#62: Die Stadt

ES21_Tunnelblick-62_Cover»Alle Kulturen verwirklichen ihre Welterfahrungen in ihren Städten. Stadtarchitektur ist für unsere Weltvergewisserung zentral. Stadtwanderungen sind Weltwanderungen durch die menschliche Existenz. Stadtarchitektur ist Spiegel der Welt, weil sie Spiegel der Erinnerung ist. Städte sind, sollten Lesebücher sein.«

Was aus der Entwicklung Stuttgarts zu lesen ist und wie die Perspektive für eine lebendige, menschliche Stadt der Zukunft aussieht, dazu sprach Prof. Roland Ostertag am 14.9.2015 im Neuen Schloss in Stuttgart anlässlich des Erhalts des Verdienstkreuzes 1. Klasse des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland.

Die Stadt, der Stadtraum ist die höchste und anspruchsvollste Form eines Gesamtkunstwerks: eine hoch komplex vernetzte Struktur als Ergebnis und Abbild von Geschichte, wirtschaftlichem Tätigsein, menschlichem Leben und Leiden, auch des Zerstörens.

Tunnelblick 62 als PDF-Datei (Webausgabe)

Sammelband 2015

ES21_Tunnelblick_SB4Inhaltsverzeichnis:

* Aufhören oder Weitermachen?

Tunnelblick-Ausgaben

54. Mythos Hochgeschwindigkeit
55. In der Verspätungsfalle
56. Ein fauler Kompromiss
57. Im Rausch der R€ndite
58. Grünzeug
59. In der Endlosschleife?
60. Willkommen im Versuchslabor
61. Tunnelsicherheit: besser schwedisch!

Tunnelblick Impuls-Ausgaben

* Tyrannei der Geschwindigkeit
* Mit dem Segen der Kirchen

#61: Tunnelsicherheit: besser schwedisch!

ES21_Tunnelblick-61_CoverBahnverkehr im Tunnel ist brandgefährlich. Das zeigt nicht zuletzt das METRO-Projekt. Von 2009 bis 2012 führten neun schwedische Organisationen und Universitäten zahlreiche wissenschaftliche Studien sowie Brand- und Explosionsversuche durch. Ihr Ziel: die Sicherheit unterirdischer Bahnsysteme zu verbessern.

Man sollte annehmen, dass ein »Jahrhundertprojekt« wie Stuttgart 21 diese Erkenntnisse berücksichtigt und in Sachen Sicherheit neue Maßstäbe setzt. Doch das Brandschutzkonzept der Bahn ist bislang nicht genehmigt, weil es nicht einmal die Mindestanforderungen erfüllt.
Die schwäbischen Planer täten also gut daran, die Erkenntnisse der Schweden zu berücksichtigen. Dann kämen sie kaum um die Einsicht herum, dass ein bisschen Optimierung hier und da das Grundproblem nicht löst.

Wer es mit der Sicherheit der Reisenden und der Bahn-Mitarbeitenden wirklich ernst nimmt, müsste bei konsequenter Berücksichtigung der Risiken im Falle eines Brandes auf Tunnel möglichst verzichten.

Tunnelblick 61 (Webausgabe)
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#60: Willkommen im Versuchslabor

Tunnelblick 60Hallo Sie, ja genau Sie! Nutzen Sie die Bahn oder S-Bahn? Arbeiten oder wohnen Sie in Stuttgart oder kaufen Sie hier gelegentlich ein? Dann sind Sie unfreiwillig Teilnehmer eines groß angelegten Dauerexperiments – ein Versuchskaninchen sozusagen. Das haben Sie noch gar nicht bemerkt? Die Stuttgart-21-Betreiber unternehmen ja auch einiges, damit das noch möglichst lange so bleibt. Tunnelblick klärt auf.

Nach langer Zeit war es endlich wieder so weit: Eine der Lichtgestalten unter den deutschen Architekten gab sich in Stuttgart die Ehre: Christoph Ingenhoven, der Schöpfer des als spektakulär und visionär gepriesenen Tiefbahnhofs, der dereinst die schöne Stadt am Neckar zieren soll. Und fast alles, was dort Rang und Namen hat, eilte am Abend zur Veranstaltung »Faszination 21«, um ihm zu huldigen. Am Nachmittag hatte Ingenhoven im Schlossgarten den Torso eines Testkelchs
besichtigt und …

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Werbespot: Weiterlesen

#59: In der Endlosschleife?

Tunnelblick 59Da demonstrieren sie wieder: die Gegner von Stuttgart 21. Fast 300 Montagsdemos und 6 Jahre Protest gegen das Projekt sind es nun schon. Ja gibt es denn wirklich nichts Wichtigeres?

Tagtäglich kommen Zehntausende Menschen auf der Flucht in Europa an, Hunderte ertrinken im Mittelmeer. Währenddessen zünden Neonazis wieder Flüchtlingsunterkünfte in Deutschland an und der IS etabliert sich nach Irak und Syrien nun auch in Libyen. Die Geheimdienste der westlichen Demokratien spionieren mit Billigung der Regierungen flächendeckend ihre Bürger aus, in der Ukraine herrscht Bürgerkrieg, die Türkei steht kurz davor.

Die Europäische Kommission subventioniert munter den Neubau von Atomkraftwerken weiter, während die Gemeinschaft der global agierenden Konzerne und Finanzunternehmen versucht, via TTIP und CETA die Demokratie endgültig den Regeln des ungebremsten Kapitalismus zu unterwerfen.
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# 58: Grünzeug

Tunnelblick 58Bundesweit warnen die Medien vor künftig immer längeren Hitzeperioden. Zumindest sie scheinen gemerkt zu haben, dass Dauerhitze die Gesundheit von Menschen gefährdet. Andere Städte steuern den Folgen des Klimawandels schon lange mit Anpassungsmaßnahmen entgegen.

Doch in Stuttgart? Fehlanzeige. Hier wird wie zu OB Schusters Zeiten unverdrossen weiter geboomt, gebaut, versiegelt, trocken gelegt und gerodet. Wenn es ums Bauen geht, zählen Bäume nichts. Selbst die klimatisch besonders wertvollen alten Baumbestände werden rigoros abgeholzt. Grün war gestern – so scheint es.

Ein Tunnelblick über den Wert von Bäumen in der Stadt und wie mit ihnen umgegangen wird – nicht nur in Stuttgart.
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#57 – Im Rausch der R€ndite

Tunnelblick 56
Wie Shoppingmalls die Städte zerstören
Die wohnortnahe Verfügbarkeit von Konsumgütern zeichnet städtisches Leben aus. Märkte, Händler, Einzelhandelsgeschäfte und schließlich auch Kaufhäuser füllten diese Funktion in den Städten Europas lange aus. Orte zur Begegnung, Kommunikation und öffentlichen Diskussion waren Bestandteile dieser Kultur. Später verlockten große Shoppingcenter zum Einkauf per Pkw auf der grünen Wiese. Heute versprechen Investoren eine Wiederbelebung der entleerten Innenstädte durch immer neue, riesige Malls – mitten in der Stadt. Tatsächlich versetzen diese aber den Innenstädten vollends den Todesstoß. In Stuttgart lassen sich diese katastrophale Entwicklung und ihre Folgen anschaulich beobachten. Und auch dabei spielt Stuttgart 21 eine Rolle …
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Tyrannei der Geschwindigkeit

Tyrannei der GeschwindigkeitJetzt lieferbar: Tyrannei der Geschwindigkeit
Anfang der 1990er-Jahre plante die französische Eisenbahngesellschaft SNCF eine Erweiterung ihres Hochgeschwindigkeitsbahnnetzes bis zum Mittelmeer, um die Reisezeit von Paris nach Marseille auf drei Stunden zu verkürzen. Gegen die neue Bahnstrecke formierte sich eine Protestbewegung von Bauern, Winzern und Anwohnern. Sie blockierten Gleise und besetzten einen Eisenbahnviadukt, um die Verkehrsplaner von ihrem Projekt abzubringen. Doch der Protest flaute ab und die Bahnlinie wurde gebaut. Die damalige Gegenbewegung ist heute vergessen. Allerdings ist in diesem Zusammenhang im Dunstkreis der Zeitschrift Encyclopédie des Nuisances eine Schrift entstanden, die sich gegen die »Tyrannei der Geschwindigkeit« wendet. Schonungslos und hellsichtig analysieren die Autoren darin den modernen Beschleunigungswahn, der heute alle Lebensbereiche erfasst hat. Weiterlesen

#56: Ein fauler Kompromiss

Tunnelblick 56»Faule Kompromisse neigen dazu, weiterzufaulen«, so der Chemiker Prof. Quadbeck-Seeger. Trefflicher lässt sich das von den Stuttgart-21-Projektpartnern neuerdings als Ei des Kolumbus ausgegebene »Dritte Gleis« auf den Fildern wohl kaum charakterisieren – allen Jubelarien der Projektbefürworter und ihrer medialen Lautsprecher zum Trotz. Denn auch dieser sogenannte Kompromiss löst die bekannten Probleme der Stuttgart-21-Planung auf den Fildern nicht. Wer sind die Gewinner und Verlierer dieses Deals zwischen Landesregierung und Bahn? Wird der Bevölkerung nach »Antragstrasse« und »Filderbahnhof plus« hier ein weiteres faules Ei ins Nest gelegt?
Tunnelblick 56 (Webausgabe)
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