Moru Kopjes und Zebras

© Künkel
 
Nationalparkverwaltung, Naturschutz und Forschung - Antworten auf den Konflikt zwischen Mensch und Natur?

"Wir alle - ob Farmer, Wilderer, Touristen, Naturschützer oder Viehhirten - müssen der schwierigen Tatsache ins Gesicht blicken, dass das Land nicht unendlich ist."

In den frühen 1960er Jahren versuchte die Regierung, die Gnus mithilfe eines langen Stacheldrahtzauns davon abzuhalten, auf ihrer Wanderung in das Ngorongoro-Gebiet einzudringen. Peter Matthesian erinnert sich in seinem Buch "The Tree Where Man Was Born" (Der Baum, unter dem der Mensch geboren wurde) an die Ergebnisse dieser Bemühungen. Er zitiert darin Myles Turner, den stellvertretenden Leiter der Wildhüter des Serengeti-Nationalparks: "Sie versuchten zu verhindern, was Tausende von Tieren bereits seit Tausenden von Jahren getan hatten. Es war einfach toll, wie die Tiere den Zaun einfach platt machten. Ich benutze die Zaunpfähle jetzt als Brennholz".

Während des landesweiten, wirtschaftlichen Abschwungs in den 1970er Jahren ging es mit dem Serengeti-Nationalpark wie auch mit den meisten anderen Naturschutzgebieten des Landes bergab. Durch die illegale Jagd nach Elfenbein wurde die Elefantenpopulation des Nationalparks so sehr dezimiert, dass nur noch einige hundert Tiere übrig blieben, und auch der wachsende und gedeihende Nashornbestand wurde bis auf zwei (!) einzelne Tiere ausgerottet. Die Wildhüter patrouillierten ohne Munition, ohne Schuhe, ohne Uniform und oft auch ohne Bezahlung.

Aber Mitte der 1980er Jahre ging es dann sowohl mit der Wirtschaft des Landes als auch mit dem Nationalpark wieder aufwärts. Durch Spenden in großer Höhe konnten die für den Nationalpark zuständigen Behörden die lebenswichtige Infrastruktur wieder aufbauen sowie Moral und Schlagkraft der Einheiten wieder herstellen, die mit der Bekämpfung der Wilderer betraut worden waren. Das im Jahr 1989 ausgesprochene internationale Handelsverbot für Elfenbein sorgte dafür, dass der Druck, dem die Elefantenpopulation des Nationalparks ausgesetzt war, weiter abnahm. Langsam aber sicher nahmen die Behörden des Nationalparks den Wilderern das Zepter wieder aus der Hand.

Die Fleischwilderei geht jedoch weiter. In einem durchschnittlichen Jahr töten die in der Umgebung des Nationalparks lebenden Bewohner widerrechtlich etwa 40.000 Tiere, überwiegend Gnus und Zebras, aber auch Giraffen, Büffel und Impala-Antilopen. Zahlreiche sonstige Tiere geraten in die Schlingen oder Fallgruben von Wilderern.

Das Wildern der Tiere ist im Grunde genommen Ausdruck der schon lange schwelenden Feindschaft zwischen den verarmten Dorfbewohnern, die in der Umgebung der Schutzgebiete der Serengeti leben, und den Behörden des Serengeti-Nationalparks. Dieser Konflikt, der inzwischen als Hauptursache der meisten Probleme gilt, mit denen die Verwaltung zu kämpfen hat, und sich in Wilderei sowie anderen Übergriffen äußert, bestand vor zwei Jahrzehnten noch nicht; damals gab es Land genug für jeden Menschen und für jedes Tier. Wir alle - Wilderer, Touristen, Farmer, Naturschützer und Viehhirten - müssen der schwierigen Tatsache ins Gesicht blicken, dass das Land eben nicht unendlich ist.

 
Seitenanfang
 
© 2000 Serengeti Park, FZS and Business & Nature
designed by tw design, produced by die multimedia schmiede, powered by factsoft