Nazis, NATO und die Farbrevolutionen /Teil 4

THE GUNS OF AUGUST: Nazis, NATO and the Color Revolutions

Erster Teil der Übersetzung

Zweiter Teil der Übersetzung

Dritter Teil der Übersetzung

Der heutige Teil ist ein wenig kürzer als die vorhergehenden. Zum einen, weil das nächste Kapitel sehr lang ist, zum anderen, weil meine Hände gerade etwas unglücklich sind mit dieser Menge Text. Ich bitte um Nachsicht.

Teil 3. Die Vereinigten Staaten

Kapitel 7
Neustart: Übertragung von Aufgabe, Ressourcen und Personal vom Dritten Reich auf die Vereinigten Staaten

Ehe er Selbstmord beging, bestimmte der Führer des Dritten Reichs, Adolf Hitler, Karl Dönitz, den Großadmiral und Befehlshaber der deutschen Marine, zu seinem Nachfolger. Der Admiral führte das Reich nicht lange. Sowjetische Truppen waren bereits in Berlin, und am 7. Mai 1945 schickte Dönitz ein Abschiedsschreiben/Testament an das nazideutsche Offizierskorps:

„Kameraden! Es ist für uns alle offensichtlich, dass wir jetzt gänzlich in den Händen des Feindes sind. Unser Schicksal ist dunkel. Wir können nicht wissen, was sie mit uns machen werden, aber wir wissen sehr wohl, was wir tun müssen. Wir wurden tausend Jahre zurückgeworfen. Das Land, das ein Jahrtausend lang Deutschland war, ist jetzt in den Händen der Russen. Daher ist unsere politische Linie klar. Es ist offensichtlich, dass wir uns den westlichen Staaten anschließen und mit ihnen in den besetzten Gebieten im Westen zusammenarbeiten müssen, denn nur die Zusammenarbeit mit ihnen gibt uns die Hoffnung, unsere Länder aus den Händen der Russen wiederzuerlangen..:“ (A.d.Ü.: ich habe vergeblich versucht, diesen Text im Internet zu finden. Daher handelt es sich hier um eine Rückübersetzung aus dem Englischen, nicht um das Original… )

Gehlens Überzeugungen stimmen mit dem Testament des Admirals Dönitz überein. In seinen 1971 veröffentlichten Memoiren schrieb Gehlen:

„Meiner Meinung nach wird in Europa, das sich gegen den Kommunismus wiederbewaffnet hat, auch für Deutschland ein Platz gefunden werden. Daher müssen wir uns auf die westlichen Staaten hin orientieren und werden dabei von einem zweifachen Ziel geleitet: bei der Verteidigung gegen die kommunistische Expansion mithelfen und die Territorien wieder zu vereinen, die Deutschland verloren hat.“ (A.d.Ü.: nochmals eine Rückübersetzung)

In der Denkschrift „Über die psychologische Kriegsführung“ schlug Oberländer 1948 Folgendes vor:
„Um den Bolschewismus zu überwinden, wird es nötig sein, die folgenden Anstrengungen zu verbinden:
Ein Programm der politischen Kriegsführung vor Beginn militärischer Handlungen;
Ein Programm der Vorbereitung auf einen bewaffneten Konflikt;
Ein Programm für die Welt, dem die ersten beiden Programme untergeordnet sind. Dieses Programm für die Welt muss mit voller moralischer Verantwortung langfristige politische Leitlinien etablieren – nicht den Atlantik-Pakt, sondern die Pax Americana mit dem sozialen Inhalt einer Pax Christiana.“

Der Investigativreporter Christopher Simpson zitierte die folgenden Tatsachen in seinem Buch „Blowback: Americas Recruitment Recruitmentfif Nazis and its Effects on the Cold War“ („Rückstoß: Amerikas Rekrutierung von Nazis und ihre Auswirkungen auf den Kalten Krieg“):

„Die CIA, das State Department und der US-Militärnachrichtendienst haben jeder für sich Sonderprogramme eingeführt, die das spezifische Ziel hatten, ausgewählte ehemalige Nazis und Kollaborateure in die Vereinigten Staaten zu bringen… Die Regierung nutzte diese Leute als Experten für Propaganda und psychologische Kriegsführung, um in amerikanischen Laboren zu arbeiten und mehr noch, als bewaffnete Guerillagruppen, die im Falle eines Atomkriegs in der UdSSR eingesetzt werden sollten… Hunderte oder womöglich gar tausende dieser Rekruten waren SS-Veteranen; einige waren Offiziere des blutigen Sicherheitsdiensts (SD, des Geheimdienstes der Nazipartei.“

So wurde die Mission des Kampfes gegen Sowjetrussland aus Nazideutschland in die Vereinigten Staaten übertragen. Ultrakonservative Kreise in Amerika haben nicht nur die Konzepte, Taktiken und Methoden von Nazideutschland übernommen, sondern auch einige seiner Leute, die später in Osteuropa, Zentral- und Südamerika, Asien und Afrika arbeiteten.

Auf diese Weise wurde das ehemalige Nazi-Netzwerk – mitsamt Personal, Methoden und Zielen – in die Strukturen der NATO eingebaut; es bildete das Skelett und die Architektur der Organisation. Nach der Ideologie der Heritage Foundation, „Leute sind Politik“. Auf russisch klingt das wie die bekannte Losung „die Kader sind entscheidend.“

Die amerikanische Displaced Persons Commission (Flüchtlingskommission) wirkte insbesondere als Kanal für den „Neustart“ von Personal. Nach Russ Bellant, dem Autor von „Old Nazis, the New Right and the Republican Party: Domestic fascist networks and their effect on U.S. Cold War politics“ („Alte Nazis, die neue Rechte und die Republikanische Partei: Heimische Faschistennetzwerke und ihre Auswirkungen auf die Politik der USA im Kalten Krieg“) ermöglichte diese Kommission zwischen 1948 und 1952 die Ankunft von annähernd 400 000 Menschen in den Vereinigten Staaten. Ursprünglich war ehemaligen Nazis die Einreise verboten – was ihre Ankunft keineswegs verhinderte, da Gehlen, Oberländer und Heusinger in Zusammenarbeit mit amerikanischen und britischen Nachrichtendiensten alle Verbindungen zum Nazismus aus den Akten nützlichen Personals getilgt hatten. Und 1950 änderte sich die offizielle Politik: die Kommission verkündete, dass „die baltische Legion keine Bewegung ist, die der US-Regierung feindlich gesonnen ist…“ Der andere Name dieser Legion war baltische Waffen-SS. Die Vereinigten Staaten hießen frühere Nazis willkommen und erachteten sie der amerikanischen Staatsbürgerschaft würdig.

So wie das Nazi-Netzwerk in die Infrastruktur der US-Geheimdienste integriert wurde, so wurden auch die Einwandererorganisationen ukrainischer „Unabhängigkeitskämpfer“ darin integriert – das waren Organisationen, die ausgeprägte Erfahrungen in der Zusammenarbeit mit Nazis hatten. WACL, ABN, das Komitee der gefangenen Nationen und dutzende anderer Diasporaorganisationen der osteuropäischen Nationen wurden eingerichtet, um den Kollaborateuren Zuflucht zu gewähren und ihre verdeckten Abteilungen als Agentennetze und als Reserve für direkte militärische Einsätze im Falle eines Krieges mit der Sowjetunion zu nutzen. Die britischen Nachrichtendienste folgten der selben politischen Linie: bei Amerikanern wie bei Briten bestand große Nachfrage nach Ukrainern.

Natürlich waren die ukrainischen Radikalen nicht die Einzigen, die in das antisowjetische Netzwerk einflossen; Einheiten und Organisationen wie die Division Galizien und die OUN existierten in vielen der Republiken und der osteuropäischen Länder: die Lettische Legion, die Pfeilkreuzler in Ungarn, die Eiserne Garde in Rumänien und die bulgarische Legion wurden mit Hilfe der SS gegründet und arbeiteten für die Nazis.

In Europa wurden Gehlen, Oberländer und Heusinger genutzt, um die Überreste des Dritten Reiches und seiner Verbündeten für den Kampf gegen die UdSSR zu mobilisieren. Die Vereinigten Staaten etablierten ein inneres Netzwerk von Organisationen, die aus eingewanderten osteuropäischen Kollaborateuren bestanden. Diese zwei Netzwerke waren eng mteinander verbunden und dienten als Hauptwerkzeug im Kampf gegen die Sowjetunion.

In ihrer offiziellen Rolle der Bekämpfung des Kommunismus verband die WACL das Sammeln von Informationen und aktive feindselige Handlungen. Als Scott und John Lee Anderson die Arbeit an ihrem Buch über die Liga begannen, erhielten sie diese Warnung von einem ehemaligen Mitglied:
„Mit der Antikommunistischen Weltliga betreten Sie eine Welt des ideologischen Fanatismus, des Radikalismus, der Ignoranz und des Schreckens, die das Verständnis des Durchschnittsamerikaners weit überschreitet… Der Gegenstand Ihrer Studien ist eine Sammlung östlicher Nazis, Kriegstreiber, ultrakonservativer Terroristen, die Bomben in zivilen Flugzeugen gelegt haben, Todesschwadronen, Mördern, Kriminellen und vieler anderer, die sebenso sehr gegen die Demokratie stehen wie gegen den Kommunismus. Sie bringen sich in Gefahr.“

Wie die Andersons schreiben: „ Viele der Gestalten, die die Errichtung und Förderung der Liga guthießen, praktizierten ihre eigene Art militärischer Einsätze in Pogromen, Ghettos und Konzentrationslagern im Europa des zweiten Weltkriegs.“

Der Vorsitzende des amerikanischen Zweigs der WACL war der Geheimdienstgeneralmajor John Singlaub (*1921), der oben bereits erwähnt wurde. Der Kongressabgeordnete Henry J. Hyde, ein Mitglied des Rechtsausschusses und der Ausschüsse für Politik und Nachrichtendienste, pries General Singlaub als einen „mutigen Mann und wahren Patrioten“, der „im Mittelpunkt fast jedes skandalösen Militäreinsatzes seit dem zweiten Weltkrieg“ gewesen sei. Tatsächlich galt Singlaub als einer der erfahrensten US-Experten für verdeckte und paramilitärische Einsätze. Nach seiner Biografie begann er seinen Dienst in Europa „hinter feindlichen Linien“, 1951 wurde er stellvertretender Stationschef der CIA in Südkorea, dann Stationschef in der Mandschurei; er kommandierte die Joint Unconventional Warfare Task Force (übersetzt gemeinsame Einsatzgruppe für unkonventionelle Kriegsführung) und die Spezialeinsatzgruppe in Vietnam, und er arbeitete mit den Contras in Nicaragua. Zusätzlich zur WACL saß Singlaub dem Organisationsausschuss für die Woche der gefangenen Nationen vor – der selben Woche, für die Katharina Tschumatschenko 1983 eine Reihe der Hauptereignisse koordinierte, in ihrer Funktion als Direktorin des nationalen (amerikanischen) Komitees der gefangenen Nationen.

Singlaubs Stellvertreter in der WACL war der zuvor bereits genannte Generalleutnant Daniel Graham (1926-1995), ein Mitglied der „Ruhmeshalle der Militärnachrichtendienste“. General Graham diente in Deutschland, Korea und Vietnam, dann im nationalen Schätzungsbüro der CIA. 1973 wurde er stellvertretender CIA-Direktor, und von 1974 bis 1976 Direktor der Defense Intelligence Agency (DIA). Präsident Reagan ernannte Graham zum militärischen Berater seiner Wahlkämpfe 1976 und 1980. 1981 gründete Graham die Organisation High Frontier („Hohe Grenze“) und saß ihr auch vor; diese nahm Teil an der Entwicklung und Umsetzung der strategischen Verteidigungsinitiative (SDI), Reagans „Star Wars“-Konzept, mit aktiver Unterstützung aus Reagans „Küchenkabinett“. In den Vereinigten Staaten gilt Graham als der Organisator von SDI und einer der Hauptlobbyisten für Raketenabwehrsysteme und -pläne und die Militarisierung des Weltalls. Zusätzlich zu High Frontier war Graham der Vorsitzende weiterer weltraumbezogener Organisationen – der Koalition für SDI, dem amerikanischen Space Frontier („Himmelsgrenze“) Komitee; er nahm an der American Freedom Coalition und dem US-Rat für die Freiheit der Welt teil und diente als stellvertretender Vorsitzender der Koalition für Frieden durch Stärke – der Name spricht für sich selbst. Und natürlich war General Graham Mitglied des Antibolschewistischen Blocks der Nationen.

Eine weitere Person kann in der WACL gesehen werden, die bis vor kurzem als Präsidentschaftskandidat Prominenz genießen durfte – Senator John McCain. In den 1980ern war McCain im Beirat der Liga.

Eine weitere Gruppe im Netzwerk der internationalen antisowjetischen Einrichtungen der Diaspora, die unter anderem frühere Nazis nutzten, war das Republican National Heritage Groups Council (übersetzt so etwas wie „der republikanische Rat der Gruppen für nationales Erbe“). Der Vorläufer dieses Rats, die ethnische Abteilung des Republikanischen Nationalkomitees, half den Republikanern dabei, den Demokraten vorzuwerfen, nicht hart genug gegen den Kommunismus vorzugehen und bewarb die „Befreiungs“-Politik von Eisenhower und Nixon. Der Rat wurde 1969 von dem Ungarn Laszlo Pasztor gegründet, der die Jugendorganisation der Pfeilkreuzler geleitet hatte. Der Rat bestand aus nationalen Zellen in vielen US-amerikanischen Städten, die auf örtlicher Ebene in multinationale Räte zusammengeführt wurden. Gegen Ende der 1980er hatte der nationale Rat lokale Zweige in 25 Staaten und vereinte die Vertreter von 34 Nationalitäten.

Soweit es die Organisation ukrainischer Nationalisten angeht, nutzte die OUN in ihrem Kampf für „ukrainische Unabhängigkeit“ ein gut entwickeltes internationales Agentennetz. Dieses Netz, K3 genannt, begann als interne Polizeitruppe der OUN-B, die auch als SB bekannt wurde. Nach dem Krieg wurde sie zu einer unabhängigen Nachrichtendiensteinheit umgebildet; sie wurde durch Bohdan Pidhany (alias Stiven Kordjuk) geleitet, einem Mitglied der Führung und einer der Gründer der OUN-B. Die Agenten des Netzes, extrem fanatische und gut ausgebildete ukrainische Nationalisten, wurden durch Banderas Führung aus den Einheiten der Division Galizien gewählt, die nach dem Krieg nach Großbritannien gebracht wurden.

In ihren öffentlichen wie verdeckten Aktivitäten arbeiteten diese Organisationen der ukrainischen und anderer osteuropäischen Diasporas eng mit amerikanischen Forschungseinrichtungen zusammen, und viele davon sorgten für die Tarnung der Geheimdiensttätigkeiten. Ihre Namen sind gut bekannt: Freedom House, National Endowment for Democracy, Human Rights Watch.

Der Zusammenbruch der Sowjetunion und die Unabhängigkeit der Sowjetrepubliken war ein großer Sieg für die Leute und die Organisationen, die von dem Augenblick an, als die UdSSR gebildet wurde, auf dieses Ziel hin gearbeitet hatten. Einige der Einrichtungen verloren ihre Existenzberechtigung, als Kommunismus und Bolschewismus besiegt wurden: die ABN löste sich 1996 auf; die WACL wurde umbenannt in Weltliga für Freiheit und Demokratie und hat ihre Führungsrolle verloren. Andere wurden Teil offizieller Parteien: die Organisation der ukrainischen Nationalisten gestaltete sich um in den Kongress ukrainischer Nationalisten und schloss sich Viktor Juschtschenkos Block Unsere Ukraine an.

Die Erringung der Unabhängigkeit durch die Sowjetrepubliken bedeutete jedoch nicht, dass sie ihr Ziel völlig erreicht hatten. Russische Interessen blieben dort vorherrschend, und ihren neuen Führungen ist es nicht gelungen, ihre Verbindungen zum russischen „Zentrum“ zu kappen, trotz aller Versuche, ihr eigenes Spiel zu spielen. In der nächsten Runde des Kampfes ging es darum, die Loyalität der Führungen der „neuen unabhängigen Staaten“ sicherzustellen, wie die USA sie nannten (die Gemeinschaft unabhängiger Staaten wurde nicht anerkannt) und Russlands Stabilität und Unversehrtheit weiter zu beeinträchtigen.

Andere Organisationen übernahmen die Führung in der Schlacht mit Russland. Sie folgten einem anderen Ansatz.