NATO setzt zunächst auf Abwarten

Verteidigungsminister vertagten Entscheidung über Aufstockung der Truppen in Afghanistan

Die NATO hat die Entscheidung über mehr Truppen für Afghanistan vertagt. Über eine Aufstockung der Kontingente müsse später entschieden werden, sagte Generalsekretär Anders Fogh Rasmussen nach mehrstündigen Beratungen der Verteidigungsminister in der Slowakei-Hauptstadt Bratislava.

Mehrere Bündnisländer sprachen sich dafür aus, zunächst die afghanischen Stichwahlen zum Präsidentenamt am 7. November abzuwarten sowie die Entscheidung der USA über zusätzliche Truppen. US-Verteidigungsminister Robert Gates sagte, US-Präsident Barack Obama wolle in den kommenden zwei bis drei Wochen »konkrete Optionen prüfen«.

Die Vereinten Nationen forderten in Bratislava mehr Soldaten für Afghanistan. Vor allem die europäischen NATO-Länder müssten ihr Engagement verstärkten, erklärte der UNO-Sondergesandte für Afghanistan, Kai Eide. Von den mehr als 100 000 westlichen Soldaten in Afghanistan kommen über zwei Drittel aus den USA.

Deutschland plant vorerst nicht die Entsendung zusätzlicher Soldaten nach Afghanistan. Bundesverteidigungsminister Franz Josef Jung sagte am Freitag in Bratislava, das Mandat des Bundestages solle Mitte Dezember mit der bisherigen Obergrenze von 4500 Soldaten verlängert werden.

Beachten Sie auch die Meldungen vom 22. bis 26. Oktober in unserer tagesaktuellen Afghanistan-Chronik



»Ich gehe derzeit davon aus, dass wir bei der derzeitigen Mandatsobergrenze jetzt erst einmal bleiben«, erklärte Jung. Erst bei einer internationalen Afghanistankonferenz solle dann über das weitere Vorgehen entschieden werden. »Wir brauchen eine klare Gesamtstrategie, wir brauchen ein klares Ziel und wir brauchen eine klare Definition, wie wir dieses Ziel erreichen.« Anschließend könnten »wir dann noch einmal neu diskutieren«, so Jung. Die Afghanistankonferenz wird Anfang kommenden Jahres erwartet. Ein genaues Datum steht noch nicht fest. Deutschland ist mit rund 4300 Soldaten drittgrößter Truppensteller. Bisher wurden nach Bundeswehrangaben 19 Soldaten bei Gefechten, Anschlägen oder durch Minen getötet.

Polen will indes sein Afghanistankontingent im kommenden Jahr um 600 Soldaten aufstocken. Das berichtete die Zeitung »Gazeta Wyborcza« in ihrer Online-Ausgabe am Freitag. Derzeit nehmen 2000 polnische Soldaten an der ISAF-Mission teil. 2600 Soldaten seien aber das Ende der polnischen Möglichkeiten, zitierte das Blatt eine Militärquelle. »Wir können nichts mehr hergeben.«

NATO-Generalsekretär Rasmussen äußerte die Hoffnung, dass die 28 NATO-Staaten in wichtigen Punkten eine gemeinsame Haltung fänden. Dazu gehöre die Frage, ob die Lageeinschätzung richtig sei, die der Kommandeur der NATO-geführten Afghanistan-Schutztruppe ISAF, US-General Stanley McChrystal, vorgelegt hat. Dieser fordert unter anderem 40 000 zusätzliche Soldaten für die derzeit 71 500 Mann starke ISAF. Es gehe auch um die Frage, ob die »Beschleunigung des Übergangs zu afghanischer Verantwortung« gewollt werde. Dies würde vor allem mehr Ausbilder für Armee und Polizei bedeuten.

Der niederländische Verteidigungsminister Eimert van Middelkoop sagte, es werde keine rasche Entscheidung über Truppenverstärkungen geben: »Ich halte es für klug, auf das Endergebnis der Präsidentenwahl und dann auf die Entscheidung von US-Präsident Obama über Truppenverstärkungen zu warten.« Dänemarks Verteidigungsminister Søren Gade meinte, die NATO-Staaten wollten vor der Entsendung zusätzlicher Soldaten wissen, wer künftig in Kabul regiere. »Man wird sagen, dass die Regierung sich dann um eine Reihe von Dingen zu kümmern hat. Unsere Bürger erwarten von uns, dass wir sicherstellen, dass das ein Erfolg wird.«

* Aus: Neues Deutschland, 24. Oktober 2009

NATO Ministers agree on key priorities for Afghanistan

NATO Defence Ministers met in Bratislava today where, together with their counterparts from the non-NATO ISAF contributing nations, they agreed on a set of key priorities for Afghanistan for the end of 2009 and 2010, and on a strategic concept for the transition to an Afghan lead for security when the conditions are right.

The meeting was chaired by the NATO Secretary General Anders Fogh Rasmussen. Admiral Di Paola, Chairman of the NATO Military Committee, the Supreme Allied Commander Europe, Admiral Jim Stavridis and Commander ISAF, General Stan McChrystal were also in attendance. The meeting also welcomed Afghan Minister of Defence, General Abdul Rahim Wardak, the Special Representative of the UN Secretary General for Afghanistan, Ambassador Kai Eide and Mme Claude-France Arnould, representing the EU High Representative.

The Commander of ISAF, General McChrystal, briefed the participants on the current situation in Afghanistan and on his assessment of the mission. Allies and Troop Contributing Nations offered broad support for COMISAF’s assessment although there was no detailed discussion of the resource implications which will follow at a later stage. The discussion resulted in an adoption of four key NATO priorities for the coming period. These are to place the Afghan population at the core of NATO-ISAF’s collective effort; an enhanced effort to build the capacity of the Afghan National Security Forces; to work more closely and effectively with our international and Afghan partners to promote better governance, and to engage effectively with Afghanistan’s neighbours, particularly Pakistan.

In addition, Ministers approved the Strategic Concept for Transition to Afghan lead. Following the success of the transition to Afghan Security Forces lead in Kabul Province last year, this agreement will allow the NATO military authorities to define the conditions for the adoption of the Transition Phase of the ISAF operation at a later stage.

“Getting consensus on these priorities will better focus our efforts and the efforts of our Afghan partners” said the Secretary General. “It was a very worthwhile discussion, and I am pleased that we now have an agreed understanding on how we are going to transition from a NATO security lead to an Afghan lead,” he added.

Ministers agreed that training of the Afghan National Security Forces is crucial to a transition to Afghan lead and that the NATO Training Mission in Afghanistan (NTM-A) will need to be fully resourced in order to build the capacity necessary.

On NTM-A, NATO’s Secretary General stressed that to make it effective, ISAF will need more training teams and money to sustain the growing Afghan forces.

The Secretary General also recalled that transition cannot be solely military and that, in addition to a strong army and police, Afghanistan needs a credible government taking active, visible steps to show that it is cleaning up corruption, improving efficiency and delivering services to the people effectively.

Quelle: Website der NATO, 23. Oktober 2009; www.nato.int




Zurück zur Afghanistan-Seite

Zur NATO-Seite

Zurück zur Homepage