“Shadowmarch – Die Dämmerung” soeben erschienen…

Mit „Shadowmarch 3 – Die Dämmerung“ bringt mich Tad Williams am 20. August 2010 nach mehr als zweijähriger Abwesenheit zurück nach Eion.

Es fällt mir leicht, mich wieder in die Geschichte einzufinden, war ich doch eigentlich zu keinem Zeitpunkt wirklich weit weg. Mein illustriertes Notizbuch hilft mir an einigen Stellen weiter und meine Erinnerung an die Ereignisse von einst stehen lebhaft vor meinem geistigen Leseauge.

Ich sehe die Geschwister Barrick und Briony ihre geliebte Heimat verlassen, um auf getrennten Wegen ihr Leben und gleichzeitig den Fortbestand des Königreichs der Südmark zu retten.

Der große Bruder gefallen. Der Vater, König Olin, in der Hand seines mächtigsten Gegners Sulepis, des Königs von Xis, der ganz Eion unterjochen will. Die engsten Gefolgsleute tot oder spurlos verschwunden, wie Ferras Vansen.

Die feindlichen Qar, mit der Schattengrenze vorrückende Elben, auf dem Weg zur Belagerung der Südmarkfeste und abtrünnige Adelige, die den Verrat an Olin nutzen, ein eigenes Reich aufzubauen. Eine größere Bürde kann auf den beiden Königskindern nicht lasten.

Wenige Getreue verbleiben versprengt über das große Land Eion und versuchen mit ihren Mitteln gegen die Gerüchte anzukämpfen, Briony und Barrick seien nicht mehr am Leben und die Zukunft des Reiches liege nur noch in den Händen der verräterischen Tollys.

Eine scheinbare schwache Allianz stellt sich den schier übermächtigen Gegnern. Die Völker des Kontinents Eion drohen zerrieben zu werden. Opfer der erwachenden Kriegslust des Elbenvolkes der Qar und Zielscheibe des Eroberungsfeldzuges des Autarchen von Xis.

Ich begleite die beiden Königskinder auf ihren Wegen, sehe Briony verzweifelt nach Freunden in der Fremde suchen, um ihre Heimat aus der Umklammerung der Feinde zu retten und verfolge Barrick auf seinem Weg zu den rätselhaften Elben, einem Gelübde folgend und hoffend dass der magische Gegenstand in der Hand seiner rechtmäßigen Besitzer den Krieg vielleicht beenden kann.

Ich schöpfe Hoffnung aus der Zuversicht Brionys, die ihren Kampfesmut mehrfach unter Beweis stellt und ihr Mantra wie eine Kriegsfahne aufrecht wehend ins Feld führt:

“Aber der Mut und der Geist eines Königreichs sind nicht klein, nur weil das Königreich klein ist.”

Es scheint sich der überlieferte Götterkrieg von einst zu wiederholen – alle Überlieferungen deuten darauf hin. Die niemals beigelegten Fehden aus vergangenen Zeiten werden zu den Kriegen der Gläubigen von heute.

Das Mosaik setzt sich zusammen und der Blick richtet sich auf die Ursprünge der unterschiedlichen Religionen. Wo ist die Trennlinie zwischen Gut und Böse, wird es den königlichen Geschwistern gelingen, mehr als nur ihre Heimat zu retten und was ist wahr an den Gerüchten, dass die Wiederkehr der Götter bevorsteht?

In bester Erzähltradition lässt mich Tad Williams nicht mehr los und ich haste, den unterschiedlichen Erzählperspektiven folgend von Ort zu Ort. Immer auf der Höhe des Geschehens aber doch immer einen Schritt zu spät, um mehr zu erfahren, als ich wissen darf. Der dritte Band der Shadowmarch Trilogie schließt nahtlos an seine Vorgänger an und bleibt in seiner epischen Dichte auf dem hohen Niveau des modernen Tolkien.

Die Handlung ist jedoch so komplex und weitreichend, dass man das Buch nur lesen sollte, wenn man „Die Grenze“ und „Das Spiel“ zur eigenen Lesevergangenheit zählt. Tad Williams entwirft eigene Kulturen, Völker und Länder. Man wird dort heimisch und nur das Verständnis der gesamten Saga vermittelt den größten Lesegenuss im Genre der modernen Phantastik.

EINE TRILOGIE?

Eine Trilogie? Schrieb ich eben etwas von einer Trilogie?

Nein – es ist keine – glücklicherweise ist sich Tad Williams treu geblieben. Wie schon zuvor in der Saga von Osten Ard hat er es zum Glück nicht geschafft, sich an seinen Plan zu halten und die Geschichte in drei Bänden zu erzählen. Nein – das kann er einfach nicht. Und das ist gut so. Sehr aufschlussreich ist hierbei die Aussage des geständigen Serientäters:

Zitat Tad Williams:

Shadowmarch 3 – Die Dämmerung sollte ursprünglich der letzte Band der Shadowmarch Trilogie werden.

Doch dank meines gespannten Verhältnisses zum verlässlichen Planen und meiner Unfähigkeit, über meine Finger und Zehen hinaus zu zählen, habe ich mich wieder einmal vertan:

Auf Seite 1500 des Manuskripts wurde mir klar, dass dieser letzte Band geteilt werden muss.

Also ist das hier die erste Hälfte des Rests der Geschichte.

Der zweite und letzte Teil, Shadowmarch 4 – Shadowheart, sollte nicht länger als ein paar Monate auf sich warten lassen.

Und ich schwöre: Irgendwann werde ich lernen, einen letzten Band zu schreiben, der nicht zwei getrennte Hausnummern braucht.

So wirft also bereits heute der vierte (und definitiv letzte) Band der ehemaligen Trilogie seinen Schatten voraus. Shadowheart unterscheidet sich allerdings deutlich von den Fortsetzungen, die der Autor bisher entstehen ließ. Da er den letzten Band lediglich teilen musste, liegt die englische Fassung bereits vor und wird noch im November diesen Jahres im Original erscheinen. Demnach müssen wir wohl maximal bis zum Frühjahr 2011 warten, bis wir erfahren, wie die große Saga der königlichen Geschwister Briony und Barrick Eddon endet.

Ich kann es erwarten. Ganz ehrlich…… (oder auch nicht… grübel)…..

PS: Die auf den Photos gezeigten Illustrationen sind nicht Bestandteil des Buches, sondern dienten vor Jahren zur Untermalung des gescheiterten Versuches, das Buch kapitelweise im Internet zu veröffentlichen. In meinem kleinen Notizbuch zur Saga sind sie jedoch seitdem verewigt.

Weitere Informationen auf Tads Homepage - auch in deutscher Fassung...

1 Kommentar

  1. ELENA

    Ich konnte nicht mehr warten. Ich hab es mir bestellt und das liegt nur an diesem Aperitif. Eines Tages finde ich raus, wie man solche Bilder und Grafiken macht. Deine Artikel sind inhaltlich und optische einfach Eyecatcher.

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