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15.05.2011

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Fukushima: Rentner wollen Aufräumarbeiten übernehmen
Senioren wollen nach Super-GAU aufräumen

Wer, wenn nicht wir Rentner?

Wie soll es im Atomkraftwerk Fukushima weitergehen? Kaum ein Japaner ist mehr bereit, Rettungsarbeiten in der verstrahlten Umgebung zu übernehmen. Nun hat eine Senioren-Initiative unerwartet Hilfe angeboten: "Warum nicht wir, die wir kein langes Leben mehr vor uns haben?"

Von Peter Kujath, ARD-Hörfunkstudio Tokio

Arbeiter am AKW Fukushima (Foto: dpa) Großansicht des Bildes [Bildunterschrift: Die Strahlungswerte im havarierten AKW Fukushima sind hoch - die weißen Anzüge schützen nur dürftig vor der Verseuchung. ]
Yasuteru Yamada ist 72 Jahre alt. Er hat früher an der Universität Metallurgie studiert und als Ingenieur gearbeitet. Anfang April hat er die Initiative „Qualifizierte Veteranen für das Atomkraftwerk Fukushima 1“ gestartet, die mittlerweile ein gemeinnütziger Verein ist. Das soll helfen, die Regierung von dem Projekt zu überzeugen. Seine Idee erklärt Yasuteru Yamada so: "Meine Bekannten und ich haben nach dem Unfall intensiv darüber diskutiert, wie man helfen könnte, das Unglück einzudämmen. Dafür ist ein funktionierendes Kühlsystem unerlässlich. Aber das können nur Menschen aufbauen. Warum also nicht wir, die wir kein so langes Leben mehr von uns haben?"

Die Idee wirkt gut durchdacht

Mit wem und mit welchen Stellen er in der Regierung, bei Tepco und der Atomaufsichtsbehörde schon verhandelt habe, könne er nicht verraten. Hier hätte man Stillschweigen vereinbart, aber er hoffe, dass man Ende Mai oder spätestens im Juni einen Plan ausgearbeitet habe, sagt Yamada. Wenn man ihm so zuhört, kann und will man an den Erfolg des Projekts glauben. Hier geht es nicht um Selbstdarstellung oder ein Kamikaze-Unternehmen, sondern um ein durchdachtes Angebot.

"Die intellektuellen und körperlichen Fähigkeiten sind bei jedem verschieden", erklärt er. "Ich kann in meinem Alter keine Aufgaben mit hoher Verantwortung mehr managen. Deswegen müssen die Dinge im Team erledigt werden. Generell soll unser Projekt innerhalb einer abgestimmten, langfristigen Einsatz-Planung der Arbeiter vor Ort am besten unter staatlicher Leitung laufen. Die Fähigkeiten der Menschen müssen ja genau geprüft werden, um herauszufinden, wer für welche Aufgabe körperlich und intellektuell geeignet ist."

90 Freiwillige haben schon zugesagt

Beschädigtes Reaktorgebäude des Atomkraftwerks Fukushima (Foto: dpa) Großansicht des Bildes [Bildunterschrift: Kaum ein Japaner ist bereit, die nötigen Rettungsarbeiten an dem beschädigten Reaktorgebäude auszuführen. ]
2500 Personen haben Yamada und seine Freunde im Großraum Tokio kontaktiert. Davon haben 450 ihre Unterstützung signalisiert und 90 im Alter zwischen 60 und Ende 70 konkret zugesagt, im havarierten Atomkraftwerk zu arbeiten. "Natürlich haben wir Angst vor dem, was da auf uns zukommen wird", sagt Yamada. "Aber nichts zu tun, nur weil wir Angst haben, geht eben auch nicht." Kazuko Sasaki, ebenfalls eine Freiwillige, ergänzt: "Ich habe schon Angst, auch wenn ich mir das alles nicht richtig vorstellen kann. Aber vor allem empfinde ich Mitleid mit all den jungen Menschen, die unter so schlechten Bedingungen dort arbeiten müssen, ihr Leben aber noch vor sich haben. Vielleicht will ich deshalb unbedingt helfen."

Als Freiwillige verlangen sie kein Geld für ihren Einsatz, aber sie wollen auch nicht als Arbeiter zweiter Klasse behandelt werden, betont Sasaki. "Natürlich sind wir Freiwillige, aber es gibt da schon einige Problem. Wir haben ja unsere Würde als Menschen. Wir brauchen entsprechende Absicherungen, auch was Krankheitsfälle angeht. Unsere Einsatzbereitschaft darf nicht ausgenutzt werden. Wenn wir vor Ort sind, muss das unter entsprechenden moralischen Standards ablaufen." Beide haben von den Fällen gehört, dass ungelernte Arbeiter, ohne es vorher zu wissen, im havarierten AKW Fukushima 1 eingesetzt wurden. Dazu direkt äußern wollten sie sich nicht, aber auch das hätte ihre Entscheidung, aktiv zu werden, gefördert.

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Stand: 14.05.2011 13:24 Uhr
 

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