Philipp Rösler ist ein liberaler Aufsteiger mit Charisma: Im Februar wird der erst 35-Jährige neuer Wirtschaftsminister in Niedersachsen. Der designierte Nachfolger des FDP-Urgesteins Walter Hirche hat einen ungewöhnlichen Lebenslauf vorzuweisen – will er noch weiter nach oben, muss Rösler jedoch schnell Karriere machen.
Philipp Rösler (rechts) im Gespräch mit seinem politischen Ziehvater Walter Hirsche (links). Im Februar wird Rösler neuer Wirtschaftsminister in Niedersachsen. Foto: dpa
BERLIN. Eigentlich will Philipp Rösler an diesem Montag gar keine Interviews geben. Der Tag und die Aufmerksamkeit soll ganz seinem politischen Ziehvater gehören. Denn der niedersächsische Wirtschaftsminister Walter Hirche (FDP), der bisher als feste Stütze der schwarz-gelben Landesregierung von Ministerpräsident Christian Wulff in Hannover galt, gibt bekannt, dass er mit Erreichen des 68. Geburtstags im Februar zurücktreten wird.
Aber der Rückzug Hirches war seit Monaten erwartet worden, nicht erst seit seinem Herzinfarkt. Und deshalb richten sich bereits am Montag fast alle Augen auf seinen Nachfolgers: Immerhin soll künftig ein erst 35-jährige FDP-Landes- und Fraktionschef das Wirtschaftsressort im zweitgrößten deutschen Flächenstaat leiten.
Zwar hat der rasante Aufsteiger Rösler das liberale und ruhige Urgestein Hirche stets als sein politisches Vorbild bezeichnet. Aber er verkörpert erkennbar einen anderen, eher schillernden Politikertyp. Der in Vietnam geborene Rösler mit dem Jungengesicht gilt als quirlig – und seit Jahren als Nachwuchshoffnung der Liberalen. Dazu haben auch die rhetorischen Fähigkeiten des passionierten Bauchredners und Zauberers beigetragen.
Anders als andere Politiker bietet Rösler zudem eine für Medien interessante Vita mit vielen Brüchen: Mit vier Jahren wurde er in Vietnam adoptiert. Er ist katholisch, galt in der Schule als hochbegabt, folgte seinem Vater zur Bundeswehr und wurde Augenarzt. Verheiratet ist er mit einer Ärztin, 2008 wurde er Vater von Zwillingen.
Tatsächlich hat Rösler einen rasanten politischen Aufstieg hingelegt. Im Jahr 2003 zog der Sanitätsoffizier als niedersächsischer FDP-Generalsekretär erstmals in den Landtag ein und wurde auf Anhieb zum jüngsten FDP-Fraktionschef aller Zeiten auf Landesebene gewählt. Zusammen mit dem nur drei Jahre älteren CDU-Fraktionschef David McAllister bildete Rösler das „Youngster-Team“ der ersten schwarz-gelben Regierung Wulffs und brachte Farbe in die sonst eher niedersächsische Landespolitik. Denn beide spötteln, dass sie aus „Migrantenfamilien“ kommen.