Städtische Galerie im Lenbachhaus

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Das Lenbachhaus – Früherer Haupteingang
Das Lenbachhaus – Neubautrakt
Der Nordflügel des Gebäudekomplexes

Die Städtische Galerie im Lenbachhaus ist ein Kunstmuseum der bayerischen Landeshauptstadt München. Es ist im Lenbachpalais untergebracht, der denkmalgeschützten Villa des „Malerfürsten“ Franz von Lenbach in der Luisenstraße 33 in der Maxvorstadt, die zwischen 1887 und 1891 nach Plänen von Gabriel von Seidl erbaut und 1927 bis 1929 durch Hans Grässel und nochmals 1969 bis 1972 durch Heinrich Volbehr und Rudolf Thönessen erweitert wurde. Einige Räume wurden im Originalzustand erhalten und können im Rahmen eines Ausstellungsbesuchs ebenfalls besichtigt werden.

Bis zur Wiedereröffnung am 8. Mai 2013 wurde das Lenbachhaus generalsaniert und um einen Erweiterungsbau des Architekturbüros Foster + Partners ergänzt.[1]

Direktor des Museums ist Matthias Mühling, der das Amt zum Jahreswechsel 2013/14 übernahm.[2] Zuvor wurde das Museum unter anderem von Hans Konrad Röthel (1956–1971), Michael Petzet (1972–1974), Armin Zweite (1974–1990) und Helmut Friedel (1990–2013) geleitet.

Sammlung[Bearbeiten]

Ständige Sammlung/Ausstellung[Bearbeiten]

Das Museum begann mit der städtischen Sammlung von in München arbeitenden Malern insbesondere des 18. und 19. Jahrhunderts. Dabei sammelte der Rat der Stadt eher nicht oder noch nicht akademische Künstler, während die Bayerischen Staatsgemäldesammlungen für die Alte und die Neue Pinakothek die Maler der Bayerischen Akademie der Schönen Künste erwarben. So besitzt das Lenbachhaus unter anderem Werke von Jan Polack, Christoph Schwartz, George Desmarees (Gräfin Holstein 1754), Wilhelm von Kobell, Johann Georg von Dillis, Carl Rottmann, Carl Spitzweg, Eduard Schleich, Carl Theodor von Piloty, Franz von Stuck, Franz von Lenbach, Friedrich August von Kaulbach, Wilhelm Leibl, Wilhelm Trübner und Hans Thoma. Die Malerei des 19. Jahrhunderts aus dem Kreis der so genannten Münchner Schule ist im Nordflügel zu sehen. Auch Mitglieder der Münchner Secession, gegründet 1892, wie Lovis Corinth, Max Slevogt oder Fritz von Uhde sind ausgestellt.

Seinen Weltruhm verdankt das Lenbachhaus der einmaligen Sammlung von Werken der Gruppe Der Blaue Reiter mit zahlreichen Bildern von Alexej Jawlensky, Wassily Kandinsky, Gabriele Münter, Franz Marc, August Macke, Marianne von Werefkin und Paul Klee. 1957 bekam das Lenbachhaus von Gabriele Münter ihre Sammlung übertragen.

Daneben sind aber auch Werke der Neuen Sachlichkeit mit Werken von Christian Schad, Rudolf Schlichter und weiteren zu sehen.

Seit 1979 kauft das Lenbachhaus auch zeitgenössische Kunst an, die nur indirekt mit München verbunden ist. Zentrale Stücke sind das Environment zeige deine Wunde von Joseph Beuys, das zum Zentrum einer Beuys-Sammlung aus der Sammlung Lothar Schirmer wurde.[3] 1996 wurde der Atlas, die autobiographische Skizzen- und Material-Sammlung von Gerhard Richter, erworben.[4] 2015 kam Der Laden von Hans-Peter Feldmann hinzu, um den herum die Gegenwartskunst unter dem Motto So ein Ding muss ich auch haben neu geordnet wurde.[5]

Wechselausstellungen[Bearbeiten]

Eingangshalle

In einem weiteren Teil der Räume finden wechselnde Ausstellungen statt. Seit den 1970er Jahren begann das Museum in seinen Ausstellungen wesentliche Tendenzen und Künstler des internationalen zeitgenössischen Kunstgeschehens vorzustellen und aktuelle Kunst zu sammeln. Das Museum konzentriert sich bei seinen Neuerwerbungen auf Arbeiten einzelner Künstler, um diese mit Werkgruppen vorzustellen, eine wichtige Erwerbung war 1980 die Installation zeige deine Wunde von Joseph Beuys.

Es folgten installierte Räume und Werkgruppen von u. a. Franz Ackermann, Dennis Adams, Christian Boltanski, James Coleman, Lovis Corinth, Thomas Demand, Ólafur Elíasson, Cerith Wyn Evans, Valie Export, Dan Flavin, Günther Förg, Günther Fruhtrunk, Rupprecht Geiger, Isa Genzken, Liam Gillick, Katharina Grosse, Michael Heizer, Andreas Hofer, Jenny Holzer, Stephan Huber, Leiko Ikemura, Asger Jorn, Ellsworth Kelly, Anselm Kiefer, Alfred Kohler, Michaela Melian, Gerhard Merz, Maurizio Nannucci, Roman Opalka, Sigmar Polke, Arnulf Rainer, Gerhard Richter, Michael Sailstorfer, Richard Serra, Katharina Sieverding, Andy Warhol, Lawrence Weiner, Wiener Aktionisten und Martin Wöhrl.

Einige Kunstwerke der Sammlung[Bearbeiten]

Geschichte des Hauses[Bearbeiten]

Die Villa von Franz von Lenbach[Bearbeiten]

Der Platz, an dem Franz von Lenbach seine Villa erbauen ließ, wurde von ihm absichtsvoll gewählt. Direkt gegenüber dem klassizistischen Königsplatz mit den Propyläen schuf er sich eine Residenz, die er zu einem Zentrum der Kunst in München machen wollte. „Ich gedenke mir einen Palast zu bauen, der das Dagewesene in den Schatten stellen wird; die machtvollen Zentren der europäischen großen Kunst sollen dort mit der Gegenwart verbunden sein“ – so Lenbach in einem Brief 1885.[6] In der Nachbarschaft hatten sich der Kunstmäzen Adolf Friedrich von Schack, der Dichter Paul Heyse und andere Künstler und Kunstfreunde niedergelassen.

Die Villa, die er gemeinsam mit dem Architekten Gabriel von Seidl gestaltete, hatte einen L-förmigen Grundriss, mit einem Atelierbau an der Brienner Straße, der 1888 fertiggestellt wurde, und dem 1890 fertiggestellten Hauptbau. Vor den beiden Gebäuden wurde ein durch Brunnen gegliederter Garten angelegt. Bau und Garten, eine späte Blüte des Historismus, sind im Großen und Ganzen der italienischen Renaissance nachempfunden, mit vielen dekorativen Elementen nach antiken Vorlagen. Möglicherweise ließ sich Lenbach auch von der Residenz von Peter Paul Rubens in Antwerpen, die er 1877 besucht hatte, beeinflussen.

Die reiche Innenausstattung umfasste antike Skulpturen, mittelalterliche Malereien, Gobelins und Teppiche, aber auch Kopien von antiken Kunstwerken. 1892 nahm der außer Dienst gestellte Reichskanzler Otto von Bismarck vom Balkon der Villa aus die Ovationen der Münchner Bevölkerung entgegen.

1900 wurden Atelier- und Haupthaus durch einen harmonisch sich einfügenden Zwischentrakt miteinander verbunden.

Entstehung und Wachstum der städtischen Gemäldegalerie[Bearbeiten]

1904 starb Franz von Lenbach. Seine Witwe Charlotte (Lolo) von Lenbach verkaufte das Haus 1924 an die Stadt München. Nach dem Abschluss der Verhandlungen schenkte sie der Stadt eine große Zahl von Kunstwerken aus dem Inventar des Hauses. Diese Bilder, und ein umfangreicher Bestand von Gemälden Lenbachs, bildeten den Grundstock für eine neue städtische Galerie.

Ein Jahr nach Kauf der Villa stellte die Stadt einen Geldbetrag für den Kauf weiterer Kunstwerke zur Verfügung, der sich in den folgenden Jahren jeweils verdoppelte. Die Stadt ließ durch den Architekten Hans Grässel einen weiteren Gebäudeflügel, den Nordflügel gegenüber dem Ateliertrakt, errichten. Grässel entschied sich für eine zurückhaltende historisierende Formensprache, angepasst an den Stil der anderen Gebäudeflügel. 1929 wurde das neue Lenbachhaus der Öffentlichkeit zugänglich gemacht.

Entwicklung nach dem Zweiten Weltkrieg[Bearbeiten]

Das Lenbachhaus unmittelbar vor der umfassenden Sanierung und Erweiterung (Januar 2009)

In den letzten Kriegsjahren 1944/1945 wurden große Teile des Hauses zerstört. Nach raschem Wiederaufbau konnten 1947 im Nordflügel wieder Ausstellungen gezeigt werden. 1952 wurde der Atelierbau innen erneuert, anschließend die Oberlichtsäle im Nordwesten wiederhergestellt.

Am 19. Februar 1957, zu ihrem 80. Geburtstag, schenkte Gabriele Münter der Stadt einen großen Teil des Lebenswerkes ihres Lebensgefährten Wassily Kandinsky: mehr als 90 Ölbilder, mehr als 330 Aquarelle und Zeichnungen, Skizzenbücher, Hinterglasbilder, sowie den größten Teil seiner druckgrafischen Arbeiten. Hinzu kamen 25 Gemälde, viele Zeichnungen und Grafiken von Münter selbst sowie eine Sammlung von Fotografien des Künstlerpaares und seiner Freunde. Des Weiteren gehörten viele Werke von befreundeten Künstlern wie Alexej von Jawlensky, Franz Marc, August Macke und Marianne von Werefkin zur Schenkung. Mit einem Schlag wurde das Haus damit zu einem Museum von Weltgeltung.

Weitere Bilder von Macke, Jawlensky, Marc und Jean-Bloé Niestlé gelangten 1965 durch die Bernhard-Koehler-Stiftung in den Besitz der Galerie. Mit den Mitteln der Gabriele-Münter- und der Johannes-Eichner-Stiftung konnten in den folgenden Jahren weitere Werke der Hauptvertreter des Blauen Reiters und der klassischen Moderne angekauft werden.

1971 konnte das Kubin-Archiv des Hamburger Sammlers Kurt Otte angekauft werden. Neben Arbeiten Alfred Kubins enthält es umfangreiche Briefwechsel mit avantgardistischen Künstlern. 1969–1972 wurde ein Erweiterungsbau geschaffen, um die stark angewachsene Sammlung angemessen präsentieren zu können.

1996 konnten einige Räume im Zentrum des ersten Obergeschosses im Mittelbau restauriert werden. Mit kostbaren Stofftapeten, Holzdecken und dunkel gehaltenen Bildern vermitteln sie in ihrem Schwarz-Rot einen Eindruck Lenbach’scher Dekorationskunst – und einen Eindruck von jener Epoche, von der die Künstler der angehenden Moderne sich lösen wollten.

Kunstbau[Bearbeiten]

Blick vom Sperrengeschoss des U-Bahnhofs Königsplatz in den Kunstbau mit der Retrospektive Gerhard Richter (2005)
Der Eingang zum Kunstbau

Im Jahr 1994 wurden die Möglichkeiten der Galerie im Lenbachhaus mit der Eröffnung des Kunstbaus wesentlich erweitert. Die geräumige Ausstellungsfläche befindet sich in einem bis dahin ungenutzten Teil des Zwischengeschosses des U-Bahnhofs Königsplatz ganz in der Nähe des Lenbachhauses und wird für große Wechselausstellungen meist moderner oder neuester Kunst genutzt.

Beim Bau des tiefliegenden U-Bahnhofs war über der Station ein Leerraum gleicher Dimension übrig geblieben. Der 110 Meter lange, leicht gekrümmte und durch eine Mittelstützenreihe in zwei Bereiche geteilte Raum wurde von 1992 bis 1994 durch das Architekturbüro Kiessler + Partner (München) im Auftrag der Landeshauptstadt München zu einer Dependance des Lenbachhauses ausgebaut. Die zuvor geschlossenen Stirnseiten erhielten Schaufenster zu den Rolltreppen des U-Bahnhofs. Die Besucher gelangen vom Zwischengeschoss der U-Bahn-Station in das Foyer des Kunstbaus und von dort aus über eine abwärtsführende Rampe in den Ausstellungsraum. Für den Transport der Kunstwerke wurde auf dem benachbarten Grundstück einer städtischen Berufsschule ein Lastenaufzug eingebaut. Die Atmosphäre des ausschließlich künstlich beleuchteten Ausstellungsraums wird bestimmt durch die roh belassenen Betonflächen der Stützen und der Decke in Kombination mit einem Ahornparkettboden und weißen Wandschalen, hinter denen sich das Kanalsystem der Lufttechnik verbirgt. Einen Akzent in der Gliederung des Ausstellungsraumes bildet der über eine Treppe zugängliche runde Raum für Multimediavorführungen, der scheinbar schwebend etwa in der Mitte des westlichen Bereiches eingebaut wurde.

Kubus[Bearbeiten]

Mitte 2005 wurde im Petuelpark der Kubus des Lenbachhauses eröffnet. Im Kubus hatten Kunstmagazine, Freie Ausstellungsräume und Akademieklassen bis Anfang 2011 vierteljährlich die Möglichkeit, diesen Ausstellungsraum auf Einladung des Lenbachhauses zu kuratieren und ein Begleitprogramm zu erstellen.

Gesamtsanierung und Erweiterungsbau[Bearbeiten]

Wegen umfangreicher Renovierungs- und Umbauarbeiten war die Städtische Galerie im Lenbachhaus ab Ende Februar 2009 bis Mai 2013 geschlossen. Im Kunstbau fanden weiterhin Ausstellungen statt.[7] 2009 begannen auch die Arbeiten für einen Erweiterungsbau der britischen Architekten Foster + Partners. Er enthält auch eine Lobby, die die Funktion eines neuen Empfangsbereichs für die Sammlungs- und Ausstellungsräume übernimmt.[8]

Das Lenbachhaus ist eines der ersten Museen, die ausschließlich mit Leuchtdioden und Tageslicht ausgeleuchtet werden. Dabei erlaubt das Kunstlicht eine Nachahmung des Tageslichts ebenso wie von Glühlampen. Die Beleuchtung wurde vom BMBF mit zwei Millionen Euro gefördert.

Vermittlungsprogramm[Bearbeiten]

Das Vermittlungsprogramm der Städtischen Galerie im Lenbachhaus und des Kunstbaus wird in Kooperation mit der Münchner Volkshochschule, dem Museumspädagogischen Zentrum[9] und KUKI – Kunst für Kinder[10] durchgeführt.

Siehe auch[Bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten]

  • Helmut Friedel (Hrsg.): Städtische Galerie im Lenbachhaus und Kunstbau München. Prestel, München 1995, ISBN 978-3-7913-1466-2.
  • Helmut Friedel, Ulrich Wilmes (Hrsg.): Das Gedächtnis öffnet seine Tore – Die Kunst der Gegenwart im Lenbachhaus München. Hatje Cantz, 2000, ISBN 3-7757-0889-8.
  • Helmut Friedel (Hrsg.): Vom Spätmittelalter bis zur Neuen Sachlichkeit – Die Gemälde im Lenbachhaus München. Deutscher Kunstverlag, München 2009, ISBN 978-3-422-06850-6.

Weblinks[Bearbeiten]

 Commons: Lenbachhaus – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten]

  1. Planung Foster, Lenbachhaus.de, abgerufen am 3. Mai 2013
  2. Mühling wird neuer Direktor. Süddeutsche.de. 19. Dezember 2012. Abgerufen am 16. Juli 2013.
  3. Lenbachhaus: Joseph Beuys, 2013
  4. Lenbachhaus: Gerhard Richter Atlas, 2013
  5. Lenbachhaus: So ein Ding muss ich auch haben, 2015
  6. Friedel: Lenbachhaus München. S. 5.
  7. www.lenbachhaus.de
  8. Projekt Lenbachhauses auf der Website von Foster + Partners (en)
  9. Museumspädagogisches Zentrum
  10. KUKI – Kunst für Kinder

48.14694444444411.563611111111Koordinaten: 48° 8′ 49″ N, 11° 33′ 49″ O