Eine Grube namens Marianne
Wo bis vor 20 Jahren das Kauscher Werk stand, erstreckt sich heute der Tagebau Welzow-Süd. Foto: T. Richter/trt1

Wo bis vor rund 20 Jahren das Dorf Kausche stand, erstreckt sich heute ein großes Loch. Der Tagebau Welzow-Süd hat inzwischen die frühere Ortslage komplett überbaggert. Neben der Siedlung sind das Kauscher Werk und der benachbarte Blaue See für immer von den Landkarten verschwunden. Viele der früheren Einwohner leben heute im Drebkauer Stadtteil Neu-Kausche, der für die Umsiedler in den 1990er-Jahren aus dem Boden gestampft wurde. Dabei hatten die Kauscher über viele Jahrzehnte von ihrem Werk, einer Brikettfabrik, gelebt.

Deren Geburtsstunde schlug vor nunmehr 120 Jahren. Ihrem Aufbau ging die Eröffnung der Grube "Mariannensglück" voraus. Als Termin ist der 1. Mai 1894 in der Ortschronik vermerkt. Zwar hatte der Besitzer des Kauscher Gutes, Adam Friedrich von Arenstorff, bereits 40 Jahre zuvor nach dem schwarzen Gold bohren lassen, doch mussten diese Untersuchungen wegen Geldmangels eingestellt werden. Erst als im Jahr 1893 ein Herr Thumann aus Cottbus die Berechtigung zum Abbau des begehrten Bodenschatzes bekam, begann die bis heute andauernde Förderung.

Nachdem am 1. Mai 1894 die Grube "Mariannensglück" in Betrieb ging, trat nur einen Tag später ein Pachtvertrag für das Gut Kausche in Kraft. Als Pächter fungierte der Generalleutnant außer Dienst, Adolph Knobbe aus Berlin. Die neue Grube benannte der Hauptstädter nach seiner Gattin Marianne. Knobbe gründete mit dem Kaufmann Rechenberg das Unternehmen "Rechenberg und Co.", kurze Zeit später als "Grube und Brikettfabrik Mariannensglück und Geisendorf-Kauscher Werk" umbenannt. Im Volksmund hieß der neue Betrieb kurz und bündig "Kauscher Werk".

Damit war der Grundstein für die Brikettfabrik gelegt, in der die gewonnene Kohle veredelt wurde. Am 30. Juni 1895 ging das Werk dann in Betrieb. In der Grube "Mariannensglück" erfolgte die Gewinnung des schwarzen Goldes zunächst im Tiefbau im Südfeld. Ab dem Jahr 1900 folgte ein weiterer unterirdischer Stollen im Westfeld. Der eigentliche Tagebaubetrieb begann zwölf Monate später im Ostfeld, ab 1905 auch im Westfeld. Ab 1902 trugen drei Abbaustellen die Bezeichnung Grube "Mariannensglück", davon zwei im Tief- und eine im Tagebaubetrieb.

Direkt angrenzend befand sich die große Grube Clara I östlich von Welzow, in der bereits seit anno 1885 Braunkohle gewonnen wurde. Weitere Nachbarn waren die Grube Hindenburg zwischen dem Welzower Ortsteil Sibirien und Proschim (ab 1923), die Gruben Clara II bei Gosda (ab 1901) sowie Clara II bei Proschim (ab 1943). Aus der Grube Hindenburg ging in den 1940er-Jahren die sogenannte "Kleine Ostsee", ein wassergefülltes Restloch, hervor, dessen Relikte noch heute sichtbar sind. Allerdings nicht mehr lange, denn das Areal befindet sich im unmittelbaren Vorfeld des Tagebaus Welzow-Süd.

Das Kauscher Werk mit seiner Brikettfabrik wurde im Jahr 1992 stillgelegt und anschließend komplett abgerissen. Vor wenigen Jahren erfolgte die Überbaggerung dieser Flächen. In dessen Vorfeld musste das Gelände intensiv nach Munition abgesucht werden. Schließlich tobte dort im April 1945 die Schlacht im Kauscher Kessel.

Wahrscheinlich dürfte zur 130. Wiederkehr der Eröffnung der Grube "Mariannensglück" die Landschaft wieder saniert sein. Und möglicherweise ein Gedenkstein für das ehemalige Dorf Kausche und sein Werk und seine Grube "Mariannensglück" existieren.