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Geschichte Mitteldeutschlands
Geschichte Mitteldeutschlands
Karoline Freifrau von Wolzogen
(1763-1847)
Karoline Freifrau von Wolzogen; Rechte: OTTONIA Media GmbH
Karoline Freifrau von Wolzogen
Karoline von Lengefeld kam als Tochter eines Rudolstädter Hofbeamten am 3. Februar 1763 zur Welt. Aufwachsend in einer christlichen Atmosphäre wurde schon früh das Interesse der Schwestern Karoline und Charlotte am literarischen Leben ihrer Zeit geweckt. Enge Verbindungen bestanden sowohl zum Musenhof der Anna Amalia in Weimar wie auch zu Friedrich Schiller, mit dem die Familie befreundet war. 1790 heiratete der Dichter Charlotte. Mit seiner Schwägerin Karoline verband ihn zeitlebens eine freundschaftliche, durch die gemeinsamen literarischen Interessen geförderte Beziehung.
 
Nach der gescheiterten Ehe mit dem Rudolstädter Hofrichter Friedrich von Beulwitz heiratete Karoline Schillers Jugendfreund Wilhelm von Wolzogen, der in Weimar als Sachsen-Weimarischer Kammerherr angestellt war. Seit 1797 war Karoline in Weimar zu Hause und nahm wesentlichen Einfluss auf das geistige und gesellschaftliche Leben der Stadt. Nach mehreren Schicksalsschlägen, dem Tod Schillers, ihres Mannes, ihrer Schwester und ihres einzigen Sohnes, zog sich Karoline von Wolzogen aus dem gesellschaftlichen Leben Weimars zurück und wohnte ab 1825 in Jena. Dort führte sie bis zu ihrem Tod ein einsames, von schwärmerischer Religiosität geprägtes Leben.
 
Schriftstellerisches Ansehen erwarb sich Karoline von Wolzogen durch zwei Werke: den Roman "Agnes von Lilien", der 1796/97 in Schillers Zeitschrift "Die Horen" erschien, und die 1830 veröffentlichte Schillerbiographie "Schillers Leben, verfaßt aus Erinnerungen der Familie". Der Roman "Agnes von Lilien" ist die Geschichte eines empfindsamen und allem Schönen gegenüber aufgeschlossenen Mädchens, das sich in der realen Welt jedoch fremd und unverstanden fühlt. Bei der Mehrzahl der zeitgenössischen Leserschaft fand der anonym erschienene Roman Zustimmung. Friedrich Schlegel vermutete sogar Goethe als Verfasser. Bei den jüngeren Romantikern aber stieß der Roman auf Ablehnung, schließlich geriet er in Vergessenheit. Enttäuscht schrieb Karoline von Wolzogen danach nur noch wenige Erzählungen.
 
Brief Friedrich Schillers an Johann Wolfgang von Goethe vom 6. Februar 1798:
 
"...Sie scheinen mir auf das Produkt (gemeint ist der Roman "Agnes von Lilien", die Red.) meiner Schwägerin einen größern Einfluß einzuräumen, als ich mir gerechterweise anmaßen kann. Plan und Ausführung sind völlig frey und ohne mein Zuthun entstanden. Bey dem ersten Theil habe ich gar nichts zu sprechen gehabt, und er war fertig, eh ich nur seine Existenz wußte. Bloß dieses dankt er mir, daß ich ihn von den auffallenden Mängeln einer gewissen Manier in der Darstellung befreite, aber auch bloß solcher, die sich durch Wegstreichen nehmen ließen, daß ich durch Zusammenziehung des bedeutenden ihm eine gewisse Kraftlosigkeit genommen und einige weitläufige und leere Episoden ganz herausgeworfen. Bei dem zweiten Theil war an nichts zu denken als an das Fertigwerden, und bei diesem habe ich nicht einmal mehr auf die Sprache Einfluß gehabt. Wie also der 2te Teil geschrieben ist, so kann meine Schwägerin völlig ohne fremde Beihilfe schreiben. Es ist wirklich nicht wenig, bei so wenig solider und zweckmäßiger Cultur, und bloß vermittelst eines fast leidenden Auf sich wirken lassens und einer mehr hinträumenden als hellbesonnenen Existenz doch so weit zu gelangen als sie wirklich gelangt ist..."
 
zuletzt aktualisiert: 05. Dezember 2005 | 16:55
 
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