Die eiserne Franzi

Nachdem die Schwimmerin Britta Steffen das Finale der 100 Meter Freistil verpasst hatte, erklärte sie, dass sie sich für die anderen Schwimmerinnen freue und jetzt in Ruhe den Wettbewerb ansehen könne. Franziska van Almsick kann diese Ruhe nicht verstehen. Sie ist sogar etwas erbost über soviel Gelassenheit und erklärt:

“Es ist überhaupt kein Problem in meinen Augen, dass sie das Finale nicht geschafft hat. Das ist Sport. Aber sich dann hinzustellen, und es runterzuspielen, und zu sagen, ich freu mich für die anderen und darauf, dass ich das Rennen gucken kann, das finde ich irgendwie unpassend.”

Franziska van Almsick hätte es deutlich besser gefunden, wenn Britta Steffen ihrer Enttäuschung mehr Ausdruck verliehen hätte.

“Das hätte mir besser gefallen, als die Freude darüber, dass man die Erkenntnis gewonnen hat, dass man zu alt ist und die anderen schneller schwimmen und den anderen das alles gönnt. Das fand ich nicht unbedingt so gut.”

Natürlich heißt das Motto der Olympischen Spiele “Citius, altius, fortius” und nicht “Humilis, tardius, minus”. Es ist ärgerlich, wenn Olympioniken nicht ihr Bestes geben, und die acht Badmintonspielerinnen, die aus rein taktischen Gründen schlecht gespielt haben, wurden zurecht disqualifiziert, aber neben dem olympischen Motto gibt es auch noch den olympischen Gedanken. Er lautet: “Dabei sein ist alles!”

Nichts gegen einen gesunden Siegeswillen, aber wenn es für die eiserne Franzi “nicht unbedingt so gut” ist, sich für andere zu freuen, wenn eine Niederlage kein persönlicher Weltuntergang ist, wenn also der Gedanke “Dabei sein ist alles” plötzlich anrüchig wird, dann bereiten mir die Spiele keine Freude mehr.

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19 Antworten zu Die eiserne Franzi

  1. Paul schreibt:

    An Olympia und ganz allgemein am Leistungssport bin ich nicht mehr interessiert, weil er entmenschlicht ist.
    Nach meinem Gefühl gewinnt nicht mehr der Sportler, sondern der “medizinische” Hintergrund.
    ———————————-
    Das Verhalten der Schwimmerin finde ich ausgesprochen gut. Es zeigt mir zum Einen eine menschliche Große, die in der Lage ist auch eine Niederlage “weg zu stecken” und zum Anderen zeigt es mir, dass es auch noch Wichtigeres gibt als den Sport.

    Frau Almsik hat sich nicht verändert. Sie war schon immer ein “Kotzbrocken”. Dabei ist es geblieben. Das ist jedenfalls auch eine Kontinuität.
    ———————————-
    In Bezug auf die Badmintenspielerinnen finde ich das Verhalten völlig normal. Bei jeder Fußballweltmeisterschaft gehört das zur Strategie eines guten Trainers, über die auch schon mal ganz offen gesprochen wird.
    Erinnert sei nur an Bern, als Deutschland gegen Ungarn praktisch mit einer 2. Mannschaft angetreten ist.
    Gegen zu steuern versucht man im Fußball dadurch, dass bestimmte Spiele zeitgleich stattfinden.

    Im Falle des Badmintens ist das für die Zuschauer natürlich ärgerlich. Aber mehr als ihren Ärger entsprechend zu bekunden, bleibt ihnen nicht übrig.

    Die Disqualifikation ist völlig daneben. Natürlich war es von den Spielerinnen ungeschickt, den Leistungsunwillen so offenkundig zu zeigen. Das hätte man sicherlich auch professioneller machen können.

    • A.mOr schreibt:

      Paul,
      „…ganz allgemein am Leistungssport bin ich nicht mehr interessiert, weil er entmenschlicht ist.“
      Kleine Korrektur, Du meinst sicher den ‘Hochleistungssport’, und selbst da ist vielleicht besser ein „mutmaßlich entmenschlicht“ angebrachter. Aber das mutmaße ich nur. Für den Leistungssport jedoch nicht.

      Wo ich schon mal bei Dir bin ;)
      Stimmt, das hat mit Sportsgeist nichts zu tun, wenn „medizinische Hintergründe“ -um beim Wort zu bleiben- über „Sieg und Niederlage“ entscheiden.
      Die Worte von Britta Steffen finde ich auch „groß“, jene von Franziska van Almsick dazu sind mir unverständlich (beziehe mich jetzt nur auf Gerds Darstellung, habe keine andere, kein London, kein TV, kein Olympia-Blatt).

      Alles Gute!

      • Paul schreibt:

        Hallo A.mOr, danke für die guten Wünsche, die ich herzlich erwiedere.
        Schabbat schalom.

        Ja, so bist Du und das ist auch gut. Immer um Ausgleich bemüht. Mit anderen Worten sehr friedfertig.
        Gut, ich bin kompromissbereit: Das Entmenschlicht beziehe ich auf den Hochleistungssport (diesen Begriff lese ich zum ersten mal). Aber mit ‘mutmaßlich’ gehe ich für diesen Bereich nicht mit.

        Mein Schwiegersohn betreibt Triatlon, aber in einer Art die noch körperverträglich ist. Er belastet seine Gelenke nicht durch übermäßige Trainingsleistungen. Lieber verzichtet er in Rennen auf eine bessere Plazierung. Er macht das jetzt mit dieser Intensität, im Jahr etwa 3 bis fünf Rennen, aber nicht den großen Triatlon sondern immer Rennen über kürzere Teilstrecken.
        Also reiner Freizeitsport. Selbst in diesem Bereich wird immer mehr gedopt. Völlig irrsinnig. Es geht um nichts. Nur um das eigene Ego.
        Dadurch häufen sich immer mehr “Unfälle”, d.h. völlige Zusammenbrüche während und nach dem Rennen, die sofortiges ärztliches Handeln erforderlich machen. Zum Teil liegt das auch sicher daran, dass diese Leute nicht nur den Sport als Laien unfachmännisch betreiben, sondern auch das Doping.
        Sehe es mir bitte nach, dass ich aus diesen Gründen nicht bereit bin meinen Dopingvorwurf weiter ‘herunter zu schrauben’.

        • Paul schreibt:

          Entschuldigung. Habe einen Satz nicht beendet.
          ” Er macht das jetzt……seit etwa 7 Jahren.”
          So ist der Satz vollständig.

        • A.mOr schreibt:

          Paul,
          Danke ersteinmal. ;)
          Krieg kommt zu einem, dem hinterherzulaufen, das wäre ziemlich meschugge, nicht?

          „Hochleistungssport (diesen Begriff lese ich zum ersten mal)“
          Wundert mich. Sage ich’s mal so, habe einige Jahre intensiv Leistungssport getrieben, jeden Tag trainieren, auch mehrmals. Selbstverfreilich kein Doping, nur eben vielviel Essen (Verbrennung) und möglichst gesund, genug schlafen usw…
          ‘Hochleistungssport’, da bin ich nicht hingekommen, da geht’s eben um mehr (‘Profiliga!’), als nur intensiven Sport, inklusive, wie’s aussieht, reichlich Doping-Mißbrauch.
          Und richtig: lebensgefährlich ist das. Unsere Natur hat nicht umsonst den Körpern Leistungsgrenzen verordnet. Wer das mit Mittelchen austrickst, der begibt sich auf einen schmalen Grad.

          So, wie Du das Treiben Deines Schwiegersohns beschreibst (Erfolg und Segen!), würde ich das auch schon als Leistungssport ansehen. Er ist bemüht Leistung zu bringen, Leistung zu steigern, Grenzen auszutesten, und verdammt nochmal, es macht anscheinend noch Spaß! So soll es sein. Ohne Doping, selbstverfreilich. :D

          Da ich auch zB viel gelaufen bin, kenne ich die sogenannte „Knochenhautreizung“ (Schmerzen am Schienbein), zwiebelt ganz schön, ist aber ungefährlich, dagegen half auch nur etwas Pause machen: machte ich schweren Herzens. Bin eher der leidenschaftliche Typ, verstehste?
          Schwere Verletzungen kenne ich nicht direkt vom Sport. Nu gibt Ausnahmen -Kontaktsport-, aber nicht schwere. Komm schon, was ist denn schon ‘n gebrochenes Näschen gegen eine barbarisch-archaisch-vollkommen unatheistische und unaufgeklärteste Beschneidung? :roll:

          Treibe auch jetzt noch Sport, und zack, dann habe ich mich doch nochmal schwerer (nuja, geht wirklich schlimmer) verletzt, was ich mir dadurch erklären kann, daß ich viele Jahre keinen Sport mehr trieb, da kommen dann Steifheiten und Unbeweglichkeiten zustande, die das Hirn noch garnicht verarbeiten konnte: Überraschung!
          Schätze, manche von den sogenannten „Sesselpupsern“ würden nicht so eine große Klappe riskieren, wenn sie wüßten, wie es um ihre Fitness so bestellt ist?
          Aber das findet man nur heraus, indem man’s austestet. Nicht wahr?

          Übrigens, daß Du wegen mir niemals irgendetwas schrauben (hoch, runter, nicht mal daneben…) willst, das beunruhigt mich etwas. Sag mal! 8O

          Dir auch schönes Wochenend, schabat schalom.

  2. Arme Sau schreibt:

    Ab 2:09 wirds, ahem, “interessant”.

  3. Ze'el schreibt:

    “… wenn also der Gedanke “Dabei sein ist alles” plötzlich anrüchig wird, dann bereiten mir die Spiele keine Freude mehr.”

    Mir bereitet sowieso nichts Freude, wo Franzi v. A. dabei ist — da setzen bei mir nach wenigen Sekunden die Hirnkrämpfe ein.

  4. Malte S. Sembten schreibt:

    Die Sache ist die: Franzi ist jetzt keine Sportlerin mehr, sondern Sportberichterstatterin. Als Sportlerin hätte sie Steffens Reaktion vielleicht gut gefunden. Als Teil der Sport-Verwertungsindustrie jedoch kann sie Steffens Reaktion nicht gutheißen, denn das TV-Publikum will keine Gleichgültigkeit sehen, sondern EMOTIONEN. Das Publikum erwartet Jubelschreie & Champions im Siegestaumel, Zusammenbrüche und Verlierer in Tränen. Und entsprechend sind möglichst ungehemmte Emotionen genau das, was die TV-Sender zeigen wollen. Auch dies ist ein Grund dafür, warum viele Sportler vor der Kamera ihren Gefühlen ungehemmten Lauf lassen und dabei vielleicht sogar bewusst übertreiben – man erwartet es von ihnen, es ist gut für die Karriere. Und daher vermag Franzi sich in ihrer neuen Rolle nicht zu freuen, wenn Britta ihrem (Franzis) TV-Sender und dessen Publikum die Tränenströme und die öffentlich zelebrierte Verzweiflung verweigert.
    Fragt sich nur, ob sie das so ehrlich hätte sagen sollen.

    • A.mOr schreibt:

      Scusi, Malte, ein klitzekleiner Widerspruch.
      Das Gebaren von Britta Steffen als „Gleichgültigkeit“ abzutun, das ist nicht in Ordnung.
      Sie gönnt, und das ist doch ein Ausdruck von Liebe, oder nicht?
      Irgendwer hat mal eine ziemlich scharfsinnige Aussage in den Raum geworfen:
      „Das Gegenteil von Liebe ist nicht Haß, sondern Gleichgültigkeit.“
      Schon mal gehört? :)

      (Und Vorsicht, „ironischer Anteil“, habe natürlich „perfekt“ verstanden, worauf Du hinauswillst, aber diese winzigklitzekleine Korrektur, nu, haste ja gerade gelesen… ;) )

  5. besucher schreibt:

    Ab 5:45 Uhr wird zurückgerudert!
    Schon was vom schääändlichsten Skandal aller Zeiten gehört (Schäsaz)
    Ruderin mit NPD-Boyfriend enttarnt.

    • besucher schreibt:

      Das ist mit dem olympischen Gedanken nicht vereinbar, bla blubb.
      Schade dass sie keine Araberin ist, dann hätte sie nicht den Juden auf einer Matte turnen müssen.
      Das wird durch den olympischen Gedanken toleriert.

    • Arme Sau schreibt:

      Also, einen NPD-”Boyfriend” hat die garantiert nicht. Höchstens einen Lebensgefährten. Obacht bei der Wortwahl im Weltnetz. :mrgreen:

    • A.mOr schreibt:

      Hab’s inzwischen auch gelesen. Dümpelmoral heißt sowas wohl.

      Öhm, möchte zugeben, daß ich mich in der Nähe von einem Ruder dieser Dame wenigstens schwimmend nicht besonders wohlfühlen würde…

      Andererseits, weiß man wirklich, was da nun Hand und Fuß ist?
      Wäre nicht überrascht, wenn es sich hier um „vorauseilenden Gehorsam“ handelte, gehorsamst.
      Und wenn sie nun wirklich mit einem NPD-Mann liiert sein sollte, nuja, das ist eigentlich ihre Privatsache, soviel Anstand sollte schon sein, trotz allem.
      Dürfen bei Olympia nur noch die „politisch Kompatiblen“ mitmischen? Und das wäre?

      „Araberapartheid“ ist also in Ordnung, Gedenkminute für die Mordopfer von München 1972 ist zuviel verlangt, aber eine deutsche Ruderin, die möglicherweise einen NPD-Mann kennt, gar küßt (schmutzliiche Details bitte! *geifer*) die wird soforrrt gefeuert.
      Was hat sie dort denn getrieben außer Sport?

      Und was ist die Apartheid dort, nicht mit Juden in einer Halle trainieren zu wollen?
      Eine Griechin (beinahe Olympia selbst!) wurde von ihrer Mannschaftsführung von den Olympischen Spielen ausgeschlossen, weil sie sich „rassistisch“ über ‘twitter’ geäußert haben soll, aber der Rassismus der Islamisten ist in Ordnung? Und die Gedenkminute für die Ermordeten von München 1972 ist zuviel???

      Eine bittere Farce.

      Nu, für mich wird’s Zeit, schönes Wochenend allerseits, Olympia adé.
      Schabat schalom ale.hem.

    • Dante schreibt:

      Was heißt schon enttarnt? Das war doch offenbar schon vorher bekannt, nur nicht so sehr der Öffentlichkeit. Sie soll deshalb den Polizeidienst quittiert haben, was ihr von Einigen prompt als Zeichen einer NS-Gesinnung ausgelegt wird. Dies kann jedoch auch andere Gründe haben, z.B. den, dass im Fall einer Teilnahme an einem Einsatz gegen ausländische Kriminelle irgendjemand ein Rassismus-Ding daraus machen könnte. Natürlich könnte sie auch im Rahmen eines Einsatzes gegen Neonazis gezwungen sein, gegen ihren Freund vorzugehen, und dabei einen Tick zu lange zögern, wenn die Situation eskaliert.
      Nun wird sie also nicht Polizistin, und da wird von mancher Seite behauptet, wenn sie das nicht werden könne, so könne sie Deutschland auch nicht als Sportlerin vertreten. Das kann ich nicht nachvollziehen, ist doch diese Position mit viel weniger Macht verbunden.
      Die sollen Leute sollen lieber ihren Menne im Auge behalten und sich zudem die Kollegen von Michèle Kiesewetter genauer ansehen, die höchstpersönlich Mitglieder des KKK waren und noch immer Beamte sind.

      Ein Eigentor war die harte Kritik an Frau Drygalla übrigens auch, denn sie haben der NPD eine Art Märtyrerin geliefert, ob die nun mit dieser Rolle einverstanden ist oder nicht.

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