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Bezirksapostel Klingler und sein Glaubwürdigkeitsproblem

" Gern reiche ich allen zur Versöhnung meine Hand! " liess Bezirksapostel Wilfried Klingler in einem Schreiben vom 5. Januar 2008 an das Internet-Magazin glaubenskultur verlauten. Sofort jubelten manche Mitglieder der NAK: "Klingler will sich nach den demagogischen Ausserungen des NAK-Chefhistorikers Walter Drave am Informationsabend am 4. Dezember 2007 mit der VAG versöhnen." Doch, so fragten Leser bei mediasinres.net an, ist dieses Angebot tatsächlich mehr wert als das von mediasinres.net bereits als scheinheilig bezeichnete "Versöhnungsangebot" von Dr. Wilhelm Leber, Stammapostel und geistliches Oberhaupt der NAK?

Was bisher geschah ...

Dass die demagogische Geschichts-Apologie des NAK-Chefhistorikers Walter Drave, vorgestellt am Infoabend (am 4. Dezember 2007, mediasinres.net berichte hier darüber) wochenlange öffentliche Proteste und Diskussionen nach sich ziehen würde, damit hatten die Verantwortlichen der neuapostolischen Kirchenleitung bestimmt nicht gerechnet. Dem Herausgebers des Internetmagazins glaubenskultur (gk) gegenüber nahm mit Bezirksapostel Wilfrid Klingler erstmals ein Mitglied der Kirchenleitung Stellung zu den Vorgängen.

gk zitierte am 1. Januar 2008 in einem kostenpflichtigen Premium-Artikel Klinger in dem Sinne, dass es niemandem ausser vielleicht Stammapostel Leber und Drave selbst bewusst gewesen sei, dass Drave die Ergebnisse seiner Geschichts-Aufarbeitung in dieser Schärfe vortragen würde. Klinger erwähnte offenbar auch, dass es bedauerlich sei, dass nach jahrelangen Gesprächen nun deswegen [Anmerkung: Also wohl nur der Schärfe wegen?] eine "Eiszeit" zwischen der VAG und der NAK eingekehrt sei. Er sei aber bestrebt, so gk, sich für die Versöhnung einzusetzen.

Ob nun Klinglers Aussagen auf gk nicht richtig zitiert wurden oder ob es ihm seiner eigenen Courage wegen "unwohl" wurde: Am 5. Januar fühlte sich der Gebietskirchenleiter (und damit auch Mitglied der kirchenleitenden Bezirksapostelversammlung), bemüssigt, gk eine zusätzliche schriftliche Stellungnahme/Präzisierung zukommen zu lassen. Darin findet sich nun der eingangs erwähnte Satz ganz am Ende des Briefes.

Wie ist das Versöhnungsangebot Klingers zu werten?

Wer diesen Brief alleine (d.h. aus dem Gesamtkontext gerissen) liest, mag mit etwas Goodwill durchaus zum Schluss kommen, dass Klingler hier ein wirkliches Versöhnungsangebot formuliert hat.

Dem aufmerksamen Leser entgeht jedoch nicht: Klingler nimmt mit keiner Silbe zum Inhalt des eigentlichen Corpus Delicti, der Drave-Apologie, Stellung. Entsprechend fehlt auch das, was das Wort "Versöhnung" von seiner ethymologischen Herkunft gewissermassen vorgibt, nämlich Bereitschaft zur Sühne, zur Busse, zur Reue. Das würde beispielsweise mit einem "Es war falsch, was da geschehen ist und ich entschuldige mich dafür." zum Ausdruck kommen.

Es muss also davon ausgegangen werden, dass Klingler die demagogisch-apologetische "Geschichtsverzerrung" Draves durchaus billigt und sich höchstens an der erwähnten Schärfe stört.

Die Klingler-Aussagen im gk-Artikel bestätigen genau diesen Eindruck. Er wird dort so zitiert, dass zu unterscheiden sei zwischen historischen Fakten, dem Veröffentlichen derselben und der Art, wie etwas veröffentlicht wird. Klinger stört sich dabei lediglich an der Art/dem Ton der Veröffentlichung resp. stellt indirekt in Frage, ob man die Ergebnisse überhaupt hätte veröffentlichen sollen - womit die NAK dann wieder bei ihrem seit Jahrzehnten praktizierten "Wir sagen nichts, wir sitzen das alles schweigend aus" angekommen wäre. Auch stört Klingler sich, wie vorstehend erwähnt, vor allem an der Schärfe des Drave-Vortrages anlässlich des Infoabends. Dass dieser Vortrag keinesfalls schärfer ausfiel als die zugrunde liegende 55seitige Geschichts-Zusammenschau Draves, sei hier nur am Rande angemerkt.

Ein weiterer wichtiger Punkt ist: Klingler weiss nicht "erst" - wie die anderen Bezirksapostel - seit dem 25.04.2007 sehr genau, wie das Ergebnis von Draves "Geschichtsforschung" aussieht, denn Klingler ist seit 2004 Mitglied und seit Ende 2006 sogar Vorsitzender der sogenannten Koordinationsgruppe (KG), die - so auf der Website der NAK International beschrieben - folgende Aufgaben hat:

Was macht die KG? Was ist ihre Aufgabe? Warum gibt es so viele Tagesordnungspunkte? Damit die rund 20 Projektgruppen, die zum Teil schon seit Jahren im Namen der Neuapostolischen Kirche forschen, effizient und zielgerichtet arbeiten, ist eine Koordinationsgruppe eingerichtet, die direkt dem Stammapostel unterstellt ist. Sie setzt sich aus drei Bezirksaposteln oder Bezirksapostelhelfern und einem Projektmanager zusammen. Jeder ist jeweils für sechs Jahre in der Gruppe tätig. Die KG begleitet nicht nur lenkend die Arbeit der Gruppen, sondern sorgt auch dafür, dass dem Stammapostel schlüssige Arbeitsergebnisse vorgelegt werden. Nach Begutachtung durch den Stammapostel kommt ein Arbeitsergebnis in eine Bezirksapostelversammlung (BAV). Die endgültige Entscheidung trifft der Stammapostel.

Es ist kaum anzunehmen, dass Klingler an dieser Steuer- und Schaltstelle der Macht nicht bereits lange vorher gewusst hat, woran Drave arbeitet und wie das Ergebnis aussehen wird. Und falls er wider Erwarten nichts wusste, würde das eine ganze Menge anderer Fragen aufwerfen, insbesondere auch nach der Rolle von Dr. Wilhelm Leber als geistlichem Oberhaupt der Kirche, dessen Amtsverständnis und Verständnis der festgelegten Abläufe - und seinen Beweggründen, die Koordinationsgruppe zu hinterlaufen.

Da also Klinger als Vorsitzender der einflussreichen KG die Möglichkeit gehabt hätte, bereits frühzeitig gegen Draves Art der Geschichtsverzerrung zu intervenieren resp. lenkend einzugreifen, kann nur ein Schluss gezogen werden: Klingler beurteilt die Ausarbeitung Draves als schlüssiges Arbeitsergebnis und steht somit inhaltlich voll und ganz hinter der Draves Werk!

Bedenklich ist dies gerade auch, weil Klingler nicht nur Vorsitzender der KG, sondern auch des "Gremiums für besondere Angelegenheiten" (GbA) ist. In dieser Funktion leitet er seit Jahren die Gespräche mit der VAG - und muss sich gerade deshalb über die Folgen dieser Drave-Geschichsverzerrung vollumfänglich im Klaren gewesen sein. Dass er in seinem Brief von einer "Glaubwürdigkeitskrise" im Verhältnis zur VAG spricht, nun, daran dürfte er weitestgehend selbst verantwortlich sein.

Zieht man abschliessend noch in Betracht, dass Klingler erst nach vier turbulenten Wochen mit nicht enden wollenden öffentlichen Protesten und zudem erst auf Anfrage von gk mit diesem vermeintlichen Versöhnungsangebot an die Öffentlichkeit tritt, dann kann nur festgehalten werden: Ein solches Vesöhnungsangebot ist Augenwischerei, eine reine Farce und nicht mehr wert als das Stück Papier, auf dem es geschrieben steht - und zwar solange, bis hier konkret Busse getan wird und dieses Drave-Pamphlet aus den Unterlagen der NAK entfernt wird.

Einmal mehr zeigt sich, dass auch Wilfried Klingler so wie alle anderen Apostel und Bezirksapostel nach dem Motto "Wes Brot ich ess`, des Lied ich sing!" handelt. Als ausgezeichneter und in seinem Auftreten durchaus sympathisch wirkender Kommunikator macht er das jedoch deutlich geschickter als manch anderer seiner Apostel-Kollegen in der Gesamtkirchenleitung (BAV) - und schafft es damit einmal mehr, bei vielen Mitgliedern dieser Kirche zu punkten.

Bei genauer Betrachtung gerade dieses Falles sowie der auch im "LINDD-Interview" geschilderten Geschehnisse ist die Frage erlaubt: Wie glaubwürdig ist Bezirksapostel Wilfried Klingler überhaupt und nicht nur gegenüber der VAG?

Update 07.01.2008 12:50 Uhr


Drucken  07.01.2008 00:43

Lesen Sie dazu auch die Kommentare unserer Leser:

R/S am 07.01.2008 13:45

Wo ist die Kokusnuss, wo ist die Kokusnuss, die ganze Affenband brüllt...?

Das Geistesprozedere, welches in das geschichtsverkehrende Pamphlet des Infoabends mündete, war laut Bap. Klingler folgendes:

Am 25.4.2007 hielt Apostel Drave anlässlich der BAV Europa einen mehrstündigen Vortrag mit anschließender Aussprache.

Zumindest die zeitliche Komponente (mehrstündig) lässt darauf schließen, dass dieser Vortrag die ganze 55-seitige Geschichtsklitterung zum Inhalt hatte. An diesem Papier konnte dann in der anschließenden Diskussion aber nur an formalen Kleinigkeiten gefeilt werden, denn zu den inhaltlichen Teilen konnte die BAV-Teilnehmer ja nichts sagen.

Am 26.5.2007 hielt Apostel Drave an der europäischen Apostelversammlung einen einstündigen Vortrag.

Einen Monat später war dann offensichtlich das erste „Summary“, also die präsentative Zusammenstellung fertig, welche den Kern für den späteren Info-Abend bilden sollte. Erneut konnte es, falls überhaupt geschehen?, nur um formale Änderungen gehen, beispielsweise wann welches Argument oder Zitat wo auftauchen würde oder wo noch gekürzt zu werden hätte etc.; für den Inhalt – und nur um diesen geht es doch – waren der Geschichtsapostel Drave und seine AG Geschichte alleine zuständig.

Auf Grundlage der vorstehend genannten Vorträge hat die AG Geschichte den am 4.12.2007 von Apostel Drave gehaltenen Vortrag erstellt. Diese Ausarbeitung hat dann allerdings nicht mehr den Bezirksaposteln/Aposteln vor Veröffentlichung vorgelegen.

Diese letzte Ausarbeitung, von der Klingler behauptet, sie hätte ihm und seinen Geisteskollegen nicht mehr vorgelegen, war im Prinzip nur das letzte formale Zurechtbiegen des längst feststehenden Inhalts auf die zeitlichen und präsentativen Bedürfnisse des Infoabends.

Entschuldigen Sie liebe Leser, aber für wie doof halten diese Leute ihre Gläubigen eigentlich? Nachdem nun das Kind mitsamt der Wanne den Bach runterging, geht es um Schadensbegrenzung, OK. Das kann aber nicht heißen, dass nun mit naivsten Mitteln den fragenden Mitgliedern wachsweicher Sand in die Augen gestreut wird, um vom eigentlichen Desaster abzulenken.

Schadensbegrenzung kann im Gegenteil nur absolute Offenheit bedeuten. Sowohl der Vortrag Draves vom 25. April 2007 als auch sein Vortrag vom 26. Mai 2007 müssen im Original ins Netz gestellt werden, und zwar mit beglaubigenden Unterschriften aller der damaligen Zuhörer, dass es sich um das jeweilige Original in unveränderter Form handelt.

Dann müssen die Abänderungen bzw. Abänderungswünsche (falls vorhanden) der BAV von dieser offengelegt und begründet werden. Ebenso muss von der AG Geschichte die Auswahl der Zitate und Dokumente bzw. das Weglassen wesentlicher Zeitzeugen und Dokumente plausibel gemacht und ebenfalls öffentlich begründet werden.

Das ist das mindeste, was diese Herrschaften ihren fast 400.000 gehälterzahlenden Gläubigen im deutschsprachigen Raum, aber auch den Mitgliedern der VAG schuldig sind! Wird diese Minimalforderung nicht erfüllt, braucht sich niemand beschweren, wenn diese Herrschaften in der Folgezeit in allem, was sie unternehmen oder von sich geben, öffentlich im Netz und in den Gemeinden zerrissen werden. Wer einmal lügt, dem glaubt man nicht, selbst wenn er dann (beim zweiten Mal) die Wahrheit spricht...

Uli am 08.01.2008 11:56

Faktenresistenz und dummdreiste Beharrlichkeit (1)!

Guckst Du hier ...

Es ist bereits alles gesagt!

R/S am 08.01.2008 13:17

Präzisierung der Funktion der KG

René Münterer schreibt:

Da also Klingler als Vorsitzender der einflussreichen KG die Möglichkeit gehabt hätte, bereits frühzeitig gegen Draves Art der Geschichtsverzerrung zu intervenieren resp. lenkend einzugreifen, kann nur ein Schluss gezogen werden: Klingler beurteilt die Ausarbeitung Draves als schlüssiges Arbeitsergebnis und steht somit inhaltlich voll und ganz hinter der Draves Werk!

Dazu sei angemerkt:
Diese sogenannte KG oder Koordinationsgruppe ist ein trefflich gewählter Euphemismus, der in keiner Weise das zutage treten lässt, was die tatsächliche Funktion dieser Herrschaften ausmacht.

Im Prinzip ist diese KG so etwas wie die kath. Version dessen, was den Vorsitzenden der Glaubenskongregation ausmacht, nur ohne einen Hauch dessen, was die wissenschaftliche Expertise der kath. Institution ausmacht.

Gerade diese KG ist der beste Beweis dafür, dass und warum die NAK eine Sekte ist. In ihr wird ausschließlich aufgrund NAK-systemischer Vorgaben bewertet, gewichtet und ... verworfen - ohne jegliche theologischen, religions- oder bibelwissenschaftlichen Kenntnisse, nicht einmal Grundkenntnisse.

Dabei hat diese KG ein Machtpotenzial, mit der die Erkenntnis aller anderen zusammengenommen mit einem Federstrich niedergewalzt werden kann und auch wird. Mit anderen Worten, eine Willkürzentrale der Macht, wie es solches nur in totalitären Regimen gibt.

Ronald Wasserrab am 08.01.2008 13:17

Klingler kannte auch die Form des Vortrages vor der Veröffentlichung

Klingler in seinem Brief an gk:

Auf Grundlage der vorstehend genannten Vorträge hat die AG Geschichte den am 4.12.2007 von Apostel Drave gehaltenen Vortrag erstellt. Diese Ausarbeitung hat dann allerdings nicht mehr den Bezirksaposteln/Aposteln vor Veröffentlichung vorgelegen.

Leber in seinem Brief an die VAG:

Den Vorwurf, wir hätten Absprachen zur vorherigen Information nicht eingehalten, kann ich nicht stehen lassen. Bezirksapostel Klingler hatte zuvor Kontakt zu Ihnen aufgenommen und Ihnen die Internet-Version zugestellt.

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