Ostschweiz: 19. Juni 2010, 01:04

«Meh Dräck» für Jonschwil

Wie das Böse schlechthin: Die Band Slayer (im Bild Gitarrist Kerry King) zeigte schon am Nachmittag lautstark, was Metal heisst. Bilder: Reto Martin
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47 000 Metalheads, über 20 weltbekannte Bands auf zwei Bühnen und ganz, ganz viel Schlamm: Das war das Sonisphere Festival, das gestern in Jonschwil stattfand. Einige Besucher reisten wegen des Wetters frühzeitig ab.

urs-peter zwingli

jonschwil. «Meh Dräck» forderte der Schweizer Altrocker Chris von Rohr einst am Schweizer Fernsehen und meinte damit eigentlich mehr Rock. Ob Dreck oder Rock – wäre von Rohr gestern in Jonschwil gewesen, hätte er von beidem eine grosse Ladung bekommen.

Eine verregnete Nacht

Am späten Donnerstagnachmittag setzt der grosse Regen ein, der beständige, graue Schweizer Dauerregen, ungemütlich pünktlich zur Anreise von mehreren tausend Fans aus der ganzen Schweiz und aus dem Ausland.

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Die Veranstalter haben bereits am Donnerstag ein Programm auf die Beine gestellt, um den erwarteten Grossandrang zu verteilen: Insgesamt 47 000 Fans von Metal, Hardcore und weiteren Spielarten der harten Musik fallen während der zweieinhalb Tage im Untertoggenburger 3500-Seelen-Dorf Jonschwil ein – und gut 80 Prozent von ihnen wählen für die Anreise das Auto.

Abreisen oder bleiben?

Der Regen hält die ganze Donnerstagnacht an und lässt auch bis am Freitagmittag nicht nach. Bis dahin hat sich das Festivalgelände, die weitläufige Wiese Degenau am Jonschwiler Dorfrand, längst in einen riesigen Schlammteppich verwandelt. Es ist mehr ein Schwimmen als ein Gehen zwischen Bühne und Bar, glücklich sind die, die an Gummistiefel gedacht haben. «Mir göi hei», sagen zwei Berner, lange Haare, schwarze Band-Shirts, Schottenrock, durchnässt und durchgefroren, dicker Dreck bis über die Knie. Sie marschieren zum Bahnhof Schwarzenbach, nach Hause. Viele Fans tun es ihnen gleich und versuchen, noch schnell ihre Tickets zu verkaufen, weil ihnen das Chaos zu gross ist. Die nasskalte Donnerstagnacht war für einige zu viel: Sie geben auf, reisen ab.

Die Könige der Bösen

Wer aber dableibt, dem ist mit der Zeit alles egal. Der spürt den Schlamm, der betondick an den Schuhen klebt, nicht mehr, der bewegt sich gleitend in einem riesigen Meer von 47 000 Menschen. Kein Wunder bei Bands, die weltweit für das Böse schlechthin in der Musik stehen: Allen voran Slayer (zu Deutsch: «Schlächter»), Megadeth, Anthrax, Motörhead und natürlich Metallica – vor zwei Jahren haben Metallica die Degenau bereits alleine gerockt, heute spielen sie als Krönung des metallischen Musik-Gewitters von rund 20 Bands auf.

Autos im Schlamm

Im Konzertgelände kann man ja über den Schlamm lachen, ihn als Herausforderung sehen. Auf den gut belegten Park- und Campingplätzen, die die Degenau umgeben, bereitet der Morast jedoch echte Probleme: Viele Autos, auch schwere Wohnmobile, bleiben hilflos stecken. Die Bauern der Umgebung ziehen sie mit Traktoren aus dem Schlamassel – für ein Zehnernötli. Überhaupt beweisen die Jonschwiler und Schwarzenbacher, dass ihnen die «Metalheads», die von überallher in ihre Dörfer geschwärmt sind, nicht egal sind: Immer wieder stehen an der Strasse Verpflegungsstände: Punsch, Würste, natürlich auch der unvermeidliche Bierstand.

Am Freitagabend drückt die Sonne durch die Wolken. Endlich strahlt blauer Himmel über dem Gelände, darunter ein wogendes Meer von verdreckten, verbrauchten Menschen. Metallica stimmen die ersten Töne an, direkt in den Sonnenuntergang – das Festival aber geht noch bis am nächsten Morgen weiter.

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