Kleinigkeiten vom Tage, 5. Oktober

Da eigentlich nicht viel los ist, nur ein paar Gedanken zur angekündigten Offensive der Ukies. Ich spekuliere da einfach mal vor mich hin.

Worauf könnte sie zielen? Vielleicht von Stschastje aus Richtung Lugansk? Die Frage wäre, ob dort überhaupt noch genug Leute für einen Angriff sind – es soll von dort einiges Richtung Donezk verlegt worden sein, und in der letzten Zeit greifen dort eher die Neurussen an. Abgesehen davon müssten die Ukies dort erstmal einen Fluss überqueren – weswegen man sich bei der Verteidigung auf die Brücke besonders konzentrieren kann.

Die Variante, Nowoasowsk einnehmen mit der inzwischen deutlich verstärkten Gruppe in Mariupol. Halte ich für möglich aber wenig wahrscheinlich. Es gibt da nicht allzu viele Richtungen wo man wirklich gut angreifen könnte. Und das sind die, auf die sich die NA zurückgezogen hat nachdem sie die Einkreisung von Mariupol aufgegeben hat. Die NA hat dort nicht besonders viel angegriffen, ich denke also, sie haben die Zeit genutzt um ihre Verteidigungsposition zu verbessern. Wie ja die Ukies selbst in Mariupol auch.

Die Variante, Nowoasowsk einkesseln, indem man irgendwo um Thälmanowo herum zur russischen Grenze durchstößt. Wird schwer, weil in der Gegend ein Fluß ist, den sie überschreiten müssten. Das heißt zwar nicht, dass es unmöglich wäre, aber zumindest wäre es nicht einfach. Ansonsten ist die Gefahr nicht so erheblich, weil die russische Grenze für die NA nichts schlimmes ist, für die Ukies hingegen gefährlich.

Im Gegensatz zum Saker bin ich nicht der Überzeugung, dass es wirklichen Beschuss von ukrainischem Territorium von Russland aus gegeben hat. Ich weiß aber (das habe ich nicht selbst ausgedacht, sondern gelesen) dass der Beschuss nicht reine Ukie-Propaganda ist, sondern einen sehr praktischen Hintergrund hat: Die NA selbst hat sehr gerne von Positionen nahe der Grenze geschossen. Hat den offensichtlichen Vorteil, dass die Ukies beim Zurückschießen ein Problem haben, weil sie ja russisches Territorium treffen könnten – und ja auch schon getroffen haben. Und weil die Russen darauf natürlich immer diplomatisch Stress machen, gibt es halt öfter Anweisung, auf Beschuss aus der Richtung nicht zu antworten. Mit anderen Worten, die NA hat eine gute Chance, dass, wenn sie von dort feuert, nicht zurückgeschossen wird.

Ein Angriff entlang der Trasse Mariupol-Donezk nach Norden. Da sehe ich auf google-Maps um Nowotroitsk – Dokuchajevsk herum seltsames, und erinnere mich auch, gelesen zu haben, dass diese Orte eine mehr oder weniger natürliche Festung seien. Sollte also zu verteidigen sein.

Bliebe für die Gruppe um Volnovacha also eigentlich nur Richtung Styla anzugreifen. Also durchs Grüne, was die Ukies eigentlich überhaupt nicht mögen – die bevorzugen Straßen.

Die Variante eines Angriffs auf Donezk vom Westen oder Nordwesten aus. Halte ich auch für wenig wahrscheinlich, außerdem sind dann die recht großen auf den Flugplatz konzentrierten Kräfte sofort da.

Ähnlich sähe es bei einem Angriff Richtung Donezk von Debalzewo aus. Die Kommunikationswege zwischen Donezk, Panteleimonowka, Gorlowka und Jenakijewo sind nutzbar für die NA. Außerdem hätten sie sich kaum aus Shdanowka zurückgezogen wenn sie in der Richtung wieder angreifen wollten.

Damit bleiben für die Gruppierung Debalzewo eigentlich nur die Richtungen Südosten (Krasny Lutsch) oder Osten (Alchevsk). Also nicht allzu viel. Man sollte nicht vergessen, dass es eines der Hauptprobleme im Juli-August war, dass die Ukies überall stark genug waren, anzugreifen. Und die Neurussen deshalb ihre Kräfte überall hin verteilen mussten. Mit der Konsequenz, dass die Ukies dann stark genug waren, die durchschnittliche Verteidigungslinie mit genügend Panzern einfach zu überrennen. Heute können sie nur noch dort angreifen, wo sie sich vorher stark konzentriert haben, was nicht unbemerkt bleibt, weswegen man die Verteidigung dort auch stärken kann.

Ganz abgesehen davon, dass Debalzewo in einem operativen Kessel steckt, also jeder Nachschub dorthin beschossen werden kann. Aus solch einen Kessel heraus eine wirkliche Angriffsoperation zu starten ist, für die man sehr viel Nachschub braucht, wäre völlig irrational. Nicht dass man den Ukies sowas nicht zutraut, aber wirklich Angst davor muss keiner haben.