Plagiatsaffäre: Von der Leyen darf Doktortitel behalten
Die Medizinische Hochschule Hannover hat entschieden: Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen muss ihren Doktortitel nicht abgeben.
Die Entscheidung fiel am späten Mittwochnachmittag: Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen behält ihren Doktortitel. Das teilte der Senat der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) nach Prüfung der Plagiatsvorwürfe mit.
Von der Leyen hält sich derzeit in den USA auf, zum Zeitpunkt der Pressekonferenz in Hannover saß sie im Flieger von Washington nach San Francisco. Nach der Entscheidung verschickte sie lediglich folgendes Statement: "Teile meiner damaligen Arbeit entsprechen nicht den Maßstäben, die ich an mich selber stelle. Ich bin froh, dass die Universität nach eingehender Prüfung zum Schluss gekommen ist, dass meine Experimente für die medizinische Forschung relevant waren und die Arbeit insgesamt die wissenschaftlichen Anforderungen erfüllt."
Video: Bekanntgabe der Entscheidung
Eine Kommission der MHH hat die Doktorarbeit von der Leyens ein halbes Jahr geprüft. Auf Grundlage des Abschlussberichts hat der Senat der Hochschule nun entschieden.
Am Mittwochabend soll Ursula von der Leyen eine Rede an der Universität Stanford halten, wo sie in den Neunzigerjahren als Gasthörerin Veranstaltungen besuchte. Damals hatte von der Leyen gerade ihren Doktortitel erlangt.
In der Vergangenheit sahen sich mehrere Politiker mit Plagiatsaffären konfrontiert. So trat beispielsweise der frühere Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) 2011 kurz nach Entzug seines Doktortitels zurück.
Bundeskanzlerin Angela Merkel hatte sich unmittelbar vor der Entscheidung hinter ihre Verteidigungsministerin gestellt. Auf die Frage, ob von der Leyen auch ohne den akademischen Grad noch das Vertrauen der Kanzlerin habe, sagte Regierungssprecher Steffen Seibert: "Selbstverständlich. Die Ministerin ist eine hervorragende Verteidigungsministerin, was man gerade in diesen Tagen wieder beim Zustandekommen der Nato-Aktivitäten in der Ägäis gesehen hat."
lgr/dpa
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