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David Cameron auf der TED 2010

Datum: 2010-02-23

David Cameron, der Parteivorsitzende der englischen Konservativen, beschäftigt sich mit der Verbindung zwischen Politik und Informationstechnologie. Auf der einen Seite steht die Überzeugung, politische Verantwortung vom regulatorischen Apparat des Staates an den einzelnen Bürger zurückzugeben. Auf der anderen Seite findet sich das enorme technologische Potenzial des postbürokratischen Zeitalters.

Cameron argumentiert, dass die lokale Verwaltung des vorindustriellen Europas durch die zentralisierte Staatsbürokratie des 20. Jahrhunderts verdrängt wurde: Big Brother lässt grüßen. Doch mit dem Aufkommen des Internets ist auch diese Form obsolet geworden. Die Zukunft, so Cameron, gehört globalen Netzwerken und den darin integrierten Menschen. Durch die kostenlose und zeitnahe Verfügbarkeit von Informationen werden die Bürger gestärkt, der Staat verliert sein historisches Machtmonopol. Optimistisch blickt der konservative Politiker in diese Zukunft: Unser Konsumverhalten ist von diesen technologischen Umwälzungen bereits nachhaltig verändert worden, die Politik wird folgen. Drei Entwicklungen erscheinen dabei als wichtig für die Kontrolle der Politik durch die Bürger:

Auf Internetportalen werden sich Wahlprogramme in Zukunft einfach vergleichen lassen

Durch die Verfügbarkeit von Parteispenden und Regierungsausgaben im Internet wird die Transparenz der Politik vergrößert und der Wettbewerb zwischen Regierungsorganisationen und privaten Firmen – etwa in der Bereitstellung von Sozialleistungen – ermöglicht.

Wahlmöglichkeiten werden ebenfalls erweitert. Auf Internetportalen werden sich in Zukunft Leistungen und Vorhaben einfach vergleichen lassen. Anstatt sich auf offizielle Angaben verlassen zu müssen, kann der Bürger zukünftig auf eine Vielzahl von Quellen zurückgreifen und dementsprechend Entscheidungen treffen.

Das wiederum erhöht die Verantwortlichkeit der Politik. Wenn Spenden und Straftatstatistiken frei und unkompliziert verfügbar sind, wird sich die Politik gegenüber dem informierten Bürger verantworten müssen.

Warum machen wir bestimmte Dinge auf eine bestimmte Art und Weise?

Fortschritte in Psychologie und Ökonomie haben darüber hinaus neue Blickwinkel auf das menschliche Verhalten ermöglicht: Warum machen wir bestimmte Dinge auf eine bestimmte Art und Weise? So kann zum Beispiel ein einfaches Diagramm zu Heizenergie und Heizkosten effektiver in der Absenkung des nationalen Energieverbrauchs sein als stringente Regierungsrichtlinien.

Die Schlussworte überlässt Cameron den Brüdern Kennedy. John F. Kennedy forderte vor einem halben Jahrhundert verstärkte Selbstverantwortung statt blinden Staatsvertrauens; Robert Kennedy warnte davor, den Fortschritt einer Nation nur am Auf und Ab statistischer Werte zu messen. Das Ziel, so Cameron, ist auch heute noch die Verwirklichung dieser Visionen. Die informationstechnologische Revolution stellt nun das passende Handwerkszeug dafür bereit.

 

von David Cameron – 23.02.2010

 

Leserbriefe

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    von Robert Rode – 24.02.2010 - 15:34

    Cameron kommt durchaus smart und aufgeklärt rüber. Allerdings verpackt er alte Rezepte einfach neu und “modern”, so dass alles irgendwie nach informationstechnologischen Fortschrittsoptimismus klingt. Ob nun Post-bürokratisches Zeitalter oder NPM, das sind alles Ideen von Gestern. Für die Bürger ist Politk in erster Linie ein großes Ärgernis und dieses Problem wird durch vermeintliche Transparenz – so sehr auch diese Forderung berechtigt erscheint – noch erhöht, da unser Alltag vor allem eins ist: total unübersichtlich. Für das Leben in modernen Gesellschaften ergibt sich daraus in erster Linie ein Dasein im ständigen Widerspruch begleitet durch eine hinter unserem Rücken anwachsende Ambiguität unserer Entscheidungen. Zwar klingt das, was Cameron zum Besten gibt, alles so frisch und neu. Aber unser Leben wird schon längst von globalen Netzwerken direkt und indirekt gesteuert. Die Konsequenz daraus ist allerdings nicht, dass nun Selbstverantwortung das neue Paradigma darstellt. Die neue, gute Gesellschaft wird nicht das Ergebnis der Addition der vermeintlich vernünftigen Entscheidungen der einzelnen Bürger sein. Die letzten beiden Jahre müssten das uns eigentlich verdeutlicht haben.

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