Jeder hat diese Worte schon zigmal gehört, selber benutzt, oder sich drüber aufgeregt, wenn andere (Hetero?-) Menschen sie unsachgemäß benutzt haben. Queer. Gay. Schwul!

Ein witziges kleines Wörtchen. ‚Egozentrisch’ und ‚ein bisschen verrückt’ sagt dazu unser Lexikon. Nun, sind wir mal ehrlich, so schlimm ist das gar nicht. Das Wörtchen ist erwachsen geworden, in die große Stadt gezogen und wurde potz-blitz zum Star. Oft als Schimpfwort benutzt, sind die Worte schwul und queer mitlerweile zu einem Banner geworden. ‚Gay with attitude!’ Ein bisschen von der Sorte: „Don’t fuck with us!“



Das aus dem Englischen des 16. Jahrhunderts stammende Wort Queer heißt traditioneller Weise nichts weiter als „absonderlich“ und „ausgefallen“. Damals beschrieb es Leute, die ein unangebrachtes soziales Verhalten aufwiesen. Queer bekam seinen homosexuellen Touch am Ende des 19. Jahrhunderts. Danach, wie die meiste Zeit des 20. Jahrhunderts, stand es degradierend für weibische und/oder schwule Männer und Männer mit einem der Geschlechtertradition nicht entsprechenden Verhalten.



Heute wird es vielmehr als ein „soziopolitisches Schirmwort“ benutzt, um auf bestimmte Gruppen von Menschen zu deuten: Auf die Schwulen und Lesben, Bisexuellen, Transgender, Intersex und Asexuellen Communitys. Für einige immer noch als anstößig empfunden, ist das Wort Queer für die anderen ein legitimer Begriff, sich von der heteronormativen Masse abzuheben und seine sexuelle Orientierung und/oder Geschlechtidentität zu beschreiben.



‚Queerness’ ist gleichzeitig eine Bewegung gegen die heteronormative Gesellschaft und eine Absage an die traditionelle Geschlechterzuweisung. Viele uns bekannte TV-Shows wie ‚Queer Eye for the Straight Guy’ und die UK/USA Serie ‚Queer as Folk’ haben den Begriff über die Grenzen der einfachen Einteilung in Schwul & Hetero getragen.



Gay hingegen ist eindeutig ein Wort, das dem deutschen „Schwul“ in Geschichte und Bedeutung am nächsten kommt. Die hauptsächliche Bedeutung hat sich in den letzten Jahren drastisch verändert. Das Wort gay leitet sich von dem Altfranzösischen gai ab, das soviel wie „heiter“, „sorgenfrei“, „glücklich“ und „froh und auffallend“ bedeutet. Natürlich bedeutet es das heute immer noch, die Assoziationen mit dem Wort haben sich nur ein wenig verändert. Seine sexuelle Bedeutung bekam das Wort im 17. Jahrhundert, wo es „von Freuden und Genusssucht abhängig“ und „frei von moralischen Hemmnissen“ bedeutete. Bis in das 20. Jahrhundert hinein wurde ein Junggeselle bis in mittlere Alter hinein als Gay bezeichnet, ohne ihm dabei Homosexualität anhängen zu wollen. Den ersten öffentlichen Auftritt hatte Gay in dem 1929er Noel-Coward-Musical Bitter Sweet, indem es heißt: „Pretty boys, witty boys, You may sneer At our disintegration. Haughty boys, naughty boys, Dear, dear, dear! Swooning with affectation ... And as we are the reason For the "Nineties" being gay, We all wear a green carnation (Nelke).“ Die Nelke bezieht sich auf Oscar Wilde, der gelegentlich eine Grüne Nelke trug und dessen Homosexualität öffentlich bekannt war.



In der Mitte des 20. Jahrhunderts wurde Gay in Wörterbüchern als Gegenteil zu „straight“ genannt und bezeichnete den Lifestyle der unverheirateten und ungebundenen Menschen. Später entstand die Verbindung zu leichtsinnigen und damit hemmungslosen Charakteren, die sich gerne vekleiden und unmännlich wirken. Daher war es zuerst ein Ausdruck, der Subkulturen beschrieb.



Im Allgemeinen bezeichnet Gay heute alles, was das gemeine Volk der Homosexuellen ausmacht. Ob Musik, Theater, Käffchen trinken gehen – all dass, was als „schwule“ Aktivität wahrgenommen wird ist „sooo gay“. Daher auch der Begriff „Gay Marrige“ und nicht „Queer Marriage“. Aus dem Grund scheiden sich heute die Geister, in wie fern der Begriff Gay im Englischen angepasst werden müsste, da er in ersten Linie die Liebe zwischen zwei Männern beschreibt, im übertragenden Sinne aber die Gesamtheit der gleichgeschlechtlich Liebenden meint.



Warum benutzt man aber nicht einfach den Term Homosexuell und alles ist schön? Die Begründung dafür liegt in der Zeit, in der Homosexualität als Geisteskrankheit bezeichent wurde. Daher hat es auch heute noch einen sehr klinischen und nüchternen Touch. Männer, die diese „Geisteskrankheit“ aufwiesen, wurden nach dem ‚Diagnostic and Statistical Manual of Mental Disorders’ als homosexuell eingestuft. Seit 1973 wird Homosexualität nicht mehr als Krankheit klassifiziert, aber es hat immer noch einen herabwürdigenen Nebensinn. Indess wird in den englischsprachigen Ländern auch gerne der Ausdruck LGBT benutzt, um mit ihm die gesamte Masse der Lesbians, Gays, Bisexuals und Transgernder zu fassen.



Amerika ist heute ‚full of Gays’: Der Vorname Gay (masc.) bzw. Gaye (fem.) ist nach der 1990er Volkszählung der 795-meist-vorkommende in den USA. Ebenso gibt es eine Straße im West Village von New York City: Die direkt an die Christopher Street angrenzende Gay Street steht in enger Verknüpfung mit der Homo-Gemeinde und der Kämpfe am Stonewall.
Wer oder was ist eigentlich schwul?
Schwuchtel! - Woher kommt das Wort?