Militär

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Zahlenmäßige Stärke der Streitkräfte nach Staaten
25 Militärführer aus 21 Nationen im Oktober 2014

Als Militär (von lateinisch militaris ‚den Kriegsdienst betreffend‘ bzw. milesSoldat‘) oder Streitkräfte bezeichnet man die mit Kriegswaffen ausgestatteten Kräfte der Staatsgewalt, die hoheitlich mit der Gewährleistung der äußeren Sicherheit betraut sind und zusätzlich in den meisten Staaten auch als Verstärkung der Polizeikräfte zum Schutz der inneren Sicherheit bei besonderem Bedarf eingesetzt werden können.

Die Bezeichnung Militär (von französisch militaire, Einzahl ‚der Militär‘; Mehrzahl: ‚die Militärs‘) wird auch als Synonym für eine Zahl von Angehörigen der Streitkräfte (Soldaten) verwendet. In der Einzahl steht er ähnlich wie die Bezeichnung Dienstgrad für eine einzelne Militärperson der Offiziere und Generäle.

Bedeutung des Militärs[Bearbeiten]

Als Zweck des Militärs wird typischerweise die Gewährleistung der äußeren Sicherheit, also der Verteidigung des Landes, oder seiner Bündnispartner vor Gefahren von außen vorangestellt. Demgegenüber steht die Gewährleistung der inneren Sicherheit, bei der die Gesellschaft vor Gefahren, die sich im Land selber entwickeln, geschützt werden muss.

Als Aufgaben sind beispielsweise für die deutsche Bundeswehr festgelegt:

Das Instrument, das den Streitkräften zu diesem Zweck zur Verfügung steht und nach dem (nach den Genfer Konventionen) grundsätzlich Kombattanten von Zivilisten unterschieden werden, ist traditionell die Waffengewalt. Spannungen zwischen Staaten können kriegerische Auseinandersetzungen hervorrufen, allerdings werden zunehmend auch andere Gefahren, wie Terrorismus für Kampfeinsätze ursächlich, wodurch die Streitkräfte heutzutage mehr und mehr mit der sogenannten unkonventionellen Kriegführung konfrontiert werden. Außerdem beschränkt sich die Aufgabe des Militärs nicht mehr ausschließlich auf bewaffnete Konflikte, sondern es rücken Techniken der Informationsgewinnung, internationale Friedensmissionen oder andere Arten der militärischen Auseinandersetzung, zum Beispiel der sogenannte „Cyberwar“, in den Vordergrund.

In der Öffentlichkeit hat das Militär vor allem in der Vergangenheit eine wichtige Komponente für das Nationalverständnis ausgemacht. Während die heutige westliche Gesellschaft dem Militär eher kritisch gegenüber steht, war es oftmals (z. B. zur Zeit des Deutschen Kaiserreichs) ein wichtiger Faktor des Patriotismus (Näheres siehe: Militarismus). Vor allem in militärisch geprägten Ländern, wie China oder den USA, spielen die Streitkräfte eine entscheidende Rolle, um Macht zu demonstrieren. Die Streitkräfte sind von Natur aus ein wichtiges Standbein der Politik, insbesondere in der Außen- und Sicherheitspolitik. Die Ausuferung einer Macht des Militärs kann von der Unterdrückung eines Volkes bis hin zu einem Putsch und einer Militärregierung führen.

Neben der Verteidigung hat das Militär auch weitreichendere Aufgabengebiete wie die Friedenssicherung (z. B. bei Internationalen Blauhelmeinsätzen), Katastrophenhilfe (so auch Hurrican Katrina), Durchsetzung der wirtschaftlichen und politischen Interessen eines Landes/Bündnisses (wie die oft kritisierten „Öl-Kriege“) und zeremonielle Zwecke (u. a. Staatsempfänge).

Die Unterhaltung von Streitkräften ist kostenintensiv und macht meist einen großen Teil der Staatsausgaben aus. Daher gibt es Staaten ohne Militär und Militärbündnisse wie die der NATO, die militärische Aufgaben auf mehrere Mitglieder verteilen und ein gegenseitiges Schutz-Verhältnis gewährleisten.

Die aktuell quantitativ größte Streitkraft der Welt hat China mit circa 2,3 Mio Soldaten, gefolgt von den Vereinigten Staaten, die mit 574,9 Mrd US$ den höchsten Militär-Etat der Welt haben (siehe: Liste der Streitkräfte).

Die Militärtechnik hat traditionell eine wichtige Vorreiter- und Schrittmacherrolle bei der allgemeinen technischen Entwicklung inne. So wurden beispielsweise das Fernsehen, das Internet oder GPS ursprünglich im militärischen Auftrag entwickelt und anfangs nur vom Militär genutzt (siehe Wehrtechnik und Rüstung).

Siehe auch: Militärgeschichte, Militärwissenschaft, Militärsoziologie, Kriegssoziologie und Konfliktforschung

Unterscheidungsmöglichkeiten[Bearbeiten]

Kriegsschiffe verschiedener Nationen
Luftbetankung von Flugzeugen der US Air Force

Teilstreitkräfte[Bearbeiten]

Hauptartikel: Teilstreitkraft

Zwar ist jede Streitkraft unterschiedlich organisiert, allerdings kann in der heutigen Zeit allgemein nach Teilstreitkräften unterschieden werden. Dies sind zumeist Landstreitkräfte (Heer), Seestreitkräfte (Marine) und Luftstreitkräfte (Luftwaffe). Manche Staaten ergänzen ihre Streitkräfte durch weitere Teilstreitkräfte, wie einer Küstenwache, der Marineinfanterie oder paramilitärischer Gendarmerie.

Streitkräfte/Polizei[Bearbeiten]

In demokratisch organisierten Gesellschaften wird die Rolle des Militärs von der der innerstaatlichen Sicherheitskräfte (Polizei) abgegrenzt. Außerdem bestehen Schutzmechanismen, um das Militär zu kontrollieren. Dies zeigt sich in der Eigenschaft einer sogenannten Parlamentsarmee. Dagegen sind in vielen repressiven Staaten diese beiden Funktionen vermischt und das Militär übernimmt innenpolitische Aufgaben. Ausdruck für diesen Dualismus ist die Gendarmerie. Gendarmen sind ebenfalls häufig Teil der Streitkräfte wie in Frankreich und Italien oder unterstanden historisch einmal dem Verteidigungsressort wie die frühere Bundesgendarmerie in Österreich. Verfassungs- und verwaltungsrechtliche Normen stellen dabei sicher, dass solche Einheiten im Frieden dem Innen- bzw. dem Justizressort unterstehen.

Paramilitär[Bearbeiten]

Hauptartikel: Paramilitär

Sogenannte paramilitärische Organisationen, oder Milizen (meist offiziell nicht-militärische Einheiten, die aber dennoch ähnliche Aufgaben haben), die in vielen nicht als Krieg bezeichneten bewaffneten Konflikten (etwa Bürgerkriegen) teilnehmen, gelten offiziell nicht als Streitkraft und werden nach internationalen Konventionen auch anders behandelt.

Stehendes Militär/Bedarfsarmee[Bearbeiten]

Hauptartikel: Stehendes Heer und Bedarfsarmee

Seit dem 17. Jahrhundert hat sich die Form der stehenden Streitkräfte durchgesetzt, bei denen eine ständig verfügbare Anzahl von Soldaten dauernd unter Waffen stehen und dadurch jederzeit einsatzbereit sind. Dies hat vor allem Gründe der besseren und einheitlichen Ausbildung, sowie der schnelleren Verfügbarkeit und Zuverlässigkeit und ist in der heutigen Zeit insbesondere durch das System der Berufsarmee zum Standard geworden. Das gegensätzliche System war eine "Bedarfsarmee", die (bspw. im Rahmen einer Milizorganisation) erst bei Bedarf aufgestellt wurde und somit meist keine ausreichende Erfahrung und Ausbildung hatte, dafür aber wesentlich billiger im Unterhalt war.

Kombattanten/Zivilbevölkerung[Bearbeiten]

Hauptartikel: Kombattant

Gemäß den Genfer Konventionen wird bei den Beteiligten an einem militärischen Konflikt grundsätzlich zwischen Kombattanten und der Zivilbevölkerung unterschieden. Kombattanten sind alle unter Waffen stehenden und auch als solche erkennbaren Mitglieder einer Konfliktpartei. Nur sie sind zu Kriegshandlungen berechtigt und im Gegensatz zu Zivilisten auch nicht direkt vor gegnerischer Gewalteinwirkung geschützt. Ihnen stehen im Falle einer Kriegsgefangenschaft bestimmte Rechte, wie ein faires Gerichtsverfahren, zur Verfügung. Demgegenüber haben die USA den völkerrechtlich stark umstrittenen Begriff des „ungesetzlichen Kombattanten“ eingeführt.

Eigenschaften[Bearbeiten]

Streitkräfte zeichnen sich in der Regel (und nach internationalen Standards) durch folgende Eigenschaften aus:

  • Sie stehen unter einem einheitlichen Kommando, das dem Staat gegenüber für die Führung der Unterstellten verantwortlich ist,
  • Die Angehörigen unterscheiden sich durch Uniformen, Abzeichen, Zeichen oder andere aus der Ferne erkennbare äußere Merkmale von der Zivilbevölkerung,
  • Die Soldaten unterliegen einem internen Disziplinarsystem, das im Einsatzfall auch die Regeln der Kriegführung durchsetzt,
  • Sie sind bewaffnet (ein Soldat muss seine Waffe offen führen).

Hierarchie[Bearbeiten]

Militärische Organisationen zeichnen sich durch eine hierarchische Dienstgradstruktur aus, der eine Befehlsstruktur folgt. Alle Soldaten unterliegen dabei dem Prinzip von Befehl und Gehorsam gegenüber ihren Vorgesetzten und müssen gewisse Einschränkungen ihrer Freiheiten und Grundrechte hinnehmen.

Hauptartikel: Dienstgrad

Militärrecht[Bearbeiten]

Das Militär hat in den meisten Staaten und auch nach dem Kriegsvölkerrecht (z. B. durch die Genfer Konventionen und die Haager Landkriegsordnung) einen gesonderten Status. Soldaten (sogenannte Kombattanten) nehmen einen Sonderstatus ein, indem sie in vielen Staaten einer speziell eingerichteten Militärgerichtsbarkeit, sowie einem internationalen Völkerstrafrecht unterliegen (z. B. Internationaler Militärgerichtshof). Die sogenannte Innere Führung wird geprägt von Rangordnung und Gehorsam (siehe Militärischer Befehl), allerdings haben Soldaten in Deutschland die Möglichkeit sich außerhalb des normalen Dienstweges an den Wehrbeauftragten zu wenden, der die Behandlung der „Staatsbürger in Uniform“ nach gültigem Recht überwacht.

Wehrpflicht und Reservesystem[Bearbeiten]

Hauptartikel: Wehrpflicht und Reservesystem

In vielen Staaten der Welt, insbesondere in jenen mit langer Militärtradition, oder bei ständiger Bedrohung (z. B. Israel, wo auch Frauen zum Militärdienst verpflichtet werden), müssen die Staatsbürger für einen gewissen Zeitraum in der Armee oder einer anderen Wehrformation (zum Beispiel im Bereich des Katastrophenschutzes) ihrem Land dienen. Dieses System der Wehrpflicht soll die (zumeist männliche) Bevölkerung für den Fall eines Krieges vorbereiten, in dem sie dann gegebenenfalls zum Dienst an der Waffe verpflichtet werden können, um ihr Land als Reservisten zu verteidigen. Diese Personen können, wenn sie als wehrfähig erachtet wurden, im Notfall zu den Streitkräften eingezogen werden und stehen somit als sogenanntes Reservesystem zur Verfügung.

Kritik[Bearbeiten]

Massaker an iranischen Zivilisten durch irakische Truppen im Ersten Golfkrieg.
US-Soldaten Charles Graner und Sabrina Harman mit misshandelten Gefangenen in Abu-Ghraib.

Das Militär genießt in den meisten demokratischen Staaten wie Deutschland tendenziell hohes öffentliches Ansehen[1], wird aber auch durch Friedensbewegungen kritisiert, die das gezielte Verwunden von Menschen, die Kriegführung und die daraus folgende Zerstörung und Vernichtung als barbarisch, moralisch verwerflich und für eine nachhaltige Konfliktbearbeitung als ungeeignet erachten. Antimilitarismus und Pazifismus problematisieren das Militärische und erstreben eine gewaltfreie Bearbeitung von Konflikten durch Hinwendung zur Diplomatie und Zivilen Konfliktbearbeitung. Sie versuchen aktiv, bewaffnete Konflikte und die militärische Rüstung zu verhindern, den Krieg als Mittel der Politik langfristig auszuschließen und Bedingungen für dauerhaften Frieden zu schaffen. Kriegs-Befürworter bezeichnen sie als Bellizisten.

Durch die zunehmende Aufrüstung (insbesondere beim Wettrüsten in der Zeit des Kalten Krieges) wurde durch die militärtechnische Weiterentwicklung eine Grenze überschritten, wodurch bei einem Kriegsausbruch zwischen zwei Supermächten nicht mehr nur die beteiligten Staaten, sondern die gesamte Weltbevölkerung betroffen wäre, da die Vernichtungskraft des Militärs einiger Staaten durch Massenvernichtungswaffen unkalkulierbar sein kann (siehe auch Overkill). Angesichts des potenziellen Vernichtungs-Ausmaßes dieser Waffen haben viele Staaten inzwischen multilateralen Verträge wie dem Atomwaffensperrvertrag oder Abrüstungsabkommen wie „START“, „INF“ und „KSE“ unterzeichnet, die diese Gefahr zumindest teilweise reduzieren sollen (siehe auch Rüstungskontrolle und Conference on Disarmament). Besonders nennenswerte Abkommen, die von der Staatengemeinschaft als überaus unmenschlich angesehene Vorgehensweisen verhindern wollen, sind bspw. die Ottawa-Konvention, die Chemiewaffenkonvention, oder der ABM-Vertrag.

International unterliegen die Streitkräfte heute völkerrechtlichen Abkommen, die militärische Auseinandersetzungen regeln und verhindern sollen. Wichtige Schriften sind dabei die Haager Landkriegsordnung und die Genfer Konventionen. Nach Artikel 2 (4) der Charta der Vereinten Nationen besteht ein generelles Gewaltverbot, das nur in Ausnahmefällen (zur Verteidigung und im Rahmen einer friedenserzwingende Maßnahme durch eine Resolution des UN-Sicherheitsrates) umgangen werden darf.

Siehe auch[Bearbeiten]

Weltkarte der Armeeformen:
  • keine (eigenen) Streitkräfte
  • keine Wehrpflicht (Freiwilligenarmee/Berufsarmee/ausgesetzt)
  • noch Wehrpflicht, aber Abschaffung in weniger als drei Jahren bereits beschlossen
  • Wehrpflicht
  • keine Angaben
 Portal: Militär – Übersicht zu Wikipedia-Inhalten zum Thema Militär

Literatur[Bearbeiten]

  • Hans Delbrück: Geschichte der Kriegskunst im Rahmen der politischen Geschichte, 4 Bde., [Berlin 1900–1920], Neuaufl.: Walter de Gruyter, Berlin 2000, ISBN 3-11-016886-3.
  • Autorenkollektiv: Wörterbuch zur Deutschen Militärgeschichte, 2 Bde. (Schriften des Militärgeschichtlichen Instituts der Deutschen Demokratischen Republik), Militärverlag der DDR, Berlin (Ost) 1985, ISBN 3-327-00239-8.

Weblinks[Bearbeiten]

 Commons: Militär – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
  Wikiquote: Militär – Zitate
 Wikisource: Militär – Quellen und Volltexte
 Wiktionary: Militär – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
 Wiktionary: Streitkraft – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
 Wiktionary: Streitmacht – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise[Bearbeiten]

  1. http://www.welt.de/politik/deutschland/article121418282/Das-widerspruechliche-Image-deutscher-Soldaten.html