Direkte Links und Access Keys:

7. Februar 2012, 15:59, NZZ Online

Iran will Öl-Exportverbot gegen die EU früher umsetzen

Reaktion Teherans auf verschärfte Sanktionen der Europäer im Atomstreit

Iran will dem von der EU beschlossenen Öl-Importembargo mit einem umfassenden Handelsverbot begegnen. Parlamentarier kündigten am Dienstag an, ein Gesetz vorzuziehen, das die Öl-Ausfuhren in die EU bereits vor Inkrafttreten der EU- Sanktionen im Sommer stoppen soll.

(sda/Reuters) Unter Verweis auf den iranischen Erzfeind Israel sagte ein Abgeordneter laut der halbamtlichen Agentur Fars: «Als Vergeltung für die von den Zionisten unterstützten Schritte europäischer Länder zum Verbot iranischen Öls sind wir bereit, Öl-Exporte in einige EU-Länder zu unterbinden.»

Ein entsprechender Gesetzentwurf sei fast abgeschlossen. «Dieser wird die Regierung dazu veranlassen, Öl-Exporte in die EU sofort zu stoppen. Das Gesetz wird ausserdem die Importe aller Güter aus der EU verbieten», sagte ein weiterer Abgeordneter.

Die Initiative verfüge über eine Mehrheit im Parlament, fügte der Abgeordnete hinzu. Ein Datum für die Abstimmung nannte er jedoch nicht. Das Ölembargo der EU soll im Juli in Kraft treten. Der Iran hatte bereits nach den entsprechenden EU-Beschlüssen im Januar Gegenmassnahmen in Form von Exportverboten angekündigt. Eine für Ende Januar anberaumte Parlamentsdebatte über das Thema wurde jedoch verschoben.

Anzeige:

Iran kann Reis aus Indien nicht bezahlen

Die jüngste Verschärfung der amerikanischen Finanzsanktionen prangerte die Regierung in Teheran als «psychologische Kriegsführung» an. Diese werde jedoch wirkungslos bleiben.

Möglicherweise haben die Sanktionen des Westens jedoch bereits ernste Folgen für das Land: Der Iran konnte seinem wichtigsten Reislieferanten Indien nach Angaben von Exporteuren zuletzt mit 200'000 Tonnen Reis ein Sechstel seiner jährlichen Gesamteinfuhren nicht bezahlen.

Die indischen Händler hätten deshalb in den Monaten Oktober und November 2011 Zahlungsausfälle von 144 Millionen Dollar erlitten, sagten Betroffene der Nachrichtenagentur Reuters am Dienstag. «Das ist eine ernste Angelegenheit, und wir schliessen weitere Ausfälle aus dem Iran nicht aus», sagte der Chef des Verbands der Reisexporteure.

Auch Nationalbank betroffen

Die USA hatten am Montag ihre Sanktionen gegen den Iran verschärft. Dem US-Finanzministerium zufolge können nun die Vermögenswerte aller iranischen Ministerien und staatlicher Einrichtungen eingefroren werden. Betroffen sei auch die Notenbank, die für die Einkünfte aus den Ölgeschäften des Landes zuständig ist.

Mit den Sanktionen wollen die USA den Iran zwingen, an den Verhandlungstisch zurückzukehren und eine diplomatische Lösung des Atomstreits zu suchen. Der Iran bestreitet den Verdacht der Staatengemeinschaft, Atomwaffen zu entwickeln. Es weigert sich aber beharrlich, sein gesamtes Atomprogramm offenzulegen.


Copyright © Neue Zürcher Zeitung AG
Alle Rechte vorbehalten. Eine Weiterverarbeitung, Wiederveröffentlichung oder dauerhafte Speicherung zu gewerblichen oder anderen Zwecken ohne vorherige ausdrückliche Erlaubnis von NZZ Online ist nicht gestattet.

6 Leserkommentare:
Kommentare lesen

Kommentare lesen

Walter Kunz (8. Februar 2012, 12:51)
Blendwerk

Rührend wie oft sich der Westen bemüht als Helfer und Retter
in der Not aufzuspielen. Wüsste man nicht einwenig mehr könnte
direkt der Eindruck aufkommen das auf unserer Seite durchwegs
Alles in bester Ordnung sei.

Christian Pfister (8. Februar 2012, 11:56)
Wird der Westen

schon von Beginn weg das zu verhindern gedenken was im Irak über ein halbes Jahrzehnt kaltblütig von den Strategen in kauf genommen wurde? Den Tod von ca. einer halben Million Kinder als Folge westlicher Machtpolitik in Form von Sanktionen?

Walter Kunz (8. Februar 2012, 10:46)
Anzunehmen ist

Vermutlich hat gegenwärtig noch der Iran das Sagen zu und über
seine Ölgeschäfte. Druck erzeugt Gegendruck. Was wir in der
Schweiz wo immer möglich gütigst zu vermeiden suchen.

Saba Sahbai (7. Februar 2012, 20:03)
Die USA haben den Krieg schon längst begonnen . . .

... wenn Transaktionen der iranischen Zentralbank blockiert werden, zielt das wie gelesen auch darauf ab, die Bevölkerung auszuhungern. Die Sanktionen sind bereits eine Form von Kriegsführung. Dieser Weg, den der Westen eingeschlagen hat, kann einfach nicht gut gehen . . .

FARIBORS MARKTANNER (7. Februar 2012, 18:55)
Iran will Öl-Exportverbot gegen die EU früher umsetzen

Recht kooperativ die Mullahs. Was?

Felix Boller (7. Februar 2012, 16:27)
Soviel zur Freiheit der Demokratie,

die der Westen predigt und dem Iran versucht schmackhaft zu machen – so geht das doch nicht! (oder wer von Euch wäre so naiv, einfach ja zu sagen, wenn diese Demokratie derart unlogisch ist?)

Wenn Sie diesen Artikel kommentieren möchten, melden Sie sich bitte mit Ihrem MyNZZ-Benutzernamen an. Diese Funktion ist an Wochenenden und Feiertagen gesperrt.

Anzeige:

Artikel weiterleiten

Iran will Öl-Exportverbot gegen die EU früher umsetzen

Reaktion Teherans auf verschärfte Sanktionen der Europäer im Atomstreit

Iran will dem von der EU beschlossenen Öl-Importembargo mit einem umfassenden Handelsverbot begegnen. Parlamentarier kündigten am Dienstag an, ein Gesetz vorzuziehen,...

Artikel versenden als E-Mail:

Sie müssen in Ihrem Browser Cookies aktivieren, um dieses Formular zu verwenden.

Sicherheitscode

Bitte übertragen Sie den Sicherheitscode in das folgende Feld:

* Pflichtfeld

Anzeige:

NZZexecutive: Jobsuche

Stellen für Kader und Fachspezialisten

Hier die Angebote aus Print und Online abrufen.


Stichwort: 

Wetteraussichten: Zürich und Region

Heute Do Fr Sa
Teilweise sonnig Nebel Aufhellungen und einzelne Schneeschauer Nebel
-11° | -7° -12° | -4° -10° | -6° -14° | -7°

Bildstrecke: «Dreamteam Merkozy»

Bildstrecke: 10 Jahre Guantánamo

NZZ-Korrespondentenwelt: Irak

Arbeiten im Irak

Anzeige:

Abos & Services: NZZ-Abonnemente