"Si porro insistas,
cineris calcare memento, Quos Sancti Magni terra sacrata tegit."
---
"Wenn Du auch
in der Ferne verweilen magst, gedenke der Asche derer,
die der geweihte
Boden von St. Magnus bedeckt."
Dieser Vers stammt aus einem Gedicht. Er
ist ein Hinweis darauf, daß die Billunger Grafen in St.
Magnus bestattet sein könnten. Nach einer mündlichen
Überlieferung war St. Magnus eine Begräbnisstätte
-diese Vermutung wurde schon frühen 19. Jahrhundert durch
einige Funde bestätigt. Als in den Jahren 1867- bei dem Neubau
der alten Schule am Kapellenberg und 1892 bei dem Bau von Haus Schotteck, Ausschachtungsarbeiten durchgeführt
wurden, stieß man auf viele Menschenknochen. "Zwei
alte Grabplatten, so hat der verstorbene Hofmeier Addicks seinem
Sohne erzählt, sind zu Lebzeiten seines Großvaters
(das wäre etwa um 1800 herum gewesen) von der Friedhofsstelle
in St. Magnus, auf zwei Bauernwagen nach dem Lesumer Friedhof
gefahren worden" (6).
Diese Textstellen bestätigen
die Vermutung, daß sich an dieser Stelle ein Friedhof befunden
haben muß. Vermutlich hat es schon im vorigen Jahrhundert
im Bereich der Villen Schotteck und Lesmona archäologische
Ausgrabungen gegeben. In dem authentischen Liebesroman "Sommer
in Lesmona" schreibt Magdalene
Melchers am Tag ihres
Brautfestes, das am 3. Juni 1895 in der Villa Lesmona gefeiert
wurde: "Onkel Herbert rief Rudi zu den Ausgrabungen, die
Dausch geschickt hatte"(5). Constantin Dausch war jedoch ein
bekannter Bremer Bildhauer und kein Archäologe. Somit bleibt
es ungewiss, was Magdalene Melchers mit dem erwähnten Satz
gemeint hatte.
Nicht nur die sterblichen
Überreste der St. Magnuser Ureinwohner wurden bei Schotteck
gefunden -auch Münzen kamen ans Tageslicht. Im August 1829
fand ein Landwirt beim Begraben seines Ackers, (da wo der Sage
nach vor Zeiten eine Ritterburg gestanden (8) (im Bereich der Villa Lesmona),
einen Topf mit fünf Pfund Silbermünzen...Ferner
in Nummer 90 des "Bremischen Mitteilungsblattes": "Es
ist wohl mit Gewißheit anzunehmen, daß der 1829 gefundene
Schatz im Jahre 1349 bei dem Andringen der Bremer gegen das jenseitige
Lesum-Ufer vergraben wurde...(8)
Weiterhin werden einige
Vermutungen aufgestellt, in denen es heißt, daß der
Schatz im Jahre 1349 von einem Bremer Kaufmann vergraben worden
sei, der befürchtete, daß ihn oldenburgische Soldaten
ausrauben könnten. Damals befand sich Bremen im Streit mit
dem Grafen Moritz von Oldenburg. Er hatte im selben Jahr die Vorstädte
bis hin zur Lesum verheert.
In dem Artikel des
"Bremischen Mitteilungsblatt" Nr. 90 wird sogar angenommen,
daß die Münzen dort von Piraten vergraben wurde. Seeräuber
hatten die Gewohnheit: "ihre Beute an Land zu vergraben.
Der sagenhafte Störtebecker-Schatz (?) soll noch immer ungehoben
in Mutter Erdes Schoß ruhen" (8). Anhand solcher mutmaßungen und Märchen,
die in damaliger Zeit verbreitet wurden, ist sehr gut zu verstehen,
warum sich auch um die Geschichte von St. Magnus so viele Sagen
ranken.
Eine große Anzahl
von Münzen fand man erneut im Jahre 1867 bei Ausschachtungsarbeiten
für den Bau einer Halle bei Knoops Schloß. Es waren
Brakteaten (einseitig geschlagene Münzen), die im 13. und
im 14. Jahrhundert in Niedersachsen hergestellt wurden. (6)
Der letzte Münzenfund
datiert auf das Jahr 1886 zurück. Bei dem Bau der Villa Schotteck,
wo man Menschenknochen ausgegraben hatte, fand man auch einige
Münzen (Brakteaten), auf denen teilweise drei Türme
abgebildet waren. Friedrich Spengemann vermutet dahinter das Wappen
der Stadt Hamburg, schließt aber auch die Möglichkeit
ein, daß es sich dabei um das Wappen der "Von der Lesmon"
handeln könnte. (Siehe Wappen unten)
Das Wappen der Grafen von Lesmona?
Mit den Grafen von Leßmon beginnt
auch der geschichtliche Ursprung von St. Magnus. Er läßt
sich bis in das 9. Jahrhundert zurück verfolgen. Als unsere
Heimat zum Christentum bekehrt wurde, setzte der damalige Kaiser
um 860
den Grafen Hermann als Lehensgrafen ein. Dieser ließ sich
vermutlich auf dem Geestrücken
an der Lesum eine Burg errichten. "Zur Leßmon"
wurde der Graf genannt -ein Hinweis auf seinen Sitz an der Lesum.
Später gind der Besitz an Liudjers Neffe über: "Die
Nach Liudjers Tode vom Kaiser eingezogene Graffschafft Lismona
wurde in der Folge Liudjers Bruder Sohne, dem Ditmar verliehen.
Nach dessen Tode verfiel die Graffschafft dem Kaiser Heinrich
III." (6)
Über das adelige Geschlecht von
"den von der Leßmon" wurde später in einem
Dokument geschrieben, in dem die Herkunft des Wappens behandelt
wird:
De von der Leßmon
haben ihren Zunahmen ohne Zweifel von dem nicht weit von der Stadt
Bremen an der Leste (Lesum) gelegenen Ort Lesmona, woselbst vorzeiten
eine Burg gewesen, von welcher die dreh (drei) Thürme in
dem Wapen dieses Geschlechts mögen entliehen sehn. Von dem
Ursprung desselben habe ich keine Nachricht gefunden; aber den
Untergang setzet Erz-Bischoff Johannes Rode in das 15de Jahrhundert,
wenn er in seinem bekandten MSCro diese Worte gebrauchet, den
Anführung der Dienst-Männer der Kirche zu Bremen: De
van Leßmen, de sind in korter tyth verkamen. Anno Christi
1412 hat noch gelebet Martin von der Leßmen, welcher obengesetztes
Wapen gebrauchet, und ist Erz-Bischöfflicher Ambt-Mann zu
Bederkese gewesen. Vid. D. Kreffringii MSC. Difcurs. de R. B.
p. m. Vor der Zeit sind auch verschiedene dieses Nahmens im Leben
gewesen, als Anno 1321. Matthias de Lesmona. 1323. Jacobus de
Lesmona. 1333. Gerhardus & Hermannus de Lesmona. und 1337.
Albertus de Lesmona.
"Monumenta
Nobilitatis Antiquaere", Mushard
Vermutlich ist handelt
es sich bei den Grafen von Lesmon um die Billunger Grafen. Sie
kamen aus Sachsen und trugen alle verschiedene Titel, wie Herzog
von Sachsen. Im Stammbaum der Billunger Grafen, also der Herzöge
von Sachsen finden wir vereinzelt den Namen "von der Lesmon".
Es ist daher anzunehmen, daß sie auch Grafen von der Lesmon
genannt wurden.
Die Burg Lesmona,
rechts daneben die St. Magnus Kapelle
Die Burg der "von der Lesmon"
stand vermutlich in der Nähe der Villa
Lesmona, wo man bei Ausschachtungsarbeiten Anfang des
18. Jahrhunderts einen Stollen entdeckte, der in den Hügel
in Richtung der Liegehallen führte. Der Bremer Kunsthallendirektor
und spätere Ehemann von Marga Berck (Magdalene Melchers),
Gustav Pauli, erwähnt dies in seinen "Erinnerungen aus
sieben Jahrzenten". Nach Meinung von J.G. Roth vom Jahre
1719 "zeigen die Einwohner im Westen einen hohen Berg,
einem Wall nicht ungleich, und gaben für, daß das Schloß
allda soll gestanden haben. Jetzo ist darauf nichts mehr, als
ein kleines Haus mit Kohlgarten."
Friedrich Spengemann erwähnt in
seinem Buch (6) Das noch um die Jahrhundertwende,
bei Erdarbeiten auf dem Melcherschen Gut, sonderbar geformte lange
Ziegel gefunden wurden. Diese Tatsache bestätigt auch die
Annahme des Historikers Mushard, der in seinem Buch von Resten
einer Ruine berichtet. Der Gärtner Addicks, der für
Hermann Melchers als Hofmeier das Gut "Lesmona" verwaltete,
beschrieb die Ziegel "als sehr schmale, braungebrannte
Ziegel mit langen Haken" (6).
Somit kommt der Standort an der Villa Lesmona für eine Burg
in Frage. Vielleicht ist der kleine Hügel, der sich heute
noch zwischen den Liegehallen und der Villa Lesmona aufbäumt,
der Rest eines Burgfundamentes.
Die allgemein übliche Annahnme,
daß der Emmaberg in Lesum der Standort der Burg gewesen
sei, ist laut Spengemann unbegründet, zumal der Berg erst
seit wenigen Jahrzehnten den Namen trägt und ursprünglich
Kühlkens Berg hieß. Der Emmaberg währe auch insofern
als Burg-Standort nicht geeignet, weil die Burg, wenn sie denn
dort gestanden hätte, einen unstrategischen Platz gehabt
hätte, von dem man in die Lesum einfahrende feindliche Schiffe,
nicht sehen konnte.
Im Schutze der Burg lag der sogenannte
Meierhof, die Meierhofstrasse erinnert an ihn. Er war ein wichtiger
Bestandteil des Burglebens, da er die Burgbewohner mit den Erzeugnissen
des täglichen Bedarfs ausstattete. Der Hof stand im Bereich
der "Meierhofstrasse"
Ecke "Auf
dem Hohen Ufer" und er bestand nachweislich über
600 Jahre. Als er 1938 abgebrochen wurde, verschwand mit ihm ein
Zeuge der Geschichte unserer Heimat.
Nach Erlöschen der Billunger Grafenlinie
ging der Hof an den Bremer
Erzbischof Adalbert2
über, der mit den Einkünften des Hofes das Domkapitel
ausstattete. Als Zeichen seiner Dankbarkeit soll Adalbert in St.
Magnus eine Kapelle errichtet haben. Heinrich Hoops schreibt in
seinem Buch "Die Gründung
der Kirchengemeinde Aumund", Vortrag zur 50-Jahrfeier, 1924: In dat
Jahr 1757 hett Generalsupperndent Pratje en Book rutgeben aber
de Herzogdömer Bremen un Verden. Darin seggt he, dat de Leeßmer
Karken veer Kapellen stift harr: een to Ritterhur, een to Sankt
Mangels, een to´n Swanewedel un een to´n Blomendaal.
Bloß de een von disse Dochders-St. Mangels- is naher storben".
(3)
Im Jahre 1046 hatte Adalbert (altdeutsch
für "durch Adel glänzend") eine List angewandt,
um die Grafschaft Leßmon in den Besitz der Stadt Bremen
zu bringen. Er lud den damaligen Kaiser Heinrich III. zu sich
nach Lesum ein, "umb das vorgebrachte übele Verhalten
seiner (des Kaisers) Bedienten besser und genauer einzusehen"
(6) worüber
Adalbert sich beim Kaiser oftmals beschwert hat. "Unter
Wegens wird der Kayser in einem Busche nahe bey Lesmon von allen
Seiten her feindlich angefallen, und wäre vielleicht ermordet
worden, wenn ihm nicht der Ertz-Bischoff wäre zur Hülffe
kommen. Dieses große Verbrechen wurde dem Grafen Ditmar
zu Leßmon beygemessen" (6). Ditmar, der aus der Linie der Billunger Grafen stammt,
wurde in Poelde bei Herzberg vor Gericht gestellt und mit dem
Tode bestraft. Die Grafschaft Lesmon ging an die Stadt Bremen
über und fiel somit unter den Einfluss Adalberts. Der Anfags
schon erwähnte Lateinischen Vers "Wenn Du auch in
der Ferne verweilen magst, gedenke der Asche derer, die der geweihte
Boden von St. Magnus bedeckt." stammt aus einem Gedicht,
das von dem Zweikampf des Grafen Ditmar mit seinem Dienstmann
dem Erzbischof Adalbert, der ihn verriet, handelt. Es gab für
den Historiker Mushard den Grund zur Annahme, daß die Billunger
Grafen in St. Magnus begraben sein könnten. Es wird angenommen,
daß Adalbert den Überfall organisiert habe, und dem
Grafen Ditmar die Schuld dafür beigemessen habe, damit die
Grafschaft Leßmon an die Stadt Bremen überging.
"Die Geschichte hat die Menschheit
nie gebessert"
Christian Diedrich Grabbe (1801-1836)
Die von der Lesumer Kirche gestiftete
Kapelle in St. Magnus wurde nach einem Heiligen namens Magnus
benannt (Magnus = lath.
Bedeutung für der Große). Wer
dieser Magnus war ist bisher nicht bekannt, denn im Laufe der
Jahrhunderte hat es viele mit dem Namen Magnus gegeben. Ein Magnus,
der im Jahre 1059
durch den Erzbischof Adalbert von Bremen in Jütland zum Bischof
geweiht wurde, könnte als Namensgeber für St. Magnus
in Frage kommen. Eine Legende besagt, daß Magnus ein Priester
gewesen sei, der von Erzbischof Adalbert als Missionar in den
Norden geschickt wurde, wo er den Märtyrertod starb. Später
sprach Adalbert ihn heilig. Hierbei handelt es sich jedoch um
eine Legende -eine von vielen, die sich um die Entstehung des
Ortsnamens St. Magnus ranken. Im nordschottischen Kirkwall benannte
man eine Kirche nach einem heiligen Magnus, und bei den
Shettlandinseln erinnert die St. Magnusbay an ihn. Viele weitere
Orte und Gemeinden auf
der Welt tragen den namen St. Magnus.
"...Nur in
der Sage noch erhält sich das Andenken an eine dem heiligen
Magnus geweihte Kirche. Die kleine Umwallung, die auf dem Heinzberg
sichtbar ist, diente vielleicht zur Befestigung dieser Kirche,
so wie denn alle Kirchen in den Niederweserlanden befestigt waren
und als Burgen gebraucht wurden..." (2)
Durch die Errichtung der Kapelle zwischen
Haus Schotteck und Haus Lesmona bürgerte sich der Ortsname
St. Magnus ein. Erstmals erwähnt wurde St. Magnus durch den
Erzbischof Johann Rode in dem "Vörder Register"
aus dem Jahre 1511. In einer Urkunde von 1350
wird der Ort vermutlich schon einmal erwähnt, allerdings
gibt es Zweifel, ob es sich darin nicht um die St. Martini-Kirche
in Lesum handelt. Von alten Urkunden, in denen der Name Sankt
Magnus erscheint, glaubt man, daß es sich bei dieser namentlichen
Erwähnung um den Ort St. Magnus handelt. Immer wieder wird
die St. Martini Kirche in Lesum mit der Kapelle in St. Magnus
verwechselt.
"Tho sunte Magnus Lesmene"
heißt es in der Urkunde des Bremer
Erzbischofes Gottfried. In dieser und in anderen Urkunden wird
St. Magnus aber immer nur im Zusammenhang mit Lesum (Lesmene,
Lesmon, Lesmonia) genannt. Vermutlich wurde der gesamte Bereich
von Lesum bis St. Magnus mit Lesmona, Lesmene, Lesmonia bezeichnet
und der Satz "Tho sunte Magnus Lesmene" ist eine detaillierte
Bezeichnung für "St. Magnus in Lesum", wie man
heutzutage "Bremen-St. Magnus" sagt.
De Kapell in St.
Mangels, de von de Leeßmer Karken (Kirche) boot worrn is,
de hefft de Ritter von Aumund mit Landbesitz utstatt´t.
Wi koent darum seggen: Dat weer de erste Anfang von de Aumunner
(Aumunder) Karkengemeen (Kirchengemeinde); un dat liggt all´n
Stucker 600 Jahr trugg (zurück). (3)
Die Ritter von Oumünde (Aumund)
stifteten 1451 der St. Magnus-Kapelle eine Glocke. Sie trägt
die Inschrift: "Sanctus Magnus helf Gott Anno 1451".
Bisher ist nicht bekannt, wie lange die Kapelle in St. Mangus
gestanden hat und wann sie abgebrochen wurde. Ihre Glocke läutet
aber heute noch, weithin schallend, in der Kirche in Bremen-Horn.
"Wie diese
Glocke aus St. Magnus in den Horner Kirchturm gelangt ist, das
kann man heute nur noch ahnen. Es kann ja sein, daß die
"Hornfater" auf streng reellem Wege die Glocke in St.
Magnus käuflich erworben haben; viel wahrscheinlicher aber
ist es bei der Unsicherheit der damaligen Zeiten, daß die
Horner, nachdem sie davon Wind gekriegt hatten, daß in St.
Magnus die Glocke unter dem Schutt der zerstörten Kapelle
läge, sich bei Nacht und Nebel mit einem "gehörnten"
Gespann aufgemacht und die Glocke ohne Bedenken mit nach Hause
genommen haben: "zum Ruhm und zur Ehre Gottes"! (7).
In dem alten Handschriftenbuch
des Pastors Kohlmann ist zu lesen: "Anno
1547 den 20. Februar ist durch der Soldaten Wuth der Thurm (der
Horner Kirche) seiner Glocken,... beraubt worden."
In der Zeit des
schmalkadischen Krieges, in dem Bremen dem protestantischen Fürsten-
und Städtebund gegen den Kaiser beitrat, waren kaiserliche
Truppen in die protestantischen Gebiete eingerückt und belagerten,
unterstützt vom Grafen Anton Günther von Oldenburg,
sechs Wochen lang Bremen und plünderten und sengten rund
um die Stadt herum. In dieser Zeit fand auch die Plünderung
der Horner Kirche statt. Auch in das Werderland kamen die Lands-Knechte
der Belagerungsarmee. Ob sie auch Lesum und St. Magnus gebrandschatzt
haben, ist nicht bekannt; wahrscheinlich jedoch nicht, denn am
1. April 1547 floh der letzte katholische Erzbischof Christof,
der mit im Bunde der Kaiserlichen war, über die Lesum nach
Lesum, wahrscheinlicher wohl nach St. Magnus und brannte die Lesumbrücke
bei Burg hinter sich ab (6).
Somit ist es warscheinlicher,
daß die St. Magnus-Kapelle den dreißigjährigen
Krieg (1618-1648) nicht überstanden hat. Wenn die Horner
Kirche 1547 beraubt wurde, und sie nicht einige Jarhzehnte ohne
Glocke auskommen mußte, was nicht anzunehmen ist, dann muß
die St. Magnus-Glocke wenig später dorthin gelangt sein.
Spengemanns Vermutung, daß sie nicht während der Kriegswirren
zerstört wurde, sondern verfallen ist, wird somit wahrscheinlicher
als seine weitere Version, das die Kapelle auch während des
30-jährigen Krieges zerstört worden wäre.
Der Ortskern von St. Magnus lag im
späten 18. Jahrhundert südlich der Hauptstraße
"Auf
dem Hohen Ufer", dort wo heute Haus "Schotteck"
steht. Eigentlich bestand er sogar aus 3 Ortsteilen. Der östliche
Teil lag zwischen Knoops
Park und der Straße "Am
Kapellenberg". Der mittlere Teil schloß sich
daran an und ging bis zum ehemaligen Meierhof.
Der Westteil bestand aus einigen Häusern an der Hauptstraße,
"Maschkuhlen" und "Bei Raschens
Werft". Hier lebten bis Ende des 18. Jahrhunderts nur
einige Bauern und Fischer. Später kamen Seefahrer, Walfänger
und Schiffsbauer hinzu. Die Zahl der Einwohner stieg zwischen
1823 und 1897 von 315 in 50 Häusern auf 645 Einwohnern in
123 Häusern.
Karte aus dem Jahre 1860
Auf dieser Karte aus dem Jahre 1860
kann man den alten Verlauf der Lesum sehen. Damals bestand noch
eine kleine Bucht, die vom heutigen Hundeübungsplatz am Lesum-Sperrwerk
bis zum Fuße der Straße "Am Kapellenberg"
ging und direkt an den Admiral-Brommy-Weg reichte. Links als "Werft"
bezeichnet liegt die Raschens Werft. Auf der rechten Seite ist
das Areal des "Landrat Focke" zu sehen, der vor Ludwig
Biermann das Grundstück besaß. Links neben dem Grundstück
ist die Vertiefung der "Meyerhofstrasse" zu sehen. Unterhalb
der Bezeichnung "Schönebecker Groden" (Grohn) lag
damals noch eine kleine Insel in der Mitte der Lesum. Diese
Insel hatte in den Jahren 1795-98 insofern eine Bedeutung, als
derzeit der Plahn erwogen wurde, an dieser Stelledie Lesum mit
einem Wehr abzuriegeln um dadurch einen höheren Wasserstand
in der Weser zu erreichen. (6)
Der schöne Blick auf die Lesum,
das "Oldenburger Land" und das einfache, ruhige Leben
zog später auch Kaufleute aus Bremen nach Lesum und St. Magnus. Der erste Bremer der sich in St. Magnus niederließ,
war der Kaufmann von Heymann, der sich um 1772 in einer ländlichen
Wohnung einrichtete, um die ruhige Atmosphäre zu genießen.
"...Jener erste
Bremer, der bald die Wohnung zu enge fand, erbauet daneben ein
schönes Landhaus mit angemessenen Umgebungen, das jedem,
der von Bremen herkommt, angenehm von fern in die Augen leuchtet...Das
dazu gehörige Waldtal ist eine schön ersonnene Anlage.
Hier ist wahrhafte Einsamkeit und Waldesnacht und doppelt erfreulich
sind die wenigen gebrochenen Sonnenblicke, die zwischen dem Dunkel
der Blätter hereinspielen..." (2).
Wenig später um 1790 wurden auch
der Aeltermann Andreas Gottlieb Kulenkamp aus Bremen und 1797
der Bremer Kaufmann Johann Caspar
Dreier auf die reizvolle Lage aufmerksam und errichteten
hier ihre Sommerhäuser.
"...Wenn die
Bremer sich den Anblick der Gebirgsländer im Kleinen verschaffen
wollen, so wallfahrten sie nach St. Magnus. Dieses Dorf liegt
auf einer ziemlichen Höhe, deren Fuß die sanftfließende
Lesum bespült...Dies Alles ist sehr ländlich und gewährt
dem zufriedenen und genügsamen Spaziergänger, vorzüglich
dem Kenner landschaftlicher Eigentümlichkeit, in welcher
Gestalt die Natur auch immer erscheinen mag, manchen anmutigen
Genuß. Auch der kommende Sturm hat auf diesen höhen
etwas Erhabenes. Dann fliegen die Vorboten des Sturms, die Seemöven,
kreischend den Fluß herauf; ihr weißes Gefieder scheidet
sich scharf an dem schwarzen Gewölk ab, indem sie auf und
nieder schießen (2).
Auf der anderen Seite
der Lesum, in Lesumbrok, erwarb der Pastor Dr. Johann Smidt 1773
die "kleine Dunge", ein altes Gut im Wederland. Das
Werderland (niederdeutsch Inselland) bestand damals noch aus kleinen
Inseln, die von Flußarmen der Lesum umgeben waren, daher
der Name Werderland. Der Sohn des Pastors, Johann Smidt, der spätere
Bürgermeister von Bremen und Gründer Bremerhavens, verlebte
auf der kleinen Dunge eine schöne Kindheit, an die er sich
als Vierundzwanzigjähriger in der Schrift "Der Familientag
zur Dungen" erinnert:
"Die nach St.
Magnus hinüber gewährt die freundlichste Aussicht. Lieblich
erstrecken sich da die waldbewachsenen Hügel, bis nach Vegesack
hin, wo die Lesum fällt in die Weser. Lange verweilte man
hier, denn keiner konnte sich satt sehen". (4)
Bis in die zwanziger Jahre des 20.
Jahrhunderts blieb St. Magnus ein beliebter Wohnort vieler Bremer
Kaufleute, die auf dem Rücken der Geest ihre Villen und Schlösser
errichteten. Nach der Inflation von 1923 standen
viele Villen leer und verfielen zusehends. Ein Artikel in den
Bremer Nachrichten vom 30. September 1932 beschreibt die Situation:
"Was wird aus
den Lesum-Gütern? Fast nirgendwo herrscht Leben. Die meisten
Villen und schloßartige Bauten sind verlassen. Man blickt
in leere Fenster hinein. Die Parks mit uraltem und seltenem Baumbestand
sind ungepflegt, die Wege unkrautüberwuchert, kilometerlange
Einfriedungen sind von Staub und Rost zerfressen die Nebengebäude
zeigen ebenso bedenkliche Zeichen des Verfalls. Die Landgüter
drohen der Wirtschaftsnot zum Opfer zu fallen...
An die Heimat
Ob auch die Zeit vergeht;
Ob die Gestalten der Lebenden, Liebenden
In der Vergangenheit Dämmer verblassen,
Eins doch bleibt mir in ewiger Jugend,
Eines ersteht mir mit jeglichem Lenze
Grünend und sonnig: die Heimat, die alte!
Schütze der Himmel dich,
Die du aus wiesenumgebender Stille
Mir in die Seele den Frieden gelächelt,
Die du im Schatten stolzragender Wipfel
Zweifel und Sehnsucht und Herzweh begrubest,
Niemals verlorene, geliebteste Heimat.
"Es lebt", Bernhardine Schulze-Smidt,
Bielefeld und Leibzig, 1883.
Der Inhalt dieser Seite
wurde u.a. aus folgenden Büchern/Werken entnommen: "Burg-Lesumer
Heimatbuch", Heimat- und Verschönerungsverein Lesum
e.V., Druck- und Verlagshaus Friedrich Pörtner, Bremen-Blumenthal. (1) "Die geschichtliche Entwicklung des Stadtteils
Burglesum", Günter Carstens, Webseite des Ortsamtes
Burglesum. (2)"Ansichten der Freien Hansestadt
Bremen und ihrer Umgebung", Adam Storck, 1822 (3)
"Die Gründung der Kirchengemeinde Aumund", Vortrag
zur 50-Jahrfeier, Heinrich Hoops, 1924 (4) "Der
Familientag zur Dungen". Eine Idylle von Johann Smidt, 1798.
Herausgegeben von Heinrich Smidt. Bremen 1867. (5)
"Sommer in Lesmona", Marga Berck, 1956 (6)
"Altes und Neues aus dem alten St. Magnus", Friedrich
Spengemann, St. Magnus 1957. (7) "Geschichte
der Horner Gemeinde", (8) "Bremisches
Unterhaltungsblatt" Nr. 89 u. 90 v. 1830 (erwähnt in
Spengemanns "Neues u. Altes aus dem alten St. Magnus")
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es auch unter Experten immer wieder unterschiedliche Meinungen
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