Die neue „Frau Kanzler“

28.09.2008 | 22:21 |  ANNA-MARIA WALLNER (Die Presse)

Sie sind selbst politisch aktiv, Lehrerinnen, schon pensioniert oder Unternehmerinnen. Ein Porträt der Ehefrauen der Spitzenkandidaten.

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Man hätte dieses Mal auch ganz gerne einen Mann darunter gehabt. Sozusagen einen Joachim Sauer (der Mann von Angela Merkel) oder einen Prinz Philip Österreichs. Daraus wurde aber (wieder) nichts. Die einzige Frau an der Spitze einer Partei, Heide Schmidt, hat in diesem Punkt ausgelassen. Von einem Lebenspartner der LIF-Chefin weiß nicht einmal der Boulevard zu berichten. Von ihrem Ex-Mann, dem Architekten Günter Schmidt, ist sie seit bald zwanzig Jahren geschieden.


Und bei den anderen Parteien? Stehen wieder nur Männer an der Spitze. Und deren Frauen meistens gleichberechtigt daneben. Eine „Kanzlergattin“ nach altem Schlag, also eine, die nur repräsentative Aufgaben mit ihrem Mann erledigt, gab es in Österreich schon länger nicht mehr. Sowohl Krista Schüssel als auch Eva Steiner gingen während der Amtszeit ihrer Männer ihren Berufen nach. Und zeigten sich (die eine weniger, die andere mehr) selten an der Seite ihres Mannes. Das Rampenlicht überlassen auch die Frauen der Spitzenkandidaten dieser Wahl ihren Männern, nur am Wahltag oder bei besonders wichtigen staatlichen Anlässen zeigen sie sich. Oder auch nicht. Brigitte Van der Bellen etwa, seit 46 Jahren mit Alexander Van der Bellen verheiratet, war am gestrigen Sonntag nicht dabei, als ihr Mann seine Stimme abgab. Zwei Jahre davor, am 1. Oktober 2006, war die 63-Jährige noch ins Wahllokal in der Pötzleinsdorfer Volksschule mitgegangen, hatte sich aber von den Fotografen bedrängt gefühlt und Interviews ausgeschlagen. Diesmal blieb sie gleich zu Hause. Die Mutter zweier Söhne und ehemalige Volksschullehrerin trat in der 16-jährigen politischen Karriere ihres Mannes kaum öffentlich auf.

Abseits der Kameras hat am Sonntag auch Brigitte Molterer (54) gewählt. Während ihr Mann Wilhelm in seiner Heimatgemeinde Sierning in Oberösterreich zuerst das Wahllokal und danach das erste Gasthaus am Platz besuchte, hielt sich Frau Molterer bedeckt. Die Bauerntochter aus Schiedlberg in Oberösterreich schloss ein Wirtschaftsstudium ab, kümmerte sich 15 Jahre um ihre heute zwei erwachsenen Söhne und kehrte danach in den Lehrerberuf zurück. Heute unterrichtet sie Erwachsene an einer Bundesanstalt für wirtschaftliche Berufe in Niederösterreich. Sie gilt als wichtige Vertraute ihres Mannes, die ihren Mann vor allem bei kulturellen Anlässen, vom Opernball bis zu den Salzburger Festspielen, begleitet.

Heidi Dinkhauser steht erst verhältnismäßig kurz in der Öffentlichkeit und dennoch hat die 66-jährige Ehefrau des ehemaligen Tiroler Arbeiterkammerchefs Fritz Dinkhauser bereits einige Homestorys für diverse bunte Blätter hinter sich gebracht. Dabei hatte die ehemalige Boutiquenbesitzerin ganz andere Pläne gehabt. Die sechsmonatige Sprachreise in Südengland war längst geplant, als ihr Mann beschloss, auch bundesweit zu kandidieren. Das Paar, das seit 21 Jahren verheiratet ist, hat keine gemeinsamen, aus früheren Beziehungen aber insgesamt fünf Kinder.


Bei der Stimmabgabe im Klagenfurter Wahllokal war Claudia Haider (52) am Sonntag dabei, bei der BZÖ-Siegesfeier in Wien fehlte sie. So war das meistens. In Kärnten gab die leidenschaftliche Jagdhornbläserin ihrem Mann so gut wie immer Begleitschutz – außer vielleicht bei spätnächtlichen Discobesuchen. In Wien hingegen sah man die selbst bis 2003 als Gemeinderätin in Feistritz im Rosental politisch Aktive eher selten.


Nur wenige Schritte in der Öffentlichkeit hat bisher auch Andrea Eigner gemacht. Was vor allem an der kurzen Dauer ihrer Beziehung zu FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache liegt. Die 23-jährige blonde WU-Absolventin und der um 16 Jahre ältere FP-Politiker lernten sich kurz nach der Nationalratswahl 2006 im Wiener Club „Passage“ kennen. Bald darauf wurde sie in der Parteizeitung als „blitzgescheites Wachauermädl“, aber interessanterweise ohne Nachname vorgestellt. Politisch äußern will sich Eigner nicht.


Politisch äußert sich Martina Ludwig-Faymann sehr wohl, sie ist derzeit die einzige Frau eines Spitzenkandidaten, die selbst politisch aktiv ist. Seit ihrer frühesten Jugend war die heute 42-Jährige wie ihr Ehemann in der SPÖ aktiv, seit 1996 ist sie Wiener Landtagsabgeordnete. Auch deshalb hat sie ihren Mann schon während des Wahlkampfs regelmäßig zu Wahlveranstaltungen begleitet. Wer auch immer neuer Kanzler wird, eine reine „Frau Kanzler“ wird es, wie schon bisher, nicht geben.

 
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