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28. Dezember 2007
 

auslandsjournal

 
donnerstags, 21.15 Uhr
Trauer der Trostfrauen.
Keine Entschädigung für die "Trostfrauen"

auslandsjournal

Trauer der "Trostfrauen"

Streit um japanische Kriegsbordelle

Die Zahl ist erschütternd: Wahrscheinlich wurden mehr als 100 000 Asiatinnen während des Zweiten Weltkrieges vom japanischen Militär vergewaltigt. Bisher wurde keiner der Verantwortlichen dafür zur Rechenschaft gezogen, keine Frau erhielt Entschädigungen. Japans rechtskonservativer Premier Shinzo Abe sagte sogar, es gäbe für die Verbrechen "keinerlei Beweise".

 
 
 
 

Sie waren noch Kinder, als die japanische Armee Ende 1937 in China einmarschierte. Die chinesischen Mädchen wurden in Kriegsbordelle gebracht. Dort mussten sie täglich 30 bis 40 Männer bedienen. Das sollte die Moral der Japaner stärken, die Soldaten vom Heimweh "trösten". "Trostfrauen" nennt man die Zwangsprostituierten euphemistisch. Auch nach dem Krieg war ihr Leiden nicht vorbei. Wegen ihres Schicksals aus der asiatischen Gesellschaft ausgeschlossen, litten sie einsam.

 
Trauer der Trostfrauen.
Die überlebenden "Trostfrauen" sind über 80 Jahre alt

Die Opfer schwiegen aus Scham

Diejenigen, die das Martyrium überlebt haben, sind heute über 80 Jahre alt. Über die Zahl der Betroffenen gibt es unterschiedliche Angaben. 100 000 - 200 000 Frauen aus Südkorea, China, Taiwan, Indonesien und den Philippinen sollen von der japanischen Armee in Kriegsbordelle geschleppt worden sein. Genau kann man es nicht bestimmen. Die Opfer haben aus Scham über das Verbrechen geschwiegen. Viele starben durch Krankheiten und Misshandlungen, einige begingen Selbstmord.

 

Der japanische Ministerpräsident Shinzo Abe hat international einen Sturm der Entbrüstung ausgelöst, als er im März erklärte, es sei "nicht durch Fakten erwiesen", dass Japan Frauen zur Prostitution gezwungen habe. Kurze Zeit später sprach er dann sein Bedauern für das Leiden der Trostfrauen aus, nahm seine vorherigen Bemerkungen jedoch nicht zurück. Der rechtsextreme Parlamentarier Nariaki Nakayama provozierte noch mehr. Er sagte, man könne die Bordelle von damals "mit Studentencafés vergleichen, die von privaten Unternehmen betrieben wurden."

 

Sklavinnen des japanischen Staats

Yoshikazu Yoshimi, ein Historiker der Chuo-Universität in Tokio, hat bereits 1992 in Militärdokumenten Beweise dafür gefunden, dass die japanische Armee an der Beschaffung der Frauen für die Kriegsbordelle beteiligt war. Wie auch immer die Frauen in die Freudenhäuser kamen, sie waren dort praktisch Sklavinnen des japanischen Staats. Seine Beweise drängten die Regierung dazu, das unrühmliche Kapitel der Kriegsgeschichte auch in die Schulbücher aufzunehmen. Doch in den vergangenen Jahren hat eine Gruppe von 130 liberaldemokratischen Politikern erfolgreich darum gekämpft, alle Hinweise auf das Verbrechen wieder aus den Büchern zu löschen.

Trauer der Trostfrauen.
Trauer der "Trostfrauen"

Bisher gab es neun große Sammelklagen gegen die japanische Regierung. Alle scheiterten. Ende April entschied Japans höchstes Gericht, dass die "Trostfrauen" keinen Anspruch auf Entschädigung haben. Japan hatte bei den Friedensverträgen nach dem Zweiten Weltkrieg darauf geachtet, dass Entschädigungsforderungen ausgeschlossen sind. In den 90er Jahren wurde ein "Fond für asiatische Frauen" gegründet. Von den elf Millionen Euro bekamen 360 ehemalige Trostfrauen Geld. Die japanische Regierung hatte etwas mehr als die Hälfte gespendet, der Rest kam von privaten Gebern. Die Regierung betonte jedoch, das Geld sei für "medizinische Unterstützung und Sozialhilfe", nicht als Entschädigung gedacht. Viele Opfer lehnten die Zahlungen ab. Ende März löste die Regierung den Fond schließlich auf. Das Thema sei inzwischen endgültig verjährt.

 

Bisher haben die Trostfrauen in Japan keinen Trost gefunden. Die Enttäuschung über die Entscheidung des japanischen Gerichts ist groß. Doch ihre Klagen haben zumindest die Öffentlichkeit auf ihr Schicksal aufmerksam gemacht. Friedrich Nietzsche sagte einmal: "Für den Einsamen ist schon Lärm ein Trost".