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Auf dem Lanserhof wird Schulmedizin mit Naturheilkunde kombiniert. Für alle, die viel Geld verdienen, sich kaum Zeit für Gesundheit nehmen und das ändern wollen.
Lans - Einfach nur so ist noch niemand vorbeigekommen. Wer durch das kleine Kuhdorf hoch über Innsbruck spaziert, hat entweder gerade beim Gasthof zum wilden Mann den legendären Schweinsbraten gegessen oder ist sonst irgendwie auf der Durchreise. Kurz nach dem letzten Haus geht eine kleine Straße bergauf. Die grafische Gestaltung des Wegweisers macht klar, dass hier das Rustikal-Ländliche ein Ende hat.
Auf den Lanserhof kommen nur angemeldete Besucher. Die meisten für zwei oder drei Wochen, denn so wird es ärztlich empfohlen. Sie alle haben im Vorfeld Fragebögen zu ihrem Gesundheitszustand ausgefüllt, haben eventuell ärztliche Befunde geschickt und mit einem der sechs Lanserhof-Ärzte telefoniert. "Die meisten kommen, weil sie irgendeine Art von Befindlichkeitsstörung spüren", sagt der ärztliche Leiter Roland Fuschelberger. Verdauungsbeschwerden, Schwäche, Blutdruckschwankungen Übergewicht, das Spektrum sei groß. Eine wachsende Anzahl kommt nach schweren Krankheiten - zur Regeneration.
Für alle steht das persönliche Arztgespräch am Anfang, denn alle haben zumindest das Lanser-Med-Basis-Paket (2503 Euro exklusive Unterkunft) gebucht. "Wir nehmen uns Zeit und gehen individuell auf jeden ein", sagt Fuschelberger, der danach entweder weitere Untersuchungen anordnet oder mit Physio-, Psycho- und Sporttherapeuten individuelle Programme zusammenstellt. Es ist ein Mix aus Schulmedizin und Naturheilverfahren, "da sind wir hier frei von Denkbeschränkungen", sagt er.
Außer Diskussion steht, dass jeder Gast am Gesundheitsprogramm teilnehmen soll. "Nur Urlaub machen geht bei uns leider nicht", sagt Lanserhof-Geschäftsführerin Andrea Csics. Fasten, viel Trinken (kein Alkohol) und Bewegung sind Basisprogramm.
Zusätzlich dazu gibt es ein medizinisch verordnetes orthomolekulares Aufbauprogramm, also Vitamine und diverse Spurenelemente. Im Speisesaal hat jeder Gast seinen fixen Sitzplatz, auf dem Medikamente in Döschen und Fläschchen darauf warten, zu den Mahlzeiten eingenommen zu werden. Gekocht wird nach den Regeln von F. X. Mayr, sprich spartanisch. "Wichtig ist basisch, so gut wie jeder will bei uns ja abnehmen", sagt Csics. Nahrungsmittelunverträglichkeiten sind willkommen, und de facto würde deshalb à la carte gekocht.
"Fasten ist deshalb ein wichtiger Aspekt des Aufenthalts, weil es Bewegung ins körpereigene System bringt", erklärt Fuschelberger und ist überzeugt, dass sich durch eine Fastenwoche (die mit einer Bittersalzkur beginnt) ungesunde Ernährungsmuster verändern lassen. "Wer wirklich Hunger hat, nimmt sich am Tee-Buffet eine Gemüsebrühe", sagt die Hotelfrau Csics - und tatsächlich: Ein russischer Gast schlürft mit seiner Frau gerade eine Suppe - mit Blick auf den Patscherkofel.
Deshalb schwebt in den Aufenthaltsbereichen auf dem Lanserhof auch überall ein leichter Selleriegeruch. Doch irgendwie vermittelt das auch das heimelige Gefühl von Selbstgekochtem. Sonst dominiert elegante Behaglichkeit in gedämpften Farben. Eingangsbereich, Speisesaal und Aufenthaltszonen gehen nahtlos ineinander über und sind eine Art Treffpunkt.
Zum Beispiel um zehn Uhr. Da kommen die Gäste aus den unterschiedlichen Morgensportprogrammen, erzählen sich, wie Yoga und Nordic Walking waren. Ein übergewichtiger Brite um die 35 hat einen Entschlackungswickel hinter sich und blättert erhitzt im Guardian. Zusammen mit seiner asiatischen Freundin werden aktuelle Gewichtsdaten ausgetauscht. In 15 Minuten beginnt für sie das Kneippen. Eine Mittfünfzigerin, die schon ein paar Gesichtsstraffungen hinter sich hat, ist mit von der Partie. Man plaudert, alle sind höflich und rücksichtsvoll, bei ständig neuen Körperparametern und -erkenntnissen geht der Gesprächsstoff nicht aus. Die Kur ist teuer, man bleibt unter sich. "Ich fahre viele Prominente hier herauf", erzählt der hauseigene Taxifahrer später.
Dass die Gäste aus der ganzen Welt sich in den Tiroler Bergen zum Gesundwerden versammeln, darauf ist die Hotelleiterin Andrea Csics ziemlich stolz: Neben den Gästen aus Deutschland sind in den letzten Jahren viele aus Russland und aus den arabischen Ländern dazugekommen, sogar aus Hongkong und Rio de Janeiro reisen die Gäste an. Den Satz "Ich zahle Ihnen 10.000 Euro, bitte heilen Sie mich" hört Fuschelberger öfter. Mit viel Einfühlungsvermögen bringt er seiner anspruchsvollen Klientel dann bei, dass "ohne Selbstverantwortung leider gar nichts geht".
Er packt seine Gäste über deren Körperwerte. Blut, Stoffwechsel Herz-Kreislauf: Im schneeweißen Ambiente im ersten Untergeschoß werden Stresstest, Ressourcen-Analyse, neurobiologische und sämtliche andere Untersuchungen durchgeführt - eine Art Gesundenuntersuchung im Urlaub. Röntgen und Ultraschall gibt es im Haus, "für alles andere kooperieren wir mit der Med-Uni Innsbruck", so Fuschelberger. Ein recht überarbeitet wirkender Managertyp wartet ein bisschen nervös in der Lobby. Er muss mit dem Taxi zur CT auf die Uniklinik. Es ist elf Uhr. Er hat Hunger. "Ich hatte noch kein Frühstück, darf ich ein Brötchen essen?", fragt er eine Dame vom Küchenteam, die mit den Vorbereitungen zum Mittagessen befasst ist. "Wollen Sie einen Cracker?" "Nein, ich darf keinen Weizen", antwortet er und ist erleichtert, als er hört, dass Cracker auf dem Lanserhof aus Dinkel gebacken werden. "Käse oder Putenschinken dazu?", fragt die freundliche Dame. "Was leichter ist", seufzt er und isst dann genussvoll langsam seine kleine Portion.
Hier hat der Umdenkprozess offensichtlich erfolgreich begonnen. "Wer die inneren Werte seines Körpers kennengelernt hat und erlebt, wie stark sich etwa Bewegung auf den Blutzuckerspiegel auswirkt, wird zu Hause eher eine Runde joggen", hofft Fuschelberger. Nach drei Wochen jedenfalls hätte noch jeder gespürt, wie sich eine Lifestyle-Änderung anfühlt. Selbstverantwortung ist der Schlüsselbegriff, und wiederholte Aufenthalte auf dem Lanserhof seien bei der Verinnerlichung förderlich, "jedes Mal bleibt ein bisserl mehr hängen", so Fuschelberger. (Karin Pollack, DER STANDARD, 5.8.2013)
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"Ein russischer Gast schlürft mit seiner Frau gerade eine Suppe - mit Blick auf den Patscherkofel".
Es soll ja angeblich auch Russen geben, die mit Messer und Gabel essen können ohne die Tischgenossen mit diesen Werkzeugen zu attackieren. Aber wenn wir schon bei den Plattitüden des Artikels sind: In Lans ist es fast unmöglich, den Patscherkofel NICHT zu sehen, genausowenig wie die Nordkette.
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