Für wenige Stunden wurde die Vision von autofreien Straßen für Radlerinnen und Radler in Köln Wirklichkeit - dank der Absperrungen durch Ordner und Polizei. Die mittlerweile 9. Demonstration für bessere Radverkehrsbedingungen in der Domstadt fand am Sonntag, den 19. Juni, statt. Hatte es gefühlt mehrere Wochen lang täglich geregnet - dieser Sonntag blieb trocken und die Sonne strahlte über Köln. So waren diesmal rund 3.000 Fahrradfahrende unterwegs, viel mehr als in den Jahren zuvor, darunter auch wieder viele Familien mit Kindern.
Zwischen 11 und 12 Uhr starteten die Demonstrierenden mit ihren Rädern von 9 Treffpunkten auf dem Stadtgebiet.
Unterstützer-Trupps aus dem Umland, meist von den örtlichen ADFC-Gruppen geleitet, waren in Bonn, Bergisch-Gladbach, Düsseldorf, Mönchengladbach, Krefeld, Wermelskirchen und anderen Städten früher gestartet. Der Treffpunkt "Pilgrimstraße/Hahnenstraße" für alle Routen zur gemeinsamen Innenstadt-Runde war kurz vor 14 Uhr schon überfüllt: Die Schlange der Radelnden reichte vom Neumarkt bis weit in den Habsburgerring hinein.
Von Samba-Klängen der Gruppe Sambastico begleitet fuhr das Feld dann über den Neumarkt zum Rhein hinunter, über die Bäche zum Barbarossaplatz und die Ringe entlang wieder zum Rheinufer. Den Abschluss bildete die Fahrt durch den Rheinufertunnel und die Abschlusskundgebung auf dem Heumarkt.
Wie auch in den Jahren zuvor wurden die Radlerinnen und Radler vom Kunstorchester Kwaggawerk bei der Zufahrt zum Heumarkt lautstark begrüßt - sehr zum Vergnügen zahlreicher Touristen und Kölner, die vom guten Wetter angelockt einen Ausflug in die Altstadt gemacht hatten.
Auf der Bühne wurde es dann politisch. Zum Auftakt wurde das Grußwort von OB Reker verlesen, die sich dazu bekannte, dass die Förderung des Radverkehrs zu den zentralen Aufgaben der Verkehrsplanung für die Stadt Köln gehört. Moderiert von Wolfgang Kissenbeck, dem Vorsitzenden des Vereins zur Förderung der Kölner Fahrrad-Sternfahrt e.V., ergriffen mehrere Redner das Wort, um für ihre radpolitischen Ziele zu werben.
Den Anfang machte Hans-Georg Kleinmann vom AK Autofreie Siedlung Köln e.V. mit dem Statement, dass sich zumindest die kommunale Radverkehrspolitik hin zum Besseren bewege - dank des "Drucks von der Straße". Sein Credo: Benutzt das Fahrrad, wo immer es geht, organisiert Euch und seid Multiplikatoren, damit der Druck nicht nachlässt.
Reinhold Goss vom Aktionsbündnis #RingFrei legte den Zuhörenden dar, wie schnell das "Leuchtturmprojekt" der Radspur auf den Kölner Ringen umzusetzen wäre: Aufhebung der Radwegbenutzungspflicht und unverzügliche Aufstellung von Tempo-30-Schildern.
Ergebnisse des Kongresses RADKOMM, der am Vortag in Köln mit rund 300 Gästen und 16 Referierenden stattgefunden hatte, trugen Wolfgang Scheible und Dr. Ute Symanski von der Wählergemeinschaft DEINE Freunde vor: Ein Diskussionsforum und ein Veranstaltungskalender zu Fahrradthemen und nachhaltiger Mobilität auf der Webseite der RADKOMM. Erster Eintrag ist der 7. Juli. Dann soll der neue Fritz-Schuhmann-Platz eingeweiht werden, dies ist das als Verkehrsversuch für Autos gesperrte Stück an der Zülpicher Straße, durch das der Grüngürtel geschlossen und für den Radverkehr sowie für Fußgänger nutzbar ist.
Für die Aktion Stadtradeln warben Barbara Mohlendick und Petra Zimmermann-Buchem von der städtischen Koordinationsstelle Klimaschutz. Die Aktion findet vom 5. bis 25. September 2016 erstmals auch in Köln statt. Es ist eine als Wettbewerb konzipierte Kampagne für den Klimaschutz, die Bürgerinnen und Bürger zur Benutzung des Fahrrads im Alltag sensibilisieren und die Themen Fahrradnutzung und Radverkehrsplanung verstärkt in die kommunalen Parlamente einbringen soll. Je mehr Unterstützer - so der Appell der Damen - desto besser die Platzierung der Kölner Kommune bei der gesamten Aktion.
Christoph Schmidt, Vorstand Radverkehr des ADFC Köln, forderte mehr Platz für den Radverkehr, mehr Radschnellwege - insbesondere auch auf den Rheinbrücken - , sowie mehr Personal in der Verwaltung zur Umsetzung der Radverkehrskonzepte. Seine Aufforderung an die Menschen vor der Bühne: Je eine Lobes-E-Mail an die Bezirksvertretung senden und zur Sperrung der Zülpicher Straße für den Autoverkehr gratulieren - damit das Feedback hilft, den so geschlossenen Grüngürtel auch weiterhin als Fußgänger- und Fahrradweg zu nutzen.
Zum Abschluss des Bühnenprogramms spielte nochmals das Kunstorchester Kwaggawerk auf. Das Publikum hatte ausreichend Gelegenheit, sich an diversen Ständen der Verkehrsverbände und Parteien über deren Mobilitätskonzepte und - Planungen zu informieren. Zur Unterhaltung der kleinen Radlerinnen und Radler waren 2 KinderParcours auf dem Heumarkt aufgebaut, beim Zauberer Zantac standen Spiel und Spaß im Mittelpunkt.
Die Veranstalter waren sehr zufrieden mit der Fahrrad-Sternfahrt 2016! Vielleicht lässt sich im nächsten Jahr - dem Jubiläumsjahr "10 Jahre Kölner Fahrrad-Sternfahrt" - die Zahl der Teilnehmenden nochmals toppen?
Kundgebung auf dem Heumarkt
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