Maoismus

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Wechseln zu: Navigation, Suche
Dieser Artikel oder Abschnitt bedarf einer Überarbeitung. Näheres ist auf der Diskussionsseite angegeben. Hilf mit, ihn zu verbessern, und entferne anschließend diese Markierung.

Der Maoismus ist eine vom Kommunismus inspirierte politische Strömung, die sich auf die Schriften des chinesischen Revolutionärs Mao Zedong stützt. Die bekannteste Schriftensammlung des Maoismus ist wohl die so genannte Mao-Bibel (auch das „Rote Buch“ genannt), eine thematisch geordnete Sammlung von Zitaten des „Großen Steuermanns“ Mao Zedong, die während der Kulturrevolution in China in den 1960er Jahren zusammengestellt wurde und in Übersetzungen in der ganzen Welt verbreitet ist.

Die Theorie und ihr Einfluss in China[Bearbeiten]

Die größte Bedeutung erreichte der Maoismus in seinem Ursprungsland, der Volksrepublik China, wo er seit der Revolution von 1949 offizielle Leitidee staatlich politischen Handelns war. Der Maoismus beruft sich insbesondere auf die Schriften von Karl Marx, Friedrich Engels, Wladimir Lenin und Josef Stalin.

Diese westlichen Elemente verschmolz Mao mit traditioneller chinesischer Philosophie, etwa dem Denken in Konstellationen. Im Gegensatz zur wesentlich konservativeren Ethik des Konfuzianismus suchte der Maoismus die allgemeine Wohlfahrt nicht in der guten Lebensführung des Einzelnen, sondern seine Praxis verlangt die revolutionäre Umgestaltung der Lebensverhältnisse und den Aufbau einer sozialistischen Gesellschaft.

Der Praxisbegriff[Bearbeiten]

Die maoistische Theorie ist für ihren Schöpfer Mao Zedong der Praxis untergeordnet, eine Theorie ohne Praxis ist für ihn nichts als „Exkrement“. Jede Theorie muss sich daher in der Praxis beweisen und bei Misserfolgen im politischen Kampf geändert oder verworfen werden.

Fortschritt[Bearbeiten]

Die „Mao-Bibel“, deutschsprachige Ausgabe, Peking 1972
Abzeichen mit dem Porträt Mao-Tse-Tungs

Das Ziel der maoistischen Praxis ist letztendlich der industrielle Fortschritt, das Ein- und Überholen der imperialistischen Großmächte Großbritannien und USA.

Die Widersprüche im Volke[Bearbeiten]

Die Widersprüche im Volke, etwa zwischen Bauern und Arbeitern werden durch demokratische Diskussionen gelöst, die politischen Widersprüche in der kommunistischen Partei werden durch Kritik und Selbstkritik gelöst, die Widersprüche mit dem Feind jedoch durch Auslöschung des Feindes.

Das war durch den Kampf gegen die japanischen Invasoren begründet, enthält aber bereits die Rechtfertigung der Diktatur: Indem Mao selbst bestimmt, wer Feind und wer Freund ist, hat er die Mittel und die Rechtfertigung zur physischen Vernichtung jeder Art von Opposition.

Einfluss in der Bundesrepublik Deutschland[Bearbeiten]

Der Maoismus beeinflusste die westdeutsche Studentenbewegung ab 1967, einige politische Gruppen bekannten sich zu den marxistisch-leninistischen Ideen Maos. In der Zeit nach dem Zerfall des SDS entstanden die K-Gruppen, diese waren zumeist maoistisch ausgerichtet. Aber auch in der Geschichte von Bündnis 90/Die Grünen spielen ehemalige Angehörige der K-Gruppen eine Rolle. Nach Maos Tod im Jahre 1976 ging den maoistischen Zirkeln jedoch überwiegend die Inspiration aus. Prominente Ex-Maoisten in Deutschland sind die ehemalige Bundesgesundheitsministerin Ulla Schmidt, der ehemalige Bundesumweltminister Jürgen Trittin. Auch der Profi-Fußballspieler Paul Breitner posierte mit der Mao-Bibel, was aber eher als eine dem Zeitgeist geschuldete Haltung erscheint.

Einfluss in anderen Staaten[Bearbeiten]

Neben den Roten Khmer in Kambodscha wurde außerhalb Chinas eine am Maoismus angelehnte Spielart des Marxismus-Leninismus in Albanien nach dessen Austritt aus dem Warschauer Pakt zur offiziellen Staatsdoktrin unter Enver Hoxha. In der Zeit zwischen 1976 und 1979 kappte Hoxha allerdings auch diese Verbindung, da er die chinesische Außenpolitik (Theorie der Drei Welten) als opportunistisch kritisierte. Mehrere starke maoistische Parteien sind bis heute aktiv in Nepal, so die Vereinigte Kommunistische Partei Nepals (Maoistisch), weitere sind: der so genannte "Leuchtende Pfad" (Sendero Luminoso), der im Bürgerkrieg in Peru die Regierung bekämpfte und zeitweise weite Teile des Landes kontrollierte, die Partido Komunista ng Pilipinas und ihre Vorfeldorganisation "Nationale Demokratische Front der Philippinen" sowie verschiedene auf die militante Bewegung der Naxaliten um 1970 zurückgehende Organisationen in mehreren nordostindischen Bundesstaaten,[1] darunter in Bihar, Jharkhand, Andhra Pradesh und Assam; diese Organisationen sind auch heute noch maoistisch orientiert und firmieren weiter unter dem Oberbegriff Naxalismus.

In der Türkei war die heutige İşçi Partisi die erste Partei, die sich zum Maoismus bekannte. Weiterhin gibt es ist Türkiye Komünist Partisi/Marksist-Leninist. Weiterhin existiert in der Türkei, inzwischen aber auch in Deutschland die (in der Türkei illegale, in Deutschland legale) MLKP, die sich ebenfalls als maoistisch bezeichnet.

In Griechenland gibt es zwei legale maoistische Parteien, die KKE/μ-λ (Kομμουνιστικό Κόμμα Ελλάδας/ μαρξιστικό-λενινιστικό, KP Griechenlands/marxistisch-leninistisch) und die Μ-Λ KKE (Μαρξιστικό-Λενινιστικό Kομμουνιστικό Κόμμα Ελλάδας, Marxistisch-Leninistische Kommunistische Partei Griechenlands) deren Einfluss aber durch die weitaus mächtigere nicht-maoistische KKE begrenzt ist.

In den USA gibt es die Revolutionäre Kommunistische Partei, geführt von Bob Avakian.

Kuriositäten[Bearbeiten]

  • Nanjie wird als letztes maoistisches Dorf Chinas bezeichnet.[2]

Einzelnachweise[Bearbeiten]

  1. Saroj Giri: Maoists and the Poor: Against Democracy? Economic and Political Weekly 5. Dezember 2009.
  2. Tony Cheng: China's last Maoist village, in: Al Jazeera English, 25. Juni 2008.

Literatur[Bearbeiten]

  • Henning Böke: Maoismus, Schmetterling Verlag, Stuttgart 2007.
  • Ingo Schäfer: Mao Tse-tung. Eine Einführung in sein Denken. C. H. Beck, München 1978. ISBN 3-406-06784-0.

Weblinks[Bearbeiten]