Wahlsieger in Griechenland: Syriza-Chef Tsipras soll noch heute vereidigt werden

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Alexis Tsipras, Wahlsieger und designierter Regierungschef von Griechenland

Schon am Montagnachmittag soll Syriza-Chef Alexis Tsipras zum neuen Ministerpräsidenten ernannt werden. Bereits am Vormittag sind die Koalitionsverhandlungen abgeschlossen worden.

Athen - Einen Tag nach seinem Wahlsieg in Griechenland soll Syriza-Chef Alexis Tsipras von Präsident Karolos Papoulias als neuer Ministerpräsident nominiert werden. Die offizielle Nominierung erfolge um 15.00 Uhr, teilte die Präsidentschaft in Athen am Montag mit. Zuvor hatte sich Tsipras' Linkspartei mit der nationalistischen Partei der Unabhängigen Griechen (Anel) auf die Bildung einer Koalition verständigt.

Der Chef der Unabhängigen Griechen, Panos Kammenos, hatte nach einem Gespräch mit Syriza-Chef Alexis Tsipras am Montag in Athen mitgeteilt, man habe sich auf eine Koalitionsregierung geeinigt.

"Von diesem Moment an gibt es eine Regierung", sagte Kammenos. Mit Blick auf die deutsche Politik sagte der Chef der Unabhängigen Griechen: "Wir werden zu Merkel auf unseren Füßen gehen, nicht auf den Knien rutschen."

"Das ist eine neue Ära", sagte Dimitris Vitsas, Syriza-Parteisekretär, SPIEGEL ONLINE. Bei der Frage, ob linke und rechte Politik in Griechenland zusammenpasse, dürfe nicht in alten Kategorien gedacht werden: "Keine Partei ist näher an Syriza als andere. Nur Syriza ist nahe an Syriza."

"Das ist ein Triumph des Anti-Sparplan-Blocks", sagte Giorgos Christoforidis von den Unabhängigen Griechen. Seine Partei habe zwar "rote Linien" bei den Themen Zuwanderung, Kirche und Außenpolitik. Kammenos und Tsipras verbänden jedoch gegenseitiger Respekt und persönliche Beziehungen. "Die Partnerschaft wird großartig funktionieren", so Christoforidis. Auch Syriza werde davon profitieren.

Die Führung der rechtspopulistischen Partei, einer Abspaltung der konservativen Nea Dimokratia, sieht das Land "besetzt" von den Geldgebern. Daher müsse Griechenland "befreit" werden. Athen sollte keine Schulden zurückzahlen.

Die Unabhängigen Griechen lagen bei 4,8 Prozent und 13 Mandaten. Nach Auszählung von 99,9 Prozent der Stimmen lag die linkspopulistische Syriza bei 36,3 Prozent und 149 Mandaten im neuen Parlament. Für die Bildung einer Regierung sind 151 der 300 Parlamentssitze nötig.

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Syriza-Wahlsieg in Griechenland

Das Wahlergebnis in Griechenland ist ein überwältigender Regierungsauftrag für Alexis Tsipras und seine Syriza - und für Europas Zukunft ein entscheidender Faktor. Sollte die EU auf die Forderungen des Linksbündnisses zugehen und die Auflagen für das Schuldenland lockern?

mka/AFP

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1. Weltuntergang durch die
Gruuber 26.01.2015
Da dürfte manchen entgangen sein, dass nicht Alexis Tsipras und Syriza Griechenland dorthin gebracht haben, wo es jetzt steht, sondern die Altparteien, zu deren Klientel und Schutzbefohlenen auch die größten Steuerhinterzieher, Steuerbefreiten und Beschenkten Griechenlands gehören. So wie auch in den USA, in Großbritannien, Frankreich und vor allem auch in Deutschland! Wobei ich anstelle der Kapitalisten auch gar nicht so schwarzsehen würde. Wie schon Bill Clinton, Tony Blair und vor allem Gerhard Schröder bewiesen haben, kann es Kapitalisten unter angeblich "Linken" sogar bestens gehen! Warten wir daher ein wenig ab, ob nicht auch Alexis Tsipras und Syriza relativ rasch mit dem "Scheckbuch" umgedreht werden. Und nicht mehr von der alten "Garde" unterschieden werden können.
2. das ging ja flott
conocedor 26.01.2015
Sechs Stunden Koalitionsverhandlungen für vier Jahre Regierungsarbeit. Irgendwie überkommt mich dabei das Gefühl, dass Tsipras keine komplette Legislaturperiode als Ministerpräsident durchhalten wird.
3. Oha...
sciencerocks 26.01.2015
Eine Linkspartei im Verein mit einem rechtspopulistischen Koalitionspartner? Da kann man erahnen wie stark der griechische Nationalismus hier eine Rolle spielen wird. Kann gut sein, dass die Griechen ihr Schicksal in beide Hände nehmen -nämlich rechts und links. kann aber auch eine Katastrophe werden. Bin gespannt!
4. Links und recht,...
hubertrudnick1 26.01.2015
..ob das gut gehen wird, zwei entgegengesetzte gesellschaftliche Kräfte. Mal sehen was für ein gemeinsames Programm sie sich aufstellen werden?
5.
henrysucher 26.01.2015
Egal. welche partei wo gewinnt, die destruktive wirtschafts"politik" wird sich erst ändern, wenn die schwarzrotgrüngelbe kapitalistische einheitspartei und die finanzanarchos der großbanken den karren endgültig gegen alle wände gefahren haben werden. Der einst reiche gesellschaftliche besitz wird sich dann in luft aufgelöst haben, bzw auf den konten oder in den kellern von ein paar hundert sehrreichen verschwunden sein. Berlin hatte sich jahrelang den linkesten senat gewählt, den man in diesem land wählen kann. Bekommen haben wir dafür reinste neo-lib-politik, ausverkauf pur (unter unserem ach-so-tollen bürgermeister). Auch tsirpas wird in schlecht soz-"demokratischer" manier irgendeinen miesen deal einfädeln.
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