Ein paar Fälschungen mit Karten

Die Zeit war sich nicht zu schade dazu, neue Lügen mit alten verlogenen Karten der Junta wieder neu aufzulegen, genauer, diese Lügen vom Wall Street Journal zu übernehmen:

“(13:01) Prorussische Rebellen haben den Frontverlauf in der Ostukraine in den vergangenen Wochen deutlich verschoben, wie diese Karten zeigen.” schreibt die Zeit.

Erstmal sind die beiden ersten Karten reine ukrainische Lügenkarten.

Beginnen wir mit der ersten Karte. Die Überschrift übersetzt: “15. August. Die ukrainischen Truppen waren überzeugt, dass der Sieg bald bevorstand, nachdem eine Sommer-Offensive die pro-russischen Militanten zurückgedrängt hatte.”

Eine neurussische Karte vom 15.8.2014 sah hingegen so aus:
15.08.2014 Und hier konnte man an diesem Tag folgendes lesen: “Die am 11. August begonnene Gegenoffensive der DNR hat dazu geführt, dass am 12. August Stepanowka, am Morgen des 13. Marinowka eingenommen wurde. Am 13. selbst dann der Kontrollpunkt “Marinowka”. Damit ist der Südkessel 2.0 geschaffen.”

Und dann stellen wir gleich mal die ganz groben, qualitativen Fälschungen der ersten Karte fest: (1) Lugansk war nie völlig umzingelt. (2) Donezk war nie vollständig abgetrennt. (3) Der Südkessel 1.0 war zu diesem Zeitpunkt schon lange zu und schon größtenteils vernichtet, Südkessel 2.0 war schon dran.

Dann zur zweiten Karte. Übersetzung der Überschrift: “4. September. Die Flut kehrte um durch was die NATO einen mächtiges Eindringen russischer Truppen und schwerer Waffen bezeichnete, was zum Waffenstillstand am 5. September führte.” Vergessen wir mal die Lüge von den russischen Truppen, merken uns aber, dass dies doch zumindest suggeriert, es würde sich auf diesem Bild in etwa um die Waffenstillstandslinie handeln.

Handelt es sich natürlich nicht. Auf dem Saker konnte man u.a. lesen: “Die Kämpfe bei Slawjanoserbsk sind auch zu Positionskämpfen geworden.” Eine neurussische Karte vom 4. September 2014 sah so aus:4.9.2014

Und wir sehen schon einmal folgende qualitative Lügen: (1) Die riesige Einbuchtung zwischen Popasnaja und Lugansk hat es in der Form nie gegeben, es gab dort zwar Vordringen, aber nur auf recht engem Raum, was dann in Flankenangriffen und Kesseln geendet hat. Viel Spaß wünsche ich beim ungefähren Wiederfinden von Slawjanoserbsk auf dieser Karte: dazu muss man etwa auf der Mitte der Luftlinie Popasna-Lugansk nach Norden. (2) eine Enklave am Meer um Novoasowsk herum hat es auch nie gegeben, die Neurussen haben erst bei Amwrosijewka den Kessel zugemacht und hatten dann freie Bahn nach Süden. Als dann Nowoasowsk ganz offensichtlich eingenommen worden war, und das nicht mehr zu verheimlichen war, hat man sich dann erstmal die Enklave einfallen lassen.

Nur, nach dem Waffenstillstand am 5.9. passierte nicht mehr viel, die Lage sah damals im wesentlichen schon so aus wie heute, mit einem genügend breiten Streifen entlang der Grenze.

Und damit kommen wir zur dritten, zur aktuellen Lüge. Die Überschrift über die dritte Karte ist übersetzt: “26. Januar. Die Separatisten gewannen weiteren Boden durch das Starten einer Offensive Anfang Januar.”

Diese Karte ist natürlich weniger falsch als die früheren – nur, aktuell war sie auch nicht, auch bei ihr kann man recht klar sehen, dass sie zugunsten von Kiew schönfärbt. Auf der zu dem Zeitpunkt aktuellen Karte kann man erkennen, dass es bei Debalzewo schon ziemlich nach einen Kessel riecht:

Was sind denn nun die tatsächlichen Verschiebungen der letzten Wochen? Die kann man in folgender Karte gut nachvollziehen, weil sowohl die Waffenstillstandslinie vom 19.9. als auch die aktuelle Frontlinie darin eingezeichnet sind:

Woran man, beim Vergleich, sieht, dass die dritte Karte die Situation bei Debalzewo nicht einmal anhand der Waffenstillstandslinie vom 19.9. (rot gepunktet) beschreibt, sondern eher die Linie der größten ukrainischen Ausdehnung (schwarz gepunktet) verwendet: Dazu kann man als Orientierung die Gebietsgrenze zwischen Lugansk und Donezk verwenden, die in beiden Karten richtig angegeben ist.

Also alle drei Karten lügen, jede für sich. Sie zeigen alle ein geschöntes Bild von der Realität. Zugegeben, die dritte Karte ist näher an der Realität als die anderen – was natürlich kein Wunder ist, nachdem es einen monatelangen “Waffenstillstand” gab, ohne großen Veränderungen der Frontlinie, und sich seit dem die Frontlinie nicht so erheblich verändert hat.

Und, neben diesen drei Einzellügen, kommt noch eine vierte Lüge hinzu – die, dass die Unterschiede auf den letzten beiden Karten zeigen würden, wie sich die Frontlinie in den letzten Wochen verändert hat. Statt dessen zeigt sie bestenfalls die Korrektur früherer Lügen.

Und wenn man die Lüge bei den drei Einzelkarten vielleicht noch die Kiewer Junta verantwortlich machen kann, deren verlogene Karten hier unüberprüft und trotz gravierender Widersprüche zu den Karten der Gegenseite den Lesern vorgesetzt wurden – für diese vierte Lüge liefert nicht einmal die Kiewer Propaganda eine Ausrede. Denn, so verlogen die Kiewer Karten auch waren – während des Waffenstillstands selbst wichen auch die Karten der Kiewer Propaganda nur unwesentlich von der Realität ab, einfach weil die Frontlage faktisch stabil war. Und selbst die Kiewer Propaganda hat nicht ihre eigene Phantasiekarte vom 4. September noch Anfang Januar als aktuelle Frontlinie ausgegeben.