In Rio gibt es viele historische Stätten aus der ersten Hälfte des neunzehnten Jahrhunderts, die verwahrlost und nicht gerade einfach auszumachen sind; also solche, die an eine Zeit erinnern, in der aus der einstigen Kolonie Portugals ein unabhängiger Staat wurde. Auf den damals größten Handelsposten des amerikanischen Kontinents für afrikanische Sklaven weist allerdings überhaupt nichts mehr hin. Der Mercado do Valongo verschwand genauso aus dem Stadbild wie von der Karte, ohne Spuren zu hinterlassen. Als ob er nie existiert hätte, wird er nicht nur auf Stadtführern konsequent ignoriert. Und die Rua do Valongo, in der er stand, gibt es heute auch nicht mehr. Sie wurde in Rua do Camerino umbenannt.
Scheint so, als ob die Stadt dieses Warenhaus für Sklaven ein für alle Male vergessen und mit dem Verschwinden dieses Schandflecks auch ein Stück brasilianischer Geschichte vom Erdboden vertilgen wollte.
Aus den Augen, aus dem Sinn.
Ganz in der Nähe steht heute übrigens das Sambódromo. Und das kennt jeder. So wie die Olympiade. Dauert ja nicht mehr lang …