UNICEF

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Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen (UNICEF)
United Nations International Children’s Emergency Fund

Bilaal Rajan für UNICEF in Malawi
Organisationsart autonome Organisation
Kürzel UNICEF
Leitung Anthony Lake
Gegründet 1946
Hauptsitz New York
www.unicef.org

Das Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen (englisch ursprünglich: United Nations International Children’s Emergency Fund, seit 1946 United Nations Children’s Fund, UNICEF) ist eines der entwicklungspolitischen Organe der Vereinten Nationen. Es wurde am 11. Dezember 1946 gegründet, zunächst um Kindern in Europa nach dem Zweiten Weltkrieg zu helfen. Heute arbeitet das Kinderhilfswerk vor allem in Entwicklungsländern und unterstützt in ca. 190 Staaten[1] Kinder und Mütter in den Bereichen Gesundheit, Familienplanung, Hygiene, Ernährung sowie Bildung und leistet humanitäre Hilfe in Notsituationen. Außerdem betreibt es auf politischer Ebene Lobbying, so etwa gegen den Einsatz von Kindersoldaten oder für den Schutz von Flüchtlingen.

UNICEF international[Bearbeiten]

UNICEF wurde von der Generalversammlung der Vereinten Nationen am 11. Dezember 1946 gegründet, um Notfallnahrung und Gesundheitsversorgung für Kinder in Ländern, die an den Folgen des Zweiten Weltkrieges litten, bereitzustellen. Ludwik Rajchman, ein polnischer Bakteriologe, gilt als Begründer der UNICEF und war von 1946 bis 1950 ihr erster Vorsitzender. Im Jahr 1953 wurde UNICEF den Sonderorganisationen der Vereinten Nationen zugeordnet.

Sitz der internationalen Organisation UNICEF wie auch der Mutterorganisation UNO ist New York. 1965 erhielt die Organisation den Friedensnobelpreis, den der amerikanische Schauspieler Danny Kaye stellvertretend entgegennahm. Ab 1989 koordinierte UNICEF in der Operation Lifeline Sudan die humanitäre Hilfe zur Versorgung der Bevölkerung während des Bürgerkriegs in Südsudan.

Exekutivdirektoren[Bearbeiten]

Im März 2010 wurde Anthony Lake für eine Amtszeit von fünf Jahren zum neuen Direktor von UNICEF berufen.[2] Derzeit hat UNICEF rund 7.200 Mitarbeiter in rund 160 Ländern.

UNICEF national[Bearbeiten]

Als eigenständige Nichtregierungsorganisationen fungieren in den Industriestaaten so genannte „nationale Komitees“. Diese sind vertraglich an UNICEF gebunden und wurden von den jeweiligen Regierungen anerkannt. Ihre Hauptaufgabe besteht darin, Mittel für die weltweiten UNICEF-Projekte zu sammeln, über die Situation der Kinder auf dem gesamten Globus zu informieren und die Umsetzung der Konvention zu den Rechten der Kinder zu begleiten. UNICEF finanziert sich ausschließlich über freiwillige Spenden.

UNICEF in Deutschland[Bearbeiten]

Deutsche Sonderbriefmarke von 1993 zum 40. Jahrestag von UNICEF Deutschland
Lok der Baureihe 101 mit Werbung für UNICEF
UNICEF-Deutschland: Zentrale in Köln

Am 30. Juni 1953 wurde das Deutsche Komitee für UNICEF e. V. mit Sitz in Köln gegründet. Schirmherrin ist immer die Frau des amtierenden Bundespräsidenten; seit 2012 ist dies Daniela Schadt, die Lebensgefährtin von Joachim Gauck.[3] Ehrenamtlicher Vorsitzender des Deutschen Komitees ist der Unternehmer Jürgen Heraeus; hauptamtliche Geschäftsführerin war bis 23. Juni 2010 Regine Stachelhaus. UNICEF Deutschland verzeichnete 2012 Einnahmen in Höhe von 83,9 Mio. EUR (2011: 93,3 Mio. EUR).[4]

Die frühere schleswig-holsteinische Ministerpräsidentin Heide Simonis war ab 1. Januar 2006 Vorsitzende von UNICEF Deutschland. Am 2. Februar 2008 trat sie aufgrund von Unstimmigkeiten im Vorstand von dem Posten zurück.[5] Am 8. Februar 2008 trat auch der Geschäftsführer Dietrich Garlichs zurück, nachdem ihm Verschwendung von Spendengeldern vorgeworfen worden war.[6] Das Ermittlungsverfahren gegen Garlichs wurde im Oktober 2008 von der Staatsanwaltschaft Köln eingestellt.[7]

Am 20. Februar 2008 gab das Deutsche Zentralinstitut für soziale Fragen (DZI) bekannt, dass UNICEF Deutschland das DZI-Spendensiegel aberkannt wurde. Ausschlaggebend dafür sei gewesen, dass UNICEF Deutschland „bei den jährlichen Spenden-Siegel-Prüfungen seit 2005 wahrheitswidrig behauptet“ habe, keine Provisionen für die Vermittlung von Spenden zu bezahlen. Mit einer Provisionszahlung von 30.000 Euro ohne nachvollziehbare Gegenleistung habe „UNICEF Deutschland gegen den Grundsatz der Wirtschaftlichkeit und Sparsamkeit verstoßen… In Anbetracht der in den vergangenen Wochen zu Tage getretenen und entstandenen gravierenden Leitungs-, Aufsichts- und Managementmängel und des unzureichenden Auskunftsverhaltens bei UNICEF war für das DZI […] der Entzug des Spenden-Siegels unumgänglich“.[8][9] Anfang April 2008 trat der gesamte Vorstand von UNICEF Deutschland zurück, um einen Neuanfang nach der Affäre zu ermöglichen. Infolge der Affäre hatten rund 37.000 Dauerspender ihre Unterstützung gekündigt; die Spendeneinnahmen waren nach Angaben von UNICEF um 20 Prozent zurückgegangen. Am 10. April 2008 wurde ein neuer Vorstand gewählt, Vorsitzender von UNICEF Deutschland ist seit dem 11. April 2008 der Unternehmer Jürgen Heraeus.[10] Am 21. April 2008 wurde der frühere Staatssekretär im nordrhein-westfälischen Innenministerium, Wolfgang Riotte, übergangsweise für fünf Monate zum neuen Geschäftsführer von UNICEF Deutschland gewählt.[11]

Am 1. Januar 2009 übernahm Regine Stachelhaus, ehemals Geschäftsführerin von HP, die UNICEF-Deutschland-Geschäftsführung, die sie am 23. Juni 2010 wieder niederlegte und in den Vorstand der E.ON AG wechselte.[12][13] Für das Untersuchungsjahr 2009 urteilte das DZI, nunmehr seien Werbung und Information von UNICEF Deutschland „überwiegend eindeutig und sachlich“, der Anteil der Werbe- und Verwaltungsausgaben an den Gesamtausgaben sei mit 20 % bis 35 % „vertretbar“.[14] Am 4. November 2010 wurde daher UNICEF vom DZI das Spendensiegel mit sofortiger Wirkung wieder erteilt.[15] Am 2. Dezember 2010 erhielt UNICEF Deutschland von PricewaterhouseCoopers den 1. Preis im Transparenzwettbewerb deutscher Spendenorganisationen für exzellente Berichterstattung zur Corporate Governance.[16]

Seit 2010 ist Christian Schneider Geschäftsführer von UNICEF Deutschland.[17][18]

UNICEF in Österreich[Bearbeiten]

UNICEF Österreich wurde 1962 als Verein Österreichisches Komitee für UNICEF gegründet und hat seinen Sitz in Wien.[19] Langjährige Präsidentin war die Mitgründerin Martha Kyrle, die Tochter des ehemaligen Bundespräsidenten Adolf Schärf.[20] Seit 2007 ist Gudrun Berger Geschäftsführerin und Vorstandsvorsitzende von UNICEF Österreich.[19] Das Spendenvolumen betrug im Jahr 2011 etwa 4.25 Mio. Euro[21] (Spenden 2007: 3,3 Mio. Euro[20]; 2008: 2,7 Mio. Euro[22]; 2009: 2,9 Mio. Euro[23]; 2010: 4,0 Mio. Euro[24]; 2011: 4,25 Mio. Euro[21]). Durch das Steuerreformgesetz 2009 wurden Spenden in Österreich an UNICEF steuerlich absetzbar.[22] Seit 2010 ist die Organisation zudem berechtigt, das Österreichische Spendengütesiegel zu führen.[25]

UNICEF in der Schweiz[Bearbeiten]

UNICEF Schweiz wurde 1959 als Schweizerisches Komitee für UNICEF mit Sitz in Zürich gegründet. Erster nationaler UNICEF-Botschafter ist Kurt Aeschbacher.

UNICEF und Pädophilie[Bearbeiten]

UNICEF unterstützte die offizielle pädophile Interessenvertretung Belgiens mit Namen CRIES bis zu ihrer Zerschlagung 1986, wobei auch eine Reihe von belgischen UNICEF-Funktionären wie Michel Felu und Philippe Carpentier wegen sexuellen Missbrauches und Besitzes von Kinderpornographie verhaftet und verurteilt wurden. [26][27]

Siehe auch[Bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten]

 Commons: UNICEF – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
 Wikinews: UNICEF – in den Nachrichten

Einzelnachweise[Bearbeiten]

  1. www.unicef.org
  2. Statement by President Barack Obama on the Appointment of Anthony Lake as Executive Director of UNICEF. United States Mission to the United Nations, 16. März 2010
  3. Presseinformation auf Unicef-de-Website
  4. Unicef Geschaeftsbericht 2012
  5. Vorlage:Internetquelle/Wartung/Zugriffsdatum nicht im ISO-FormatVorlage:Internetquelle/Wartung/Datum nicht im ISO-FormatWarum trat Heide Simonis zurück? In: faz.net. 8. Marz 2008, abgerufen am 11. Dezember 2014.
  6. Unicef der Lüge überführt, Frankfurter Rundschau, 3. Februar 2008
  7. Vorlage:Internetquelle/Wartung/Zugriffsdatum nicht im ISO-FormatVorlage:Internetquelle/Wartung/Datum nicht im ISO-FormatUnicef: Ermittlungen eingestellt. In: Focus Online. 22. Oktober 2008, abgerufen am 11. Dezember 2014.
  8. Pressemitteilung des DZI vom 20. Februar 2008 (PDF)
  9. Details der vom DZI gerügten Mängel bei Unicef Deutschland[1]
  10. Unternehmer Heraeus ist neuer UNICEF-Vorsitzender@1 @2 Vorlage:Toter Link/www.tagesschau.de → Erläuterung, Tagesschau, 11. April 2008
  11. Wolfgang Riotte neuer UNICEF-Geschäftsführer, die-topnews.de, 21. April 2008
  12. Regine Stachelhaus wird ab 1. Januar 2009 neue Unicef-Geschäftsführerin, www.unicef.de, 30. Oktober 2008
  13. www.unicef.de
  14. DZI: Bewertung von Unicef Deutschland in 2009 [2]
  15. Pressemitteilung von UNICEF vom 4. November 2010
  16. www.pwc.de
  17. Christian Schneider neuer UNICEF-Geschäftsführer UNICEF Pressemitteilung, 23. Juni 2010
  18. Geschäftsführer von UNICEF abgerufen am 6. Juni 2013
  19. a b Zentrales Vereinsregister ZVR, BMI Vereinsregisterauszug zum Stichtag 6. Juni 2013. ÖSTERREICHISCHES KOMITEE für UNICEF, ZVR-Zahl 286464129, Sitz Wien, Entstehungsdatum 16. November 1962, Vorsitzende /Vertretungsbefugnis Gudrun BERGER (Funktionsperiode 19. Juni 2007 – unbestimmt)
  20. a b UNICEF Österreich Jahresbericht_2007 (PDF; 1,3 MB)
  21. a b UNICEF Österreich Jahresbericht 2011 (PDF; 2,2 MB)
  22. a b UNICEF Österreich Jahresbericht 2008 (PDF; 5,4 MB)
  23. UNICEF Österreich Jahresbericht 2009 (PDF; 5,0 MB)
  24. UNICEF Österreich Jahresbericht 2010 (PDF; 3,7 MB)
  25. Österreichisches Komitee für UNICEF, Reg.Nr. 05769, Berechtigung, das Österreichische Spendengütesiegel zu führen seit 21. Juni 2010, OSGS
  26. nytimes.com: CHILD SEX SCANDAL ROILS UNICEF UNIT
  27. apnewsarchive.com: Sixteen People Sentenced In Child Sex Scandal