Sommervogel sitzt im neuen Nest
Der Narrenbrunnen auf dem Grosselfinger Marktplatz erstrahlt nach eingehender Restaurierung wieder in neuem Glanz. Der achteckige Brunnen hat eine wichtige Funktion bei den Aufführungen.
Am 27. Februar und 3. März wird, nach sechs Jahren Pause, in Grosselfingen wieder das Ehrsame Narrengericht aufgeführt. Ganz Grosselfingen ist inzwischen schon mehr oder weniger mit den Vorbereitungen beschäftigt.
Rechtzeitig für die nächsten Narrengerichtsaufführungen wurde nun der Narrenbrunnen auf dem Grosselfinger Marktplatz restauriert. Das Sommervogelnest auf der Brunnensäule hatte einen klaffenden Riss, auch einige Abdeckplatten waren brüchig und beschädigt. Der gesamte Narrenbrunnen - einschließlich Säule, Sommervogel, Wappen und Reliefs - wurde gereinigt. Die Leitung bei den Arbeiten hatten Simon und Martin Beck. Auch die Brunnenplatten selbst wurden ausgebessert oder, wo dies nicht mehr ging, komplett erneuert. Malermeister Marc Heinzelmann besserte die Farbmalereien behutsam aus.
Narrenvogt Manfred Ostertag, Bürgermeister Franz Josef Möller und der Gemeinderat beteiligten sich an den Kosten.
Der achteckige Narrenbrunnen hat eine wichtige Funktion bei der Aufführung des Narrengericht. Der heutige Narrenbrunnen wurde 1961 gebaut, er besteht aus Natursteinen mit Abdeckplatten und acht eingelassenen Reliefplatten. In der Brunnenmitte steht eine Säule mit vier Wasserausläufen Die Säule ist mit Wappen und verschiedenen Initialen versehen, und oben auf der Spitze sitzt der Sommervogel in seinem Nest.
Die acht Reliefplatten - mit den Maßen 78 mal 62 Zentimeter - wurden 1999 in den Brunnen eingelassen. Sie bestehen aus einem besonderen Werkstoff in Kupferfarbe und wurden bei der Gießerei und Modellbau Wilhelmi in Oberndorf gegossen.
Die Entwürfe und Zeichnungen aus den Jahren 1989/1990 stammen von dem inzwischen verstorbenen Grosselfinger Bildhauer Adolf Lörch. Nach diesen Entwürfen wurden acht Holzmodelle von der Schnitzerei Eibel in Regensburg hergestellt. Diese schmücken übrigens den Rathauseingangsbereich.
Lörch ist es vortrefflich gelungen, Szenen des Narrengerichts dazustellen. Viele der abgebildeten Personen, wie Hanswurste, Doktoren, Redmänner, Geiselläufer, Wegräumer, Richter, Husare, Geiger oder Metzger, tragen unverkennbar die Gesichtszüge früherer Mitwirkender.
Rund 350 Spieler (ausschließlich männliche Einwohner Grosselfingens) werden sich auch dieses Mal wieder dem historischen Spiel beteiligen. Das gut über 550 Jahre alte Narrengericht wurde von Generation zu Generation fast unverändert weiter gegeben. Die Bruderschaft trägt religiösen Charakter. Auf den Ortsanhöhen "Alterberg" und "Bisinger Berg" stehen steinerne Feldkreuze, der Volksmund nennt sie "Narrenkreuze". Es sind Stiftungen und Wahrzeichen der Bruderschaft des Ehrsamen Narrengerichts zu Grosselfingen.