Eine Produktionshalle für Wasserboiler von General Electric in Louisville im US-amerikanischen Bundesstaat Kentucky. Der Konzern hat nach Jahren des Outsourcings wieder in den Vereinigten Staaten investiert
Hinzu kommen die externen Faktoren, die die USA wieder zu einem attraktiven Standort machten: In Südchina und in Mexiko stiegen die Lohnkosten. Zugleich brachen infolge des Booms bei der Förderung von Schiefergas die Kosten für Erdgas und Elektrizität in den USA dramatisch ein: ein entscheidender Vorteil für die energieintensive Produktion.
Mit den Folgen dieser Entwicklung kann Präsident Obama nun im Wahlkampf punkten, denn eines seiner großen wirtschaftspolitischen Ziele rückt in greifbare Nähe: die Verdopplung der Exporte bis 2014.
Seit 2006 sind die Ausfuhren der USA nach Angaben der Boston Consulting Group (BCG) um 30 Prozent gestiegen, weitaus schneller als das Wirtschaftswachstum. "Die Exportindustrie war in den letzten Jahren der unbesungene Held der amerikanischen Wirtschaft", sagt Harold Sirkin, einer der Autoren einer neuen Studie der BCG. Die Berater erwarten, dass der Exportzuwachs in den USA bis Ende des Jahrzehnts bis zu fünf Millionen Jobs schaffen könnte. Der Schlüssel zu diesem Erfolg: niedrige Kosten. Bereits im Jahr 2015 wird der Kostenvorteil der USA gegenüber Deutschland oder Frankreich in einer Reihe von Sektoren nach BCG-Schätzung bis zu 25 Prozent betragen.
Es ist eine krasse Umkehrung der Verhältnisse. Über 30 Jahre haben internationale Industriekonzerne wie GE mehrere Millionen Jobs aus den USA heraus nach Übersee verlagert. "Die Entscheidung war relativ einfach", rechtfertigt GE-Chef Jeff Immelt diese Unternehmenspolitik im Rückblick: "Wir hatten eine starke Marke und treue Kunden - zwei Dinge, von denen wir annehmen konnten, dass sie Bestand haben, egal ob unsere Produkte made in Kentucky oder made in Korea waren."
Tatsächlich waren die Löhne und Lohnnebenkosten in den USA deutlich höher als in Asien und Mexiko, zugleich konnten die US-Unternehmen mit ihren Autos, Kühlschränken und vielen anderen Maschinen kaum noch mit den großen Rivalen aus Europa und Asien konkurrieren. Zu wenig hatten sie in Forschung und Entwicklung investiert, zu wenig in den Export außerhalb Amerikas.
Diese Fehler zu korrigieren, industrielle Fertigung zurück ins eigene Land zu holen und den Export binnen wenigen Jahren zu verdoppeln, ist das erklärte Ziel der Wirtschaftspolitik von Präsident Obama. Das neue Kühlschrankwerk von GE in Kentucky ist nur eines von vielen Beispielen, die Obama und sein Wirtschaftsberater Immelt nun im Wahlkampf als Erfolge anführen können. "Wir haben 2010 und 2011 mehr als 7000 Industriejobs in Amerika geschaffen", verkündet Immelt. Er schwärmt gar vom Beginn einer Renaissance.