Kırşehir

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Dieser Artikel behandelt die türkische Stadt Kırşehir, für die gleichnamige türkische Provinz siehe Kırşehir (Provinz).

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Kırşehir
Wappen fehlt
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Kırşehir (Türkei)
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Basisdaten
Provinz (il): Kırşehir
Koordinaten: 39° 9′ N, 34° 10′ O39.14534.160833333333Koordinaten: 39° 8′ 42″ N, 34° 9′ 39″ O
Einwohner: 117.730[1] (2013)
Telefonvorwahl: (+90) 386
Postleitzahl: 40 000
Kfz-Kennzeichen: 40
Struktur und Verwaltung (Stand: 2014)
Bürgermeister: Yaşar Bahçeci (AKP)
Webpräsenz:
Landkreis Kırşehir
Einwohner: 131.997[1] (2013)
Fläche: 1.678 km²
Bevölkerungsdichte: 79 Einwohner je km²

Kırşehir ist eine türkische Stadt in der gleichnamigen Provinz Kırşehir in Zentralanatolien. Die Stadt selbst hatte im Jahr 2010 108.628 Einwohner. Kırşehir liegt etwa 156 km südöstlich der Hauptstadt Ankara.

Geschichte[Bearbeiten]

Die Anfänge von Kırşehir reichen zurück bis zu den Hethitern. In der heutigen Provinz Kırşehir wurden bei Ausgrabungen die Siedlungen Hashöyük (3500–2000 v.Chr) und Kaman-Kalehöyük (1700-600 v.Chr) entdeckt, die bis zu 5000 Jahre alt sind. Wie die Stadt zu dieser Zeit hieß, ist unbekannt. Zur Zeit der Römer hieß die Stadt Mocissus bzw. griechisch Mokissos. Nachdem die Stadt vom oströmischen Kaiser Justinian I. (527-565) wiedererbaut wurde, hieß sie bis zum Ende der byzantinischen Herrschaft Justinianopolis. 1071 begann die Herrschaft der Türkischen Stämme in Kırşehir. Sie erhielt wegen der Lage in der kargen Steppe den Namen Kir Sehri (Steppenstadt), woraus sich der heutige Name Kırşehir entwickelte.

Bis zur Eroberung des Danischmenden-Emirats durch die Rumseldschuken war die Oberherrschaft über Kırşehir zwischen diesen beiden türkischen Dynastien strittig und wechselnd. Nach dem Ende des Rumseldschukenreichs 1307 geriet die Stadt unter die direkte Herrschaft der mongolischen Ilkhane, die dort eine Münzstätte unterhielten. Von der Mitte des 13. bis zur Mitte des 14. Jahrhunderts war die Stadt ein bedeutendes kulturelles Zentrum in Anatolien. Nach dem Ende des Ilkhanats 1335 geriet die Stadt unter die Herrschaft wechselnder türkischer Dynastien. Nachdem Kırşehir unter Sultan Bayezit I. bis zur Schlacht bei Ankara 1402 erstmals unter die Herrschaft der Osmanen geraten war, wurde die Stadt von Sultan Selim I. endgültig dem Osmanischen Reich einverleibt.[2]

Bedeutung hatte Kırşehir im Osmanischen Reich als Begräbnisort des Ahi Evran, eines muslimischen Heiligen der rumseldschukischen Zeit und Patrons der Korporationen der Gerber und anderer Lederhandwerker, wie Sattler und Schuhmacher. An das Mausoleum war ein Derwisch-Tekke angeschlossen, dessen Oberhaupt, dem Ahi Baba, es gelungen war, die Kontrolle über die meisten muslimischen Korporationen der Gerber und anderer Lederhandwerker zu erringen. 1908 wurden aber die Korporationen aufgehoben, das Tekke fand 1925 sein Ende.[3] [4] Der Name Ahi Evran wurde durch die 2006 in Kırşehir gegründete Ahi Evran-Universität wieder aufgenommen.

Im 19. Jahrhundert wurde der Sandschak Kırşehir an Ankara angegliedert. Im Jahre 1921 wurde Kırşehir wieder zu einer eigenständigen Provinz. Gazi Mustafa Kemal Atatürk besuchte die Stadt zweimal (1921 und 1931).

Vom Abbruch der diplomatischen Beziehungen der Türkei zum Deutschen Reich im August 1944 bis in das Jahr 1946 war Kırşehir eine der drei anatolischen Städte (neben Çorum und Yozgat), die den deutschen Staatsangehörigen, die nicht nach Deutschland zurückkehren wollten oder konnten, als Zwangsaufenthaltsort (von den Betroffenen oft als "Internierung" bezeichnet) zugewiesen wurde. Die dort Konfinierten konnten sich innerhalb der Stadt und ihrer Umgebung frei bewegen und ihren Tagesablauf nach eigenem Gutdünken gestalten. Einer von ihnen, Fritz Baade, fand gemeinsam mit einem Geologen Wege, die seit dem Altertum bekannte, damals fast versiegte Heilquelle wieder zum Laufen zu bringen und so Kırşehir als Kurort wieder zu aktivieren. Nach dem Krieg holte er einen jungen Handwerker aus Kırşehir zur Ausbildung nach Deutschland und legte somit das Fundament für die heute im ganzen Lande verbreitete Schmuckstein-Verarbeitung. Die Stadt zeichnete ihn 1959 mit der Ehrenbürgerschaft aus.[5]

Bevölkerung[Bearbeiten]

Die Einwohner Kırşehirs sind überwiegend Türken, wobei seit etwa 200 Jahren eine alteingesessene kurdische Minderheit existiert. Wie nahezu überall in der Türkei auch kommen zur Erntezeit kurdische Erntehelfer zwecks Saisonarbeit in die Region. Sie residieren überwiegend in Zeltlagern nahe ihrer Arbeitsstätten. Während dieser Zeit suchen sie auch oft die Stadt auf. In Kırşehir leben sowohl Sunniten als auch Aleviten.

Jahr/Datum Einwohner
1965[6] 24.861
1970[7] 33.173
1975[8] 41.415
1980[9] 49.913
1985[10] 64.754
1990[11] 73.538
2000[12] 88.105
2007[13] 99.832
2008[14] 101.333
2009[15] 105.826
2010[16] 108.628
2011[17] 110.499
2012[18] 114.244

Sport[Bearbeiten]

Logo von Kırşehirspor

Die Stadt und der Landkreis Kırşehir haben mit dem Fußballverein Kırşehirspor seit den 1970er Jahren eine Fußballmannschaft, die die Region überwiegend in der dritthöchsten türkischen Spielklasse, der heutigen TFF 2. Lig, vertrat. Seine erfolgreichste Zeit hatte der Verein in den Jahren 1982–1987, in denen man zweimal als Meister der 2. Lig den Aufstieg in die zweithöchste türkische Spielklasse, die heutige TFF 1. Lig, schaffte. Im Sommer 2011 stieg der Verein von der viertklassigen und der niedrigsten türkischen Profiliga, der TFF 3. Lig, ab und spielt seither in der regionalen Amateurliga, welche wiederum der fünfthöchsten türkischen Spielklasse entspricht.

Bekannte Persönlichkeiten[Bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten]

  • Walter Ruben: Kırşehir. Eine altertümliche Kleinstadt Inneranatoliens. Herausgegeben von Gerhard Ruben. (= Arbeitsmaterialien zum Orient, Bd. 13). Würzburg, Ergon 2003. ISBN 3-89913-273-4

Weblinks[Bearbeiten]

 Commons: Kırşehir – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten]

  1. a b Türkisches Institut für Statistik, abgerufen 25. Mai 2014
  2. F. Taeschner, Art. Kirshehir in Encyclopaedia of Islam, New Edition, Band 5 KHE-MAHI, Leiden 1986
  3. F. Taeschner, Artt. Akhī Ewrān und Akhī Baba in Encyclopaedia of Islam, New Edition, Band 1 A-B, Leiden 1960
  4. F. Taeschner, Art. Kirshehir in Encyclopaedia of Islam, New Edition, Band 5 KHE-MAHI, Leiden 1986
  5. Fritz Baade in: Der Spiegel vom 21. Januar 1959. Abgerufen am 26. Mai 2011.
  6. webcitation.org: "TÜRKİYE İSTATİSTİK KURUMU - 1965 GENEL NÜFUS SAYIMI VERİ TABANI" abgerufen am 11. Februar 2014, (türkisch)
  7. webcitation.org: "TÜRKİYE İSTATİSTİK KURUMU - 1970 GENEL NÜFUS SAYIMI VERİ TABANI" abgerufen am 11. Februar 2014, (türkisch)
  8. webcitation.org: "TÜRKİYE İSTATİSTİK KURUMU - 1975 GENEL NÜFUS SAYIMI VERİ TABANI" abgerufen am 11. Februar 2014, (türkisch)
  9. webcitation.org: "TÜRKİYE İSTATİSTİK KURUMU - 1980 GENEL NÜFUS SAYIMI VERİ TABANI" abgerufen am 11. Februar 2014, (türkisch)
  10. webcitation.org: "TÜRKİYE İSTATİSTİK KURUMU - 1985 GENEL NÜFUS SAYIMI VERİ TABANI" abgerufen am 11. Februar 2014, (türkisch)
  11. webcitation.org: "TÜRKİYE İSTATİSTİK KURUMU - 1990 GENEL NÜFUS SAYIMI VERİ TABANI" abgerufen am 11. Februar 2014, (türkisch)
  12. webcitation.org: "TÜRKİYE İSTATİSTİK KURUMU - 2000 GENEL NÜFUS SAYIMI VERİ TABANI" abgerufen am 11. Februar 2014, (türkisch)
  13. webcitation.org: "TÜRKİYE İSTATİSTİK KURUMU - İlçelere göre il/ilçe merkezi ve belde/köy nüfusu - 2007" abgerufen am 11. Februar 2014, (türkisch)
  14. webcitation.org: "TÜRKİYE İSTATİSTİK KURUMU - İlçelere göre il/ilçe merkezi ve belde/köy nüfusu - 2008" abgerufen am 11. Februar 2014, (türkisch)
  15. webcitation.org: "TÜRKİYE İSTATİSTİK KURUMU - İlçelere göre il/ilçe merkezi ve belde/köy nüfusu - 2009" abgerufen am 11. Februar 2014, (türkisch)
  16. webcitation.org: "TÜRKİYE İSTATİSTİK KURUMU - İlçelere göre il/ilçe merkezi ve belde/köy nüfusu - 2010" abgerufen am 11. Februar 2014, (türkisch)
  17. webcitation.org: "TÜRKİYE İSTATİSTİK KURUMU - İlçelere göre il/ilçe merkezi ve belde/köy nüfusu - 2011" abgerufen am 11. Februar 2014, (türkisch)
  18. http://rapor.tuik.gov.tr: "TÜRKİYE İSTATİSTİK KURUMU - İlçelere göre il/ilçe merkezi ve belde/köy nüfusu - 2012" abgerufen am 11. Februar 2014, (türkisch)