~ Der Fall Steffen Janecke ~
Mein Stammurgroßvater
(Urgroßvater in 10. Generation)
Quelle:
LHA Schwerin, DA Doberan, Signatur 610, Akte 113
Steffen Janecke, der dritte Überlebende der mindestens seit
1606 ansässigen Bauernfamilien Rethwischs, hatte ein tragisches Schicksal. Sein
Ende verschweigt sogar das Kirchenbuch. Welcher Hof ihm gehörte, läßt sich aus
den vorliegenden Akten nicht rekonstruieren, nur daß er Nachbar von Peter
Alwardt war. Dieser Peter Alwardt hatte Steffen Janecke im Streit einen
Hexmeister gescholten. Um übler Nachrede und der Gefahr eines Hexenprozesses zu
entgehen, war Steffen Janecke "darauff aufs Ambte gekommen, und hatte
solches geklaget".
Peter Alwardts Vorwurf war so schwerwiegend, daß beide
Parteien beim Amt in Doberan erscheinen mußten. Doch Christian Rosenow, der
Beamte, ließ die Widersacher über zwei Stunden warten, da er "eben mit
anderen Ambstgeschefften überhäuffet gewesen". Wie in Steffen Janecke
während dieser Stunden Hoffnung in Angst überging, kann man sich ausmalen. Er
war wegen Zauberei bereits "im Bößen gerichte geweßen"; auch ist des
"Pauer Klockinschen Hexen-Sache vorgewesen ... deren Exekution (er)
vernommen" hatte. Steffen Janecke besaß keinerlei Beweise gegen Peter
Alwardts Beschuldigung. Dies wird ihm in steigender Beklommenheit furchtbar
deutlich geworden sein; "aufgewachet" floh er aus dem Amt, wagte sich
auch nicht mehr nach Hause zurück, sondern versteckte sich. Der Beamte ließ ihn
"mit allem Fleiß suchen ... Alleine Er ist nicht zu finden gewesen".
In seiner Not hatte sich Steffen Janecke zuletzt oberhalb von Rethwisch
"in ein Holtz verfüget" ohne Aussicht auf Rettung. Nach einigen Tagen
machte er sich aus Bast einen Strick. Man fand ihn "an einem Eichenbaum
erhenket ... jedoch daß Er mit den Füßen auff der erden gestanden und den Hutt
auffem Kopfe gehabt". Sein Todestag ist unbekannt, sein Selbstmord im
Kirchenbuch nicht erwähnt. Der Beamte gab am 25. April 1667 Bericht an den
Herzog von Schwerin und ersuchte um Anweisungen; sie kamen am 26. April. Darauf
wurde Steffen Janeckes Körper "durch den Frohnen" abgenommen und von
ihm "in loco infami" (an ehrlosen Ort) begraben.
1679 und 1701 fanden noch einmal Hexenprozesse gegen einen
zweiten Steffen Janecke aus Rethwisch, vermutlich des ersteren Sohn, statt. Die
letzte Kirchenbucheintragung über diese Familie nennt den Tod der alten Trina
Janecke 1678.
Quelle: Chronik der Bauernhöfe von Rethwisch-Börgerende,
Karin Teltschik