iPad, Vaporware und das neue txtr-Logo:
Kurzinterview mit Christophe Maire (CEO von txtr)

Christophe Maire, CEO von txtr

Christophe Maire ist Chief Executive Officer von txtr und verfügt über eine Erfahrung von 15 Jahren als Gründer und CEO von Technologieunternehmen. Er gründete und leitete Gate5 (unter anderem zusammen mit txtr-CTO Andreas Steinhauser), eine Firma für Navigationssoftware, die 2006 nach 7 Jahren von Nokia übernommen wurde. Zuvor war er unter anderem geschäftsführender Direktor des FX.center Babelsberg, einem Filmstudio für digitale Produktion und Visual Effects. Christophe Maire ist außerdem Partner beim Venture-Capital-Unternehmen Atlantic Ventures, das in verschiedene StartUp-Unternehmen investiert (unter anderem SoundCloud, Plista und auch txtr selbst) und bereits erfolgreich investiert hat (Gate5, Plazes, StudiVZ).

Während meines Besuchs bei txtr in Berlin hatte ich kurzfristig die Gelegenheit, Christophe Maire einige Fragen zu stellen – hier das Ergebnis des Kurzinterviews:

Werden es eInk-Lesegeräte wie der txtr Reader nach der Einführung des iPads schwerer haben? Gibt es genügend Raum auf dem Markt für beide?

Christophe Maire: Hier wird man damit konfrontiert, was ich manchmal das „DDR-Argument“ nenne: Nur ein Auto. Die Realität im Bereich mobile Geräte ist jedoch eine ganz andere. Man muss sich nur ansehen, wie viele verschiedene Mobiltelefone Nokia anbietet. Es wird auf jeden Fall unterschiedliche Geräte für unterschiedliche Situationen geben. Das iPad ist von den Features her sicherlich eher ein Zeitschriften-Medium. Ein Buch werde ich auf dem Display nicht lesen – sonst würde ich das schon heute auf meinem Netbook oder Notebook tun. Dann ist es aber auch eine Frage der Preisentwicklung:  Warum sollte ich nicht ein Gerät für Bücher haben und ein anderes für Magazine? Ich denke, dass genau das bei vielen immer wieder zu enormen Missverständnissen führt, wenn sie zwanghaft nach einem Gerät suchen, das alles kann, es aber nicht finden.

Wird es bei Lesegeräten so sein – wie etwa bei Fotokameras und Musikspielern zu beobachten -, dass sich viele Kunden mit Multifunktionsgeräten zufrieden geben und vorwiegend Profis auf dedizierte Geräte zurückgreifen?

Christoph Maire: Sicherlich ist heute in beinahe jedem Handy eine Musik- und eine Foto-Funktion integriert. Aber es gibt auch Beispiele wie die erfolgreichen Flip-Kameras, die zeigen, dass der Bedarf für Dedicated Devices auch im Low End Bereich besteht. Ich denke, dass wir eher eine Vielzahl von günstigen eBook Readern sehen werden, die beispielsweise bei einem Abonnement mitgeliefert werden, als tatsächlich Geräte, die „Alles-in-Einem“ versprechen.

Zu den Produktionsproblemen: Es gab Befürchtungen,  dass der txtr Reader zu Vaporware würde. Besteht die Gefahr?

Christophe Maire: Nein, das ist nicht zu befürchten. Die Verzögerungen waren sehr frustrierend, für die Interessenten wie für uns. Wir haben versucht, die Probleme so transparent wie möglich zu behandeln. Aber ich denke, an sich ist das „Business as usual“ – wir kennen derartige Verzögerungen auch von vielen Mitbewerbern. Jetzt sind die Probleme gelöst.

Seit kurzem gibt es ein neues offizielles txtr-Logo, das nun mehr den Schwerpunkt Lesen als die Web-2.0-Aspekte hervorhebt. Reagiert ihr damit auf eine Neuausrichtung von txtr oder hat das alte Logo einfach nicht gepasst?

Christoph Maire: Ja, das Logo hat nicht gepasst – es ist am Anfang sehr schnell entstanden. Auch wenn diese sozialen Elemente bei uns sehr wichtig sein werden, im Kern geht es um das Lesen. In der Broschüre für die Frankfurter Buchmesse haben wir bereits versucht, das stärker auszudrücken:  Es geht um die Reduktion auf das Wesentliche. Wir denken, dass es gerade die Macht der Konzentration ist, was uns auszeichnet. Auch für unsere Partner – ob das jetzt Verlage oder Mobilfunkpartner sind – ist unsere Spezialisierung ein Vorteil.

Der „Serious Reader“ wird immer wieder als Zielgruppe für den txtr Reader genannt. Wird es auf txtr.com spezielle Angebote geben, um diesen Anspruch zu unterstützen?

Christoph Maire: Ja, wir haben einige Ideen: Zum Beispiel hoffen wir in Kooperation mit den Verlagen Leseproben anbieten zu können. Außerdem wollen wir den Nutzern eine Reihe von Werkzeugen in die Hand geben, um Bücher empfehlen zu können und ähnliches in diese Richtung. Es ist ja gerade die Chance des neuen Mediums, dass nicht nur neue Formen von Businness-Modellen sondern auch neue Formen des Konsums möglich werden – und das ist sehr spannend.

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  1. dirk
    25. Februar 2010, 23:48 | #1

    Ach Gottchen, den kann doch keiner ernst nehmen. Ich zitiere Herrn Maire aus dem vergangenen Jahr: “Ich kenne viele, die ein iPhone haben und dann noch ein Handy. Mit dem iPhone telefoniert doch niemand.”

  2. 26. Februar 2010, 12:29 | #2

    Ich lese immer, dass die Probleme bereits gelöst sind. Aber wo bleibt die Auslieferung?!

  3. Sven
    26. Februar 2010, 13:35 | #3

    *g* vor allem das “Wir haben versucht, die Probleme so transparent wie möglich zu behandeln.” fand ich einen ziemlichen Knüller. Ich habe bis auf sehr fragwürdige Geschichten und Ausreden nicht wirklich was von einer Transparenz mitbekommen.

    Den Kunden für dumm zu verkaufen ist für mich nicht mit Transparenz gleich zu setzen liebe TXTrler!

  4. 26. Februar 2010, 13:49 | #4

    @Alex

    Ich lese immer, dass die Probleme bereits gelöst sind. Aber wo bleibt die Auslieferung?!

    “When it’s done” – Das ist alles, was ihnen zu entlocken war ;)

  5. 26. Februar 2010, 13:50 | #5

    Bald muss es gar nicht mehr “done” sein ;)
    Die Konkurrenz enteilt ja jetzt schon…

  6. Peter Brülls
    28. Februar 2010, 11:29 | #6

    Nun, er hat in einem Recht: Es spricht nicht dagegen, daß es mehrere Geräte gibt. Meine DSLR und mein iPhone sind in der selben Preisklasse wie unser Fernseher – alles kein Problem, denn sie decken radikal unterschiedliche Dinge ab. Es wird aber schon kritisch, wenn ein Gerät 80% von dem eines anderen abdeckt – meine Kompaktkamera etwa, ist durch mich völlig ungenutzt. Das iPhone deckt fast alles ab, was ich mit so einem Gerät mache.

    Die gleiche Gefahr sehe ich beim iPad/txtr. Wenn Herr Maire andeutet, daß iPad sei kein Buchlesegerät, weil er das nicht drauf lesen würden, weil er schon jetzt auf Netbooks und Notebooks keine Bücher lesen mag, dann ist das ein Pfeifen im Walde. Denn es ist eben nicht nur der Bildschirm, der ein Problem darstellt, sondern das Gerät an sich. Mit Ausnahme des Bildschirms kann das iPad alles, was ein ePapergerät kann, und vor allem: Es kann es schneller. Die Batteriefrage ist in der Tat kein Problem, solange man sich in der Zivilisation aufhält.

    Wenn das Lesen auf LCD aber so ein K.O. Kriterium ist, warum gibt es dann überhaupt txtr-Software für das iPhone und das iPad? Es ist doch absurd, wenn man seine eigene Hardware lobt, aber für andere Hardware publiziert, bevor man die eigene Hardware überhaupt verkauft.

    Ich sehe ehrlich gesagt recht schwarz für txtr, aber auch andere, die sich jetzt noch auf dem Markt etablieren wolllen. Ohne massive Preisreduzierungen, so daß iPad und Slatebesitzer sich auch das zweite, dediziertere Gerät leisten wollen, wird es wohl nicht abgehen.

  7. FR
    28. Februar 2010, 12:40 | #7

    @Peter Brülls: die Gefahr für die Marktpositionierung des txtr-Reader würde ich weniger durch das iPad sehen, sondern durch die Geräteklasse, für die damit ein Markt geschaffen wird.

    Das iPad ist hochpreisig und, so steht zu erwarten, wie alles von Apple mit einer exzellenten Benutzeroberfläche ausgestattet, deren Funktionsumfang aber etliche Wünsche offen lässt.

    Bleibt der Markt für Mitbewerber. Aldi/Medion bietet aktuell ein Netbook für 299 Euro an. Wenn wir das gedanklich mit Touchscreen und UMTS-Modem aufrüsten, sind wir bei 399 bis 459 Euro. Es ist also zu erwarten, dass iPad-Konkurrenten in absehbarer Zeit Geräte ähnlicher Funktionalität in diesem Preisbereich anbieten können und werden. Auch 349 Euro erscheint nicht undenkbar. Und dann wird es richtig eng. Vermutlich noch dieses Jahr, spätestens nächstes.

    @Manuel Medicus: Nun kann ich logisch nicht mehr folgen, wieso nicht geliefert wird. Der CEO hat doch gerade erklärt, “it’s done”! Will man uns alle völlig für blöd verkaufen?

  8. Peter Brülls
    28. Februar 2010, 13:35 | #8

    @FR Das Einsteiger-iPad wird wohl bei 450 € liegen, dabei zwar ohne UMTS aber dafür mit WLAN und BlueTooth. Das hat dann 16 GB und wird von der Gewschindigkeit günstige Netbooks inter sich lassen. Und es ist noch Luft im Preis, Apple kann noch runtergehen, wenn die Konkurrenz nachzieht. Und da sie auch am Content mitverdienen, tut ihnen das nicht so weh wie HP und Medion, die ihren Schnitt nur über die Hardware machen.

    Und ehrlich, welche Plattform läßt nicht Wünsche offen? (Nicht, daß ich meine, daß das iPad was für jeden sein wird, Gott bewahre.)

    Aber ja, die unmittelbare Gefahr des iPads ist nicht so gravierend wie die mittelbare durch die Etablierung einer neuen Geräteklassen, bei der Apple das Billig-Segment den üblichen Verdächtigen überläßt.

    Zur Produktion: Hätte txtr sein Gerät wie angekündigt rausgebracht, dann hätte ich nach der iPad-Keynote gesagt “Okay, meinen txtr habe ich schon, aber so ein Teil hole ich mich auch.” Jetzt hingegen – rund drei Monate nach dem geplatzten Start und immer noch kein reelles Produkt in Sicht – lege ich eher einen 100er mehr für ein 64er iPad oder doch eins mit UMTS beiseite und warte bei e-Ink auf einen massiven Preisverfall.

    p.s. das mit der Schnelligkeit it auch für das Lesen relevant – in 20 Jahren vor dem Rechner habe ich mir angewöhnt, extrem schnell blättern zu können, weitaus schneller, als es schon auf Papier ginge. Die knappe Sekunde, die e-Ink derzeit braucht, wäre schon ein ziemliche Rückschritt, da ich mir angewöhnen müßte kurz vor Seitenende schon das umblättern anzustoßen.

  9. FR
    28. Februar 2010, 18:27 | #9

    @Peter Brülls: ich habe nur E-Ink-Erfahrung mit Amazons Kindle. Ich habe die Zeit zum Umblättern nicht gestoppt, aber beim normalen Lesen fällt sie mir gar nicht auf. Das scheint mir also in der Praxis nicht ein Negativ-Kriterium zu sein.

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