BamS-Umfrage | Mehrheit der Deutschen
für Atomkraft

Hamburg – Der Klimaschock, die Abhängigkeit von ausländischen Energiequellen – in der deutschen Politik ist die Debatte über den Atomausstieg neu entflammt. Aber wie denken die Menschen in Deutschland über die Kernkraft?

Eine Forsa-Umfrage im Auftrag von BILD am SONNTAG brachte ein überraschendes Ergebnis. 61 Prozent der Deutschen sagen: Es ist nicht vertretbar, aus der Atomenergie auszusteigen, bevor alternative Energien wie Sonnen- oder Windkraft in einem vergleichbaren Umfang zur Verfügung stehen! Nur 34 Prozent sind gegenteiliger Meinung.

Erhebliche Vorbehalte gegenüber einem schnellen Atomausstieg gibt es unter den Anhängern beider Regierungsparteien sowie der größten Oppositionspartei. 71 Prozent der Unions- und 57 Prozent der SPD-Wähler halten einen endgültigen Ausstieg aus der Kernkraft erst dann für vertretbar, wenn erneuerbare Energien in ausreichendem Maß verfügbar sind. Bei den FDP-Anhängern sind es sogar 83 Prozent.

Für einen raschen Atomausstieg treten 16 Prozent der FDP-Wähler, 27 Prozent der Anhänger von CDU/CSU und 39 Prozent der SPD-Wähler ein. Eine Mehrheit für einen schnellen Ausstieg aus der Kernenergie gibt es lediglich in der Anhängerschaft von Grünen (59 %) und Linkspartei (54 %).

Atomkraft hat einen Anteil von 29 Prozent an der Stromerzeugung in Deutschland, auf erneuerbare Energien entfallen elf Prozent. An der Spitze: Stein- und Braunkohle mit zusammen 47 Prozent.

Die rot-grüne Bundesregierung vereinbarte im Jahr 2000, aus der Atomenergie auszusteigen. 2003 wurde das Kraftwerk Stade stillgelegt. Die verbleibenden 17 Atomkraftwerke sollen bis spätestens 2023 abgeschaltet sein. Fast jeder zweite Bundesbürger ist der Meinung, dass dieser Beschluss von der Politik korrigiert werden sollte:

31 Prozent der Befragten sprechen sich für längere als die von Rot-Grün vereinbarten Kraftwerk-Laufzeiten aus; 17 Prozent sagen sogar, dass der Atomausstieg komplett rückgängig gemacht werden müsste. 47 Prozent meinen, dass die Kernkraftwerke wie beschlossen abgeschaltet werden sollten.

Wie Forsa weiter ermittelte, hält eine knappe Mehrheit der Deutschen die Atomkraft für wenig gefährlich. 50 Prozent beurteilen die von der Kernenergie ausgehende Bedrohung als gering beziehungsweise nicht vorhanden. 32 Prozent der Befragten schätzen die Gefahr als groß, 15 Prozent als sehr groß ein.

Am wenigsten Angst vor der Atomenergie haben junge Menschen im Alter von 18 bis 29 Jahren – 54 Prozent sehen eine geringe oder keine Gefahr, 45 Prozent eine große beziehungsweise sehr große. Die Furcht überwiegt in der Altersgruppe von 45 bis 59 Jahren, in der 48 Prozent die Gefahren der Atomkraft als gering oder sehr gering, 49 Prozent jedoch als groß oder sehr groß einschätzen. Im Bundeswirtschaftsministerium wird die Stimmung in der Bevölkerung registriert. Wirtschaftsminister Michael Glos (CSU) zu BamS:

„Wir müssen für Deutschland auf dem Energiesektor für Versorgungssicherheit sorgen. Dabei wird in Zukunft die Kernkraft unverzichtbar sein. Das sehen die Bürger genauso. Auch Umweltminister Sigmar Gabriel kann sich nicht dauerhaft dieser Erkenntnis entziehen.“