Meret Oppenheim

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Wechseln zu: Navigation, Suche

Meret Elisabeth Oppenheim (* 6. Oktober 1913 in Charlottenburg, heute Berlin; † 15. November 1985 in Basel) war eine deutsch-schweizerische Künstlerin und Lyrikerin. Sie war eine der wichtigsten Vertreterinnen des magischen Surrealismus.

Leben[Bearbeiten]

Berliner Gedenktafel am Haus, Joachim-Friedrich-Straße 48, in Berlin-Halensee

Geboren wurde Meret Oppenheim 1913 als Kind des Hamburger Arztes Erich Alfons Oppenheim und seiner Schweizer Frau Eva Wenger, einer Tochter von Lisa Wenger. Ihren Namen erhielt sie nach Gottfried Kellers Meretlein aus dem Grünen Heinrich. Meret wurde evangelisch erzogen. Während des Ersten Weltkrieges zog sie mit ihrer Mutter nach Delémont ins Haus der Großeltern. Von 1918 bis 1932 lebte die inzwischen auf drei Kinder angewachsene Familie in Steinen im Südwesten Deutschlands nahe der Schweizer Grenze.

Nach Absolvierung der Volksschule besuchte Meret Oppenheim die Oberrealschule in Schopfheim, eine Privatschule in Zell, die Rudolf-Steiner-Schule in Basel, das Herrnhuter Mädcheninternat in Königsfeld im Schwarzwald und die Oberschule in Lörrach. Merets Lieblingsfächer waren Deutsch, Geschichte, Zeichnen und Naturkunde. Die Zeichnungen in ihrem Mathematikheft deuteten schon früh auf ihren Weg, und sie wollte Malerin werden.

Schon ihre Großmutter Lisa Wenger hatte in Düsseldorf die Kunstakademie besucht und war Malerin und Kinderbuchautorin. So kam Meret Oppenheim schon frühzeitig in Kontakt zu Kunstschaffenden, wie auch mit dem Schriftsteller Hermann Hesse, der mit ihrer Tante Ruth Wenger einige Jahre verheiratet war. Während ihrer Jugend freundete sie sich mit der Literatur von Goethe, den Romantikern, Gottfried Keller, Rilke und Hesse an.

Meret Oppenheim: Der grüne Zuschauer (Einer der zusieht, wie ein anderer stirbt) (1933/1977). Duisburg, Kant-Park

1931 beschloss sie, ebenfalls Künstlerin zu werden. Sie fuhr 1933 mit der befreundeten Malerin Irène Zurkinden nach Paris. Dort lernte sie Alberto Giacometti und Hans Arp kennen, die von ihren Arbeiten fasziniert waren und sie einluden, im Salon des Surindépendants auszustellen. Im Herbst 1933 lernte sie Max Ernst kennen, mit dem sie eine bis ins nächste Jahr andauernde Liebesbeziehung hatte.[1] Man Ray fotografierte sie 1933 in dem Bildzyklus Érotique voilée, was ihr den Ruf der „Muse der Surrealisten“ einbrachte.[2] In dieser Zeit, in der sie zudem in den Kreisen von André Breton und Marcel Duchamp verkehrte, entstanden einige Kunstobjekte. Darunter waren das Déjeuner en fourrure („Frühstück im Pelz“) aus dem Jahr 1936 – eine pelzbezogene Kaffeetasse (mit Untertasse und Löffel), die im selben Jahr auf der Londoner International Surrealist Exhibition gezeigt wurde – und Ma Gouvernante („Mein Kindermädchen“) die von Alfred Barr jr. für das Museum of Modern Art in New York erworben wurden.

Um eine finanzielle Durststrecke zu überbrücken, machte sie 1936 auch Modeentwürfe. Danach folgte eine Schaffenskrise. Sie kehrte in die Schweiz zurück, hatte Kontakt zur antifaschistischen Künstlergruppe Gruppe 33 und besuchte während zweier Jahre die Gewerbeschule, um ihre technischen Fertigkeiten zu verbessern. 1939 beteiligte sich Oppenheim an einer Ausstellung für fantastische Möbel und zeigte dort unter anderem einen Tisch mit Vogelfüssen.

Im Jahr 1949 heiratete sie Wolfgang La Roche. Mit ihm lebte sie bis zu seinem Tod 1967 in Bern. 1954 war ihre Krise überwunden, und sie bezog ihr eigenes Atelier. 1956 entstanden Kostüme und Masken für Daniel Spoerris Inszenierung von Picassos Theaterstück Wie man Wünsche am Schwanz packt.

Ab 1958 begann ihr intensives Schaffen, und dabei griff Oppenheim oft auf Skizzen, Entwürfe und Ideen ihrer Pariser Zeit zurück. 1967 hatte sie eine Retrospektive im Moderna Museet in Stockholm. Ab 1972 lebte und arbeitete sie abwechselnd in Paris und Bern.

Der Oppenheimbrunnen in Bern

1974 und 1975 hatte sie weitere Retrospektiven in den Museen von Stockholm, Winterthur und Duisburg. 1974 erhielt sie den Kunstpreis der Stadt Basel. 1981 erschien eine Publikation ihrer Gedichte mit Serigraphien unter dem Titel Sansibar, und daran schloss sich eine ähnliche Arbeit mit dem Titel Caroline an.

1982 wurde Meret Oppenheim mit dem großen Preis der Stadt Berlin geehrt, und sie nahm an der documenta 7 in Kassel teil. 1983 wurde der von ihr geschaffene Oppenheimbrunnen auf dem Waisenhausplatz in Bern eingeweiht, und 1985 schuf sie eine Brunnenskulptur für die Jardins de l'ancienne école Polytechnique in Paris.

1984 erschien in der Kunstrevue TROU Nr. 4 eine Arbeit von Meret Oppenheim, für die Vorzugsausgabe kreierte sie die Originalgraphik mit dem Abdruck ihrer eigenen Hand.

Kurz vor ihrem Tod wurde sie Mitglied der Akademie der Künste in Berlin. Am 15. November 1985, am Tag der Vernissage zu ihrem Buch Caroline, starb Meret Oppenheim.

Ehrungen[Bearbeiten]

Straßenschild in Basel

In Basel wurde 2003 der Bau der Passerelle am Bahnhof SBB abgeschlossen und die Straße darunter ihr zu Ehren „Meret Oppenheim-Strasse“ benannt. Der Schweizer Kunstpreis Prix Meret Oppenheim ist ebenfalls nach ihr benannt.

Zu ihrem 100. Geburtstag im Jahr 2013 fand eine Retrospektive im Martin-Gropius-Bau in ihrer Geburtsstadt Berlin statt, die vom 16. August 2013 bis zum 6. Januar 2014 lief.[3] Auch Basel ehrte die Künstlerin aus diesem Anlass mit vielen Aktionen und Ausstellungen.[4]

Am 6. Oktober 2014 wurde an ihrem Geburtshaus in der Joachim-Friedrich-Straße 48, in Berlin-Halensee, eine Berliner Gedenktafel enthüllt.[5]

Werke[Bearbeiten]

  • Déjeuner en fourrure („Frühstück im Pelz“). 1936, Museum of Modern Art, New York [6]
  • Ma gouvernante – my nurse – mein Kindermädchen. 1936, Museum of Modern Art, New York
  • Le couple („Das Paar“)
  • Tisch mit Vogelfüssen. 1939, Privatbesitz[7]
  • Miss Gardénia
  • Das Eichhörnchen
  • Das Frühlingsfest
  • Leute auf der Strasse. Kunstmuseum Bern
  • Verzauberung. Kunstmuseum Bern
  • Die Spirale (Der Gang der Natur). Skulptur Brunnen, Montagne Ste Geneviève, Paris
  • Illustrationen zu Lisa Wengers Aber, aber Kristinli. Schweizerisches Jugendschriftenwerk 1935, SJW-Heft Nr. 48. Reprint 2006, ISBN 3-7269-0520-0.

Zitate[Bearbeiten]

„Die Freiheit wird einem nicht gegeben, man muss sie sich nehmen.“

Meret Oppenheim[8]

Literatur[Bearbeiten]

  • Ralf Beil: Künstlerküche: Lebensmittel als Kunstmaterial von Schiele bis Jason Rhoades. DuMont, Köln 2002. ISBN 3-8321-5947-9. S. 84–101
  • Therese Bhattacharya-Stettler und Matthias Frehner (Hrsg.): Meret Oppenheim. „mit ganz enorm wenig viel“. Hatje Cantz, Ostfildern 2006, ISBN 3-7757-1746-3
  • Rita Bischof: Zum Werk von Meret Oppenheim. Rede aus Anlass der Trauerfeier am 20. November 1985 in Basel. Auszug in: Die schwarze Botin. Feministische Texte 1977 - 1985. Supplement zu jungle world, September 2014 (undatiert), S. 13f.
  • Bice Curiger: Meret Oppenheim. Spuren durchstandener Freiheit. Scheidegger & Spiess, Zürich 2002, ISBN 978-3-85881-136-3.
  • Geist und Gefühl. Rede beim Erhalt des Kunstpreises der Stadt Basel. In: Katalog der Ausstellung Galerie Levy, Hamburg. / In: Freibeuter #1, Berlin 1979 / In: Marlis Gerhardt (Hrsg.): Essays berühmter Frauen. Insel, Frankfurt am Main 1997, ISBN 3458336419, S. 134–136.
  • Karoline Hille: Spiele der Frauen. Künstlerinnen im Surrealismus. Belser, Stuttgart 2009, ISBN 978-3-7630-2534-3.
  • Christiane Meyer-Thoss (Hrsg.) Aufzeichnungen 1928–1985: Träume. Gachnang & Springer, Bern 1986, ISBN 978-3-906127-13-2.
  • Christiane Meyer-Thoss (Hrsg.): Meret Oppenheim: Buch der Ideen. Frühe Zeichnungen, Skizzen und Entwürfe für Mode, Schmuck und Design. Photographien von Heinrich Helfenstein. Gachnang & Springer, Bern 1996, ISBN 978-3-906127-46-0.
  • Christiane Meyer-Thoss (Hrsg.): Warum ich meine Schuhe liebe. Insel Verlag, Berlin 2013, ISBN 978-3-458-19374-6 (Insel-Bücherei 1374).
  • Lisa Wenger, Martina Corgnati (Hrsg.): Meret Oppenheim – Worte nicht in giftige Buchstaben einwickeln. Das autobiografische Album „Von der Kindheit bis 1943“ und unveröffentlichte Briefwechsel. Verlag Scheidegger & Spiess, Zürich 2013, ISBN 978-385881-375-6.
  • Christian Fluri (Hrsg.), Simon Baur: Meret Oppenheim, Eine Einführung. Christoph Merian, Basel 2013, ISBN 978-3-85616-632-8.
  • Galerie Krinzinger (Hrsg): Meret Oppenheim - Eine andere Retrospektive. A different Retrospective. Graphische Kunstanstalt Otto Sares, Wien 1997. ISBN 3-900683-02-6
  • Isabel Schulz: Meret Oppenheim. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 19, Duncker & Humblot, Berlin 1999, ISBN 3-428-00200-8, S. 567 f. (Digitalisat).
  • Redaktion: Oppenheim, Meret im Historischen Lexikon der Schweiz
  • Meret Oppenheim im Munzinger-Archiv (Artikelanfang frei abrufbar)

Dokumentationen[Bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten]

 Commons: Meret Oppenheim – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten]

  1. Dein Traum Liebes, ist ein Meisterwerk (PDF; 983 kB), meret-oppenheim.ch, Abgerufen am 22. August 2013.
  2. Man Rays Aufnahmen von Meret Oppenheim, 1933, manray-photo.com, Abgerufen am 6. Oktober 2013.
  3. Retrospektive im Martin-Gropius-Bau, Berlin
  4. 100 Jahre Meret Oppenheim. Abgerufen am 22. September 2013.
  5. 5. Meret Oppenheim. Lyrikzeitung.com, 2. Oktober 2014, abgerufen am 6. Oktober 2014.
  6. Abbildung Déjeuner en fourrure
  7. Abbildung Tisch mit Vogelfüssen
  8. Sendungsinformation zur ZDF-Doku vom 2. Oktober 2013