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Ferrari in der Krise

Nach einem doppelten Motorschaden beim Chaos-GP in Melbourne herrscht bei den Roten aus Maranello Alarmstimmung.

Weltmeister Kimi Räikkönen fällt aus. Weltmeister Kimi Räikkönen fällt aus. DruckenSendenLeserbrief
Hoch gehandelt, tief gestürzt! Während sich Vizeweltmeister Lewis Hamilton im McLaren mit dem souveränen Sieg beim Chaos-GP in Melbourne gleich an die Spitze setzte und danach von seinem bisher besten Rennen sprach, endete der ausfallsreiche WM-Auftakt in Australien für Ferrari in der Krise. Beide F2008 blieben mit Motorproblemen liegen, so etwas ist den Roten aus Maranello schon lange nicht mehr passiert.

Für Felipe Massa war es schon in der 29. Runde vorbei. Weltmeister Kimi Räikkönen kam wenigstens bis in die 53. von 58 Runden, was ihm am Ende wegen der 15 Ausfälle sowie der Disqualifikation von Honda-Pilot Rubens Barrichello sogar noch einen WM-Punkt bescherte. Bei den zu klaren Favoriten erklärten Italienern herrschte klarer Weise Alarmstufe rot. Beide Motoren wurden von Australien zur Überprüfung nach Maranello geschickt in der Hoffnung, schnell die Ursachen zu erfahren. Der nächste GP steht schon kommenden Sonntag in Malaysia an.

"Mit dem falschen Fuß aufgestanden"

"Es muss Jahre her sein, dass bei uns beide Motoren gleichzeitig kaputt gegangen sind", ärgerte sich Team-Manager Luca Baldisseri und Teamchef Stefano Domenicali gestand ein: "Wir sind hier echt mit dem falschen Fuß aufgestanden. Das Team hat in Australien nicht auf dem üblichen Standard funktioniert und jetzt müssen wir die Ärmel aufrollen." Nur überreagieren dürfe man nicht. "Wir waren vorher kein Phänomen und sind jetzt auch keine Kaltblüter."

Die Ferrari-Piloten waren schockiert. "Ein schrecklicher Saisonstart, völlig unüblich für Ferrari", meinte ein entsetzter Massa. Räikkönen erinnerte hingegen daran, was er schon im Vorjahr gesagt hatte. "Die Saison ist lange. Und wir haben uns schon viel weiter hinten wieder zurückgekämpft." Tatsächlich zeigt der Blick auf das Vorjahr, wie schnell es sich drehen kann. Damals hatte Ferrari in Australien gewonnen, anschließend hatte McLaren beim nächsten GP in Malaysia einen Doppelsieg gefeiert.

Sonntag in Malaysia

Malaysia steht auch diesmal schon am kommenden Sonntag als nächstes Rennen an und Ferrari ist nicht das einzige Team, das mit Problemen nach Sepang kommt. Auch der Toyota von Timo Glock ist so kaputt, dass die Japaner alle Hände voll zu tun haben, um dem Deutschen beim feuchtheißen Dschungelrennen ein Auto zur Verfügung stellen können. Und der japanische Wurz-Nachfolger Kazuki Nakajima muss wegen seines Manövers gegen Robert Kubica (BMW) mit seinem Williams in der Malaysia-Startaufstellung zehn Plätze nach hinten.

Bei den Red-Bull-Teams war letztlich nur der späte Motorschaden von Sebastien Bourdais zu analysieren, fährt doch Toro Rosso ebenfalls mit Ferrari-Triebwerken. So kam der Franzose beim WM-Debüt um einen sensationellen vierten Platz. Teamkollege Sebastian Vettel kam nicht einmal richtig dazu, seinen Ferrari-Achtzylinder zu fordern. Dieser wäre schon am Start fast abgestorben, dann war für den 20-jährigen Jungstar aber ohnehin in Runde eins nach einem Crash alles vorbei.

Berger lobt Bourdais und Vettel

"Nicht auszudenken, was heute an Punkten möglich gewesen wäre", seufzte auch Mitbesitzer Gerhard Berger. Der Tiroler war von der Teamtaktik aber ebenso begeistert wie von seinen Piloten. "Bourdais hat gezeigt, dass er der richtige Fahrer neben Vettel ist", freute sich Berger. Und Vettel ist für Berger ohnehin längst eine "unverkäufliche" Aktie, die bis bis 2010 bei Red Bull bleiben werde. Ob auch bei Toro Rosso, wollte Berger aber nicht klar beantworten. Vettel, den Berger auf eine Stufe mit Hamilton stellt, "hat das Zeug zum Weltmeister"!

Die "kleinen" Toros waren in Melbourne dennoch die Bilanzretter bei Red Bull. Hatte der Bremsscheiben-Defekt im Qualitraining bei Pilot Mark Webber noch zu einer bissigen Bemerkung ("Was für ein Glück, dass wir keine Flugzeuge bauen") geführt, verlor Red Bull Racing am Renntag beide RB4 durch unverschuldete Unfälle.

"Das ist fürchterlich enttäuschend. Vor allem ist es erschütternd, wenn beide Autos durch ungestüme Manöver von anderen Fahrern aus dem Rennen befördert werden", sagte Konsulent Helmut Marko. Von Protesten sah man aber ab. Marko: "Wir hätten eine Menge Punkte machen können. Aber für Proteste sind wir zu sehr Sportler." Teamchef Christian Horner war aufgefallen: "Das Auto hat Potenzial. Aber ab dem Qualifying hatten wir nur noch Pech. Speziell Webber zieht das Pech derzeit förmlich an."

Artikel vom 17.03.2008 12:17 | apa | tan

Sport & Motor


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