England gewinnt 1:0 gegen Slowenien und ist damit als Gruppenzweiter im Achtelfinale. Slowenien scheidet durch ein spätes Tor der USA gegen Algerien aus. VON SEBASTIAN KEMPKENS
BERLIN taz | Wer noch nie gewonnen hat, der ist entweder frustriert und fährt nach Hause – oder spielt wie die Engländer gegen Slowenien, gewinnt und wird Gruppenzweiter. Die „Three Lions“ standen vor dem letzten Vorrundenspiel der Gruppe C unter Zugzwang: zwei Unentschieden hatte es bisher gegeben, nichts als fußballerische Langeweile.
Um sicher ins Achtelfinale zu kommen, musste England deshalb gewinnen. Bei Slowenien war die Situation entspannter, fast hätte man sie als Favorit bezeichnen können. Obwohl die Slowenen gegen die USA im letzten Spiel noch einen sicher geglaubten 2:0-Sieg aus der Hand gegeben hatten (2:2), führten sie die Gruppe als Erster an.
Die Engländer brauchen in Port Elizabeth dann ein paar Szenen, um ins Spiel zu kommen und so eiert der erste gefährliche Torschuss nicht aufs slowenische, sondern aufs englische Tor. Die erste Sensation des Spiels war gefunden: Torhüter David James hält den Ball fest.
Slowenien - England 0:1 (0:1)
Slowenien: Samir Handanovic - Brecko, Suler, Cesar, Jokic - Birsa, Radoslavljevic, Koren, Kirm (79. Matavz) - Novakovic, Ljubijankic (62. Dedic)
England: James - Johnson, Upson, Terry, Ashley Cole - Barry - Milner, Lampard, Gerrard - Rooney (72. Joe Cole), Defoe (86. Heskey)
Schiedsrichter: Stark
Zuschauer: 36.893
Tor: 0:1 Defoe (23.)
Gelbe Karten: Birsa, Dedic, Jokic / Johnson
Nach etwa zehn Minuten ist England dann aber voll im Spiel, Rooney hochmotiviert und ARD-Kommentator Steffen Simon lässt hinreißen zu dem Kommentar, das 0:0 nach zehn Minuten sei für Slowenien schon ein Erfolg.
Ganz so groß ist die Überlegenheit der Engländer dann auch nicht, denn auch Slowenien kommt regelmäßig vor das englische Tor und „John Terry schmeißt seinen wuchtigen Körper in Eishockey-Manier“ (Simon) zwischen Ball und Tor, um sein Team vor dem Rückstand zu bewahren.
In der 22. Minute ist es nach einer starken Flanke von James Millner soweit: Jermain Defoe spitzelt den Ball über Torwart Handanovic ins Tor und Steffen Simon bekennt geistreich: „Das sieht jetzt nach Fußball auf, was die da spielen.“
Gegen alle Erwartungen sieht es auch noch bis zur 90. Minute nach Fußball aus, was die Engländer da spielen. Ein hart umkämpftes, rustikales Spiel entwickelt sich, das durch die knappe englische Führung auch durchweg spannend bleibt. Verlieren die Engländer oder spielen sie unentschieden, sind sie sicher ausgeschieden.
Und so kann keine der beiden Mannschaften aufhören Fußball zu spielen, wie Steffen Simon sagen würde. England nutzt seine Chancen nicht und brockt sich damit hecktische Schlussminuten ein. Denn Slowenien scheint zu ahnen, dass die USA das Spiel gegen Algerien am Ende gewinnen – die Slowenen spielen damit gegen ihr eigenes Ausscheiden.
Und so sind sie während des gesamten Spiels engagiert, aber immer ein wenig unglücklich. Vor allem in der zweiten Hälfte kann Mittelfeldmann Valter Birsa ein ums andere Mal Torszenen produzieren. Der Kölner Stürmer Milivoje Novacovic ist dabei die meiste Zeit völlig isoliert (wird nur eingeblendet, wenn er sich seine mutig gegelten Haare aus der hohen Stirn schiebt) und scheitert in bei der größten slowenischen Chance an Terry, der seinen Körper mal wieder mutig zwischen Ball und Tor wirft.
Fingerspitzengefühl hat wiedereinmal die FIFA bewiesen: beim Spiel eines möglichen Achtelfinalgegners der Deutschen setzte der Verband mit Wolfgang Stark einen deutschen Schiedsrichter ein. Stark.
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