»Ich mag es nicht, wenn Menschen mich ansehen. Früher hat meine Mutter mich unentwegt angeschaut. Wenn ich aufwachte und in die Küche ging, um Kaffee zu trinken, stand sie neben mir und schaute mich an. Ich sagte: ›Bitte! Mutter, bitte sieh mich nicht an‹«

Bis vor zwölf Jahren habe ich täglich hundert Zigaretten geraucht. Es war kurz vor meinem 60. Geburtstag, in Budapest, als ich auf dem Bett in einem Hotelzimmer lag und einen stechenden Schmerz in meiner Brust spürte. Bis dahin hatte ich mich für den gesündesten Menschen der Welt gehalten. Aber ich fürchtete sofort, dass es das Herz sein könnte. Am nächsten Tag sollten die Dreharbeiten für einen neuen Film beginnen. Ich kannte niemanden von der Filmcrew. Ich kannte überhaupt niemanden in Budapest. Ich wusste nicht, wen ich anrufen sollte. Vor allem wollte ich der Produktionsfirma nichts erzählen. Das hätte zu Versicherungsproblemen geführt. Also lag ich allein mit Stichen in der Brust in einem Hotelzimmer.

Ich bin Atheist. Ich glaube an überhaupt keinen Gott. Ich hatte niemanden, mit dem ich reden konnte. Also sprach ich zur Zimmerdecke. Ich sagte: »Schau, ich habe noch nie mit dir gesprochen, aber wenn du mich bis morgen leben lässt, werde ich nie wieder rauchen.« Das sagte ich einfach so. Kurz darauf griff ich gewohnheitsmäßig zu einer Zigarette – ich bekam einen elektrischen Schlag. Ich steckte sie in den Mund – und übergab mich. Von diesem Tag an konnte ich nie wieder eine Zigarette anrühren.

Nach 40 Jahren von hundert auf null, ohne das geringste Problem. Mein Körper war voll mit Nikotin. Ich war gelb und braun, über und über. Meine Haare, meine Haut, meine Zähne. Ich begann, mehr auf mich zu achten, trieb jeden Tag Sport. Einige Zeit später hatte ich trotzdem eine Bypassoperation. Ich betrachte es als ein Wunder, dass ich noch lebe.

Leider aber waren seitdem meine Schlafgewohnheiten gestört. Wenn ich überhaupt schlief, schlafwandelte ich meist. Das lag auch daran, dass ich versuchte, möglichst wenig zu essen. Ich fürchtete, fett zu werden. Also ging ich hungrig schlafen. Dabei gewöhnte ich mich an Schlafmittel. Irgendwann ging ich in ein Schlaflabor, um mich untersuchen zu lassen. Sie schlossen Elektroden an meinen Kopf an. Dann gaben sie mir Tropfen, die normalerweise gegen Epilepsie verschrieben werden. Damit konnte ich wieder wunderbar schlafen.

Seitdem träume ich. Immer. Und nicht gerade angenehm. Ich träume fast jede Nacht, dass ich spiele – und mitten in der Szene meinen Text vergesse. Jede Nacht. Es macht mich verrückt! Manchmal spielt die Szene im Theater, manchmal vor der Kamera. Es gibt keinen Regisseur und keine anderen Schauspieler. Ich bin allein und halte eine Rede. Wenn da noch jemand wäre, würde ich mich sicherer fühlen. Vielleicht würde er mir ein Stichwort zuflüstern. Aber ich bin immer allein. Das Licht ist auf mich gerichtet, und alle schauen mich an. Mein Leben lang hatte ich ein sehr gutes Gedächtnis. Es ist mir immer leicht gefallen zu lernen. In England habe ich ein Jahr lang Theater gespielt, achtmal die Woche, ohne auch nur einmal ein Wort zu vergessen. Ich habe normalerweise keine Angst vor Bühnen oder Kameras. Aber der Traum ist mir so unangenehm, dass ich mich manchmal aus dem Schlaf heraus zum Aufwachen zwinge. Den Text zu vergessen ist für einen Schauspieler eine quälende Erfahrung. Ich hatte ein sehr glückliches Leben. Da gab es keine Traurigkeit. Also sollte ich wirklich keine Albträume haben. Vielleicht muss ich im Schlaf leiden, weil ich es in der Realität nie musste.

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