Christiane Friederike Wilhelmine „Minna / Minchen“ Herzlieb (1789 - 1865)
Jena

MINNA HERZLIEBGoethe hatte die Pflegetochter des Buchhändlers Karl Friedrich Ernst Frommann aus Jena bereits in deren Kinderjahren kennen gelernt.

Als Minna Herzlieb im Jahre 1807 gerade 18 Jahre alt war, ließ Goethe allerdings Empfindungen für sie erkennen, die er selber "für mehr als billig" hielt, wie er auch Christiane Vulpius, seiner seit 1806 auch gesetzmäßig angetrauten Ehefrau, gegenüber  freimütig eingestand. Das Mädchen selbst aber war sich dessen wahrscheinlich kaum bewusst, da sie wegen ihrer überaus auffallenden Schönheit auch von mehreren jüngeren Männern gleichzeitig umschwärmt wurde, so von dem Schriftsteller Zacharias Werner und auch von Goethes Sekretär Friedrich Wilhelm Riemer.

Goethes Neigung zu Minna Herzlieb dürfte jedoch in Wahrheit keineswegs ernsthafter Natur gewesen sein, sondern war eher einer unter den zahlreichen Flirts, die sich der Dichter bei seinen Aufenthalten in Jena leistete, und zu denen auch die Malerin des 1812 entstandenen Portraits der Wilhelmine Herzlieb, Luise Seidler, gehörte. Einziger Unterschied ist, dass nur Minna Goethe auch zu literarischer Produktion inspirierte. So sind uns einige Minna Herzlieb gewidmete Sonette überliefert, die in einem literarischen Wettstreit u. a. zwischen Zacharias Werner, Goethes Sekretär Riemer und Goethe selbst entstanden waren. Auch die Ottilie in den "Wahlverwandtschaften" trägt Züge von ihr.

Minna Herzliebs weiteres Leben verlief nicht glücklich: Ihre 1821 eingegangene Ehe geriet zur Katastrophe, sie selbst versank zunehmend in geistige Umnachtung und verstarb im Jahr 1865 in einer psychiatrischen Anstalt.

© Mag. B. Poppernitsch (BG Spittal/Drau)

Goethe, Die Wahlverwandtschaften
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