Reichsmarineamt

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Das Reichsmarineamt war eine Reichsbehörde im Deutschen Kaiserreich, die 1889 aus der Kaiserlichen Admiralität hervorging. Seine Leitung oblag einem Staatssekretär, der wiederum direkt dem Reichskanzler unterstand. Die dem Staatssekretät nachgeordneten Leiter waren Vortragende Räte mit dem Rang der I.–III. Klasse. Ihre Titel waren: Wirklicher Geheimer Admiralitätsrat, Geheimer Admiralitätsrat und Wirklicher Admiralitätsrat. Die Personalangelegenheiten wurden vom Chef des Marinekabinetts erledigt.[1]

Das Reichsmarineamt hatte die Funktion eines Ministeriums für die Kaiserliche Marine. Gemäß der Reichsverfassung von 1871 waren die Bundesstaaten für die Landstreitkräfte und das Reich für die Marine zuständig. Es gab also eine preußische, bayerische, sächsische und württembergische Armee und daneben eine Kaiserliche Marine. Nur diese und die Schutztruppe unterstanden Reichsbehörden.

Die Aufgaben des Reichsmarineamts waren vorwiegend administrativer Art. Ihm waren die Marinewerften in Danzig, Kiel und Wilhelmshaven, die Marine-Bildungsanstalten und die Deutsche Seewarte in Hamburg unterstellt. Für Veröffentlichungen wurde seit 1870 das Marineverordnungsblatt benutzt.[1]

1890 wurde die Nachrichtenabteilung (Abt. N) eingerichtet. Sie sollte das Interesse für das militärische und zivile Seewesen in der deutschen Öffentlichkeit wecken[2].

Die operative Führung der Kaiserlichen Marine, die unter dem direkten Oberbefehl des Kaisers stand, oblag dem Oberkommando, später dem Chef der Hochseeflotte, den Stationskommandos und anderen selbständigen Verbänden wie dem Ostasiengeschwader.

Das Reichsmarineamt übernahm 1898 auch die Verwaltung über den Pachthafen Kiautschou – und nicht das ansonsten zuständige Reichskolonialamt. An der Spitze des Schutzgebietes stand als Gouverneur ein Marineoffizier, der direkt dem Staatssekretär verantwortlich war. Während des Ersten Weltkriegs gab das Reichsmarineamt die Verlustliste der Kaiserlichen Marine heraus.

Nach dem Ende des Krieges und der Kaiserlichen Marine wurden die Aufgaben des Reichsmarineamts 1919 vorübergehend wieder von der Admiralität, ab 1921 von der Marineleitung übernommen.

Staatssekretäre des Reichsmarineamtes
Name Amtsantritt Ende der Amtszeit
Karl Eduard Heusner 1889 1890
Friedrich von Hollmann 1890 1897
Alfred von Tirpitz 1897 1916
Eduard von Capelle 1916 1918
Paul Behncke 1918 1918
Ernst Karl August Klemens Ritter von Mann 1918 1919
Maximilian Rogge[3] Ende Dezember 1918 Mitte Februar 1919

Dienstgebäude[Bearbeiten]

Das Reichsmarineamt erhielt in Berlin an der vornehmeren Adresse Leipziger Platz 13 gegenüber dem Herrenhaus ein Dienstgebäude. Es lag an der nordöstlichen Schrägseite des Platzes. Als Voßstraße 24 hatte es einen Hintereingang, der auch Anschrift für das Oberkommando der Marine war.

Ab 1911 baute man einen Kilometer westlich in der Königin-Augusta-Straße (ab 1933: Tirpitzufer, heute Reichpietschufer) am nördlichen Ufer des Landwehrkanals einen großen Neubau („Bendlerblock“), in den ab 1914 Reichsmarineamt und die anderen Dienststellen der Marine in Berlin zogen. 1926/1927 wurde das Gebäude am Leipziger Platz abgerissen zugunsten der Erweiterung des Kaufhauses Wertheim.

Die Türen des Reichsmarineamtes werden im Militärhistorischen Museum der Bundeswehr bewahrt. Die Reliefs der repräsentativen Türen zeigen maritime Motive wie Signalflaggen, Fernrohr, Anker und Taucher, Nachrichtentechnik und Kampfmittel.

Literatur[Bearbeiten]

  • Walther Hubatsch: Der Admiralstab und die obersten Marinebehörden in Deutschland, 1848-1945. Frankfurt a.M.: Bernard & Graefe, 1958.

Weblinks[Bearbeiten]

http://www.reichskanzlei-3d.de/g-vs20.html 3D - Animation des Gebaeudes in der Voßstraße

Einzelnachweise[Bearbeiten]

  1. a b Großkopff, von Brandenstein: Handbuch für den Verwaltungsdienst. 5. Auflage. Heymanns, Berlin 1912, 1. Band, S. 117 f.
  2. FliegerRevue X, Nr. 44, Seite 14
  3. Mit der Wahrnehmung der Geschäfte betraut. – Gerhard Engel, Bärbel Holtz, Ingo Materna: Gross-Berliner Arbeiter- und Soldatenräte in der Revolution 1818/1919: Dokumente der Vollversammlungen und des Vollzugsrates: vom Ausbruch der Revolution bis zum 1. Reichsrätekongress. Berlin 1993, S. 114, Fn 11

52.50694444444413.361388888889Koordinaten: 52° 30′ 25″ N, 13° 21′ 41″ O