrem Tod im Moor versenkt, es handelte sich also um weitgehend normale Bestattungen. Doch die Mehrzahl starb eines gewaltsamen Todes. Darauf weisen oft ein Strick um den Hals oder gefesselte Hände hin. Man nimmt heute an, dass der Tote dann ein verurteilter Verbrecher war, den man nach seiner Hinrichtung im Moor versenkte. Doch diese Methode diente auch dazu, sich der Mordopfer "auf unkomplizierte Weise" zu entledigen.
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Landesmuseen Schloss Gottorf Der Mann Windeby II mit einer Schlinge um den Hals
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So etwa muss es dem offiziell Windeby ll genannten Mann ergangen sein, den man im Jahr 1952 in Windeby, nahe Eckernförde im Norden von Schleswig-Holstein, aus dem Moor barg. Bis auf wenige kleine Knochenstücke waren nur noch die vom Moor flach gedrückte Hauthülle und die Haare vorhanden. Um seinen Hals fand man eine Schlinge aus Haselruten, mit der er erdrosselt worden sein könnte. Es wurde vermutet, dass er ein Verbrecher war, den man bestrafte. Gefunden wurde die Moorleiche nur ein paar Tage später als das so genannte "Mädchen von Winbeby" und nur ein paar Meter von ihr entfernt im gleichnamigen Moor.
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Eine eisenzeitliche Affäre Da die beiden Moorleichen von Windeby quasi nebeneinander lagen, kam schnell die Vermutung auf, die beiden hätten eine unsittliche Liebesaffäre gehabt, für die sie mit dem Tod bezahlen mussten. Alle Indizien sprachen dafür. Die Haselrute, der Fundort der Leiche, das von Anthropologen auf Mitte 40 geschätzte Sterbealter des Mannes.
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Landesmuseen Schloss Gottorf
Zeichnung Moorleiche Windeby II
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Doch dann stellten Wissenschaftler das Unglaubliche fest: Der Mann von Windeby muss etwa 300 Jahre vor dem Mädchen, also vor etwa 2300 Jahren, gelebt haben. Damit platzte die eisenzeitliche Liebesgeschichte. Die Forscher begannen mit genaueren, intensiveren Untersuchungen, die das eine oder andere Geheimnis um die beiden Leichen lüften sollten.
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Vor allem das Rätsel um das "Mädchen von Windeby" ließ die Wissenschaftler nicht los. Warum starb sie? Wurde sie vielleicht doch bestattet? Oder starb sie wie der Mann von Windeby eines gewaltsamen Todes?
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von Anne Hartmann und Antonia Hillrichs |
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