Jakuten

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Jakutin in der Nationaltracht
Jakute in der Nationaltracht

Jakuten (jakut. Сахалар/Sachalar; russ. Якуты/Jakuty) ist der Name eines heutigen Turkvolkes, das in der Autonomen Republik Sacha (Jakutien) innerhalb der Russischen Föderation im fernöstlichen Sibirien beheimatet ist.[1]

Die russische Volkszählung von 2002 ergab, dass in Russland 443.852 Jakuten leben.[2] Von diesen lebten 432.290 in der Republik Sacha. Jakutische Minderheiten gibt es am Amur, auf Sachalin, in Magadan und in der Region Krasnojarsk.[1]

Herkunft[Bearbeiten]

Archäologischen Funde zeigen große Ähnlichkeit mit den Burjaten. Sowohl die Verteilung des Wortschatzes als auch ältere völkerkundliche Forschungen belegen die Zugehörigkeit zur tungusischen (ewenkischen) Gruppe, deren heute jakutischer Teil im Laufe des 14. Jahrhunderts turkisiert wurde. Die heutige jakutische Sprache wird zu den Turksprachen gerechnet, was in Wortschatz, Lautsystem und Grammatik begründet ist. Diese Herkunft konnte jetzt wieder durch eine Studie des Max-Planck-Instituts für evolutionäre Anthropologie (2003) belegt werden. Beim Vergleich der mitochondriale DNA von 117 Jakuten mit der anderer eurasischer Völker konnte eine hohe genetische Übereinstimmung sowohl mit den Ewenken, die z. T. dasselbe Gebiet besiedeln, als auch mit den in Südsibirien lebenden turksprachigen Tuwinern nachgewiesen werden.[3]

Geschichte[Bearbeiten]

Die jakutische Gesellschaft gliederte sich traditionell in Adel, Freie und Sklaven ein. Sie lebten als Jäger, Fischer und zu einem sehr geringen Teil als Bauern, bzw. Rentier- und Pferdezüchter.

Die Migration der Jakuten war die letzte Migration türkischer Bevölkerungsgruppen aus Zentralasien. Im Gegensatz zu allen anderen Turkvölkern sind die Jakuten nicht den südlichen oder westlichen Routen gefolgt, sondern wanderten nach Nordosten ins Tal der Lena. Die Wanderbewegung der Jakuten setzte im 12. Jahrhundert ein – zu einer Zeit, zu der die Mongolen-Clans ihren Machtbereich ausdehnten.[4]

Kultur[Bearbeiten]

Die Jakuten wurden in den 1820er Jahren christianisiert und bekennen sich heute mehrheitlich zum russisch-orthodoxen Christentum, wobei eine Vielzahl schamanisch-religiöser Praktiken erhalten geblieben sind und noch häufig praktiziert werden. Hierzu gehören die musiktherapeutischen Praktiken traditioneller Heiler, bei denen die Maultrommel chomus gespielt wird oder von Schamanentrommeln begleitete Geisteranrufungsgesänge. Das den Heilungen zugrunde liegende geistige Konzept und Weltmodell heißt kut-siur. Es gab „weiße Schamanen“, die Opferungen ausführten und Gebetsspezialisten waren, aber keine Seelenreise unternahmen und keinen Kontakt zu Geistern hatten und im Gegensatz zum eigentlichen Geisterbeschwörer nicht in Ekstase verfielen.

Einzelnachweise[Bearbeiten]

  1. a b Josef Guter: Das große Lexikon der Völker. Komet, Köln 2006, ISBN 3-89836-580-8, S. 166.
  2. Nationalitätenstatistik der russischen Volkszählung von 2002 (auf Englisch) (MS Excel; 203 kB)
  3. Forschungsbericht 200312-130 (Memento vom 12. Juni 2007 im Internet Archive) der Max-Planck-Gesellschaft
  4. Harald Haarmann: Weltgeschichte der Sprachen. Von der Frühzeit des Menschen bis zur Gegenwart (= Beck'sche Reihe. 1703). C. H. Beck, München 2006, ISBN 3-406-55120-3, S. 274.

Weblinks[Bearbeiten]

 Commons: Jakuten – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien