Wenn das kein Faschismus und keine Junta ist, was ist es dann?

 

Nikolai Starikow

Original Если это не фашизм и хунта, то что это?

Der Putsch in der Ukraine, den der Westen schamvoll einen „Machtübergang“ nennt, und den die siegreiche „Opposition“ die „Revolution der Würde“ heisst, hat vor über einem Jahr stattgefunden. Es ist nicht wirklich viel Zeit seither vergangen, aber diese Zeit wurde bis zum Rand mit Strömen schrecklichster Information gefüllt. Das Gebiet der Ukraine hat seit dem Augenblick seiner Befreiung von den Faschisten im Großen Vaterländischen Krieg nicht so viel Blut, Gewalt, Leid und Tod erlebt.

Vor dem Hintergrund von dem Allem wiederholen russische Liberale und ukrainische Journalisten weiterhin ein und das selbe Mantra: es gibt keinen Faschismus in der Ukraine, und die neue Macht ist völlig legitim und erinnert in keiner Weise an eine Junta.

Das Leugnen des Offensichtlichen ist eines der Kennzeichen des Liberalismus. Alle liberalen Reformen beweisen das klar, ob in der Ukraine, in Russland oder irgend einem anderen Land. Sie werden für „Wohlstand“ und „Entwicklung“ durchgeführt, aber sie enden mit einem Fall des Lebensstandards und der Schließung von Unternehmen. Währenddessen verkünden die Liberalen weiter, dass alles in Ordnung sei und es genau so sei, wie es sein solle. Auf die selbe Weise wird heute der faschistische Charakter des Staates an unseren Grenzen, der mit aktiver US-Hilfe nach dem Putsch in Kiew geschaffen wurde, geleugnet.

Was ist Faschismus? Was sind seine Hauptkennzeichen? Er ist eine Diktatur, die darauf abzielt, die Macht einer einzelnen politischen Kraft zu errichten, die sich immer auf Zwang stützt, immer jede Diskussion unterbindet und den Informationsraum völlig kontrolliert. Gleichzeitig sind Faschisten schnell dabei, ihre politischen Gegner zu isolieren. Zuerst isolieren sie sie von der öffentlichen Politik, und dann isolieren sie sie buchstäblich in Konzentrationslagern und Gefängnissen. Das ist genau der gleiche Weg, den Hitlers Nazis, Mussolinis Schwarzhemden und sogar Francos Falangisten beschritten haben. In Deutschland wurde zuerst die Kommunistische Partei verboten, dann alle anderen Parteien außer der Nazipartei, und bald danach wurden die Nürnberger Rassengesetze eingeführt. Fast zehn Jahre zuvor war in Italien das Ministerium für Presse und Propaganda geschaffen worden, unter Dino Alfieri, und begann aktiv, Oppositionsmedien zu schließen. Nur ein Mitglied der faschistischen Gewerkschaft, einer Journalistengewerkschaft mit Parteibüchern, konnte Chefredakteur einer Zeitung werden, und es wurden noch weitere Beschränkungen eingeführt, um den Beruf vor unerwünschten Bürgern zu verschließen. In Spanien wurden Menschenmassen in die Gefängnisse gesteckt und ungefähr 200 000 Spanier wurden hingerichtet.

Identische Methoden wurden von den lateinamerikanischen Juntas eingesetzt, um Widerspruch zu bekämpfen – angefangen mit Pinochet bis hin zu seinen „Gegenstücken“ in Argentinien, Paraguay und El Salvador. Festnahmen, Folter und Verschwundene. Todesschwadronen, die Unerwünschte eliminieren. Die Schließung von Zeitungen, übervölkerte Gefängnisse – der Stil der Putschisten Lateinamerikas ähnelt frappierend dem der faschistischen Regimes in Europa. Das geschah, weil nach ihrer Niederlage die Naziverbrecher zeitig nach Lateinamerika entkamen. Und – nach Nordamerika, also in die USA und nach Kanada, wo die Angelsachsen nach dem zweiten Weltkrieg eine Menge früherer Bandera-Gefolgsleute aufnahmen. Während die Wlasow-Anhänger und die Kosaken der UdSSR übergeben wurden, wurden alle nichtrussischen SS-Leute sorgfältig gerettet. Einige wurden nach Übersee geschickt und einige, wie die Letten – nach London.

Heute, in der Ukraine, sehen wir genau das selbe Bild. Es existiert ein Mehrparteiensystem in der Ukraine, aber dieses Mehrparteiensystem ist nur ein Feigenblatt. Tatsächlich gibt es keine Opposition. Es gibt keine Medien, die einen anderen Blickpunkt wiedergeben. Unter dem geringsten Vorwand – greifen Bewaffnete Zeitungen und die Büros von Fernsehsendern an, die es wagen, den falschen Bericht oder das falsche Programm zu zeigen. Jüngst wurden Angriffe auf Leute, die aus welchem Grund auch immer den Faschisten nicht passten, unter der Überschrift „Lustration“ durchgeführt, also Einschüchterungen und Prügelattacken, die inzwischen die Form des Mordes angenommen haben. Die Verhaftungen von Abweichlern finden unter dem Vorwand der Festsetzung von „Unterstützern des Terrorismus“ statt, aber das ändert nichts an der Bedeutung dessen, was geschehen ist. Man sollte sich daran erinnern, dass all das in Nazideutschland ebenfalls „streng nach Gesetz“ erfolgte, und zu diesem Zweck am 28. Februar 1933 ein entsprechendes Gesetz verabschiedet wurde: es hiess „zum Schutz von Volk und Staat“ (AdÜ: das war eine Verordnung des Reichspräsidenten, die die erste Verhaftungs- und Mordwelle nach dem Reichtagsbrand deckte; die Gesetze kamen später. Was an der rechtlichen Qualität aber nichts ändert). Auf dieser Grundlage wurden dann weitere Gesetze angenommen und bestimmte Artikel der Verfassung aufgehoben. Darauf folgten sogenannte „vorbeugende Festnahmen“ – Leute wurden ohne spezifischen Grund festgenommen und in Konzentrationslager geschickt. Warum? Sie verkörperten eine Gefahr für Volk und Staat. Eine potentielle! Ein Kommunist, ein Jude, ein Sozialdemokrat, jemand, der schlicht unglücklich war mit der neuen Ordnung, ein Journalist mit einem abweichenden Standpunkt. Ich betone es noch einmal – die gesamte Repression im Dritten Reich erfolgte STRENGSTENS nach Gesetz. Zuerst wurde ein Gesetz verabschiedet, dann wurde es genutzt, um völliger Gesetzlosigkeit den Weg zu bahnen. Aus diesem Grund ,üsst ihr verstehen, wessen Methoden in der heutigen Ukraine kopiert werden, wenn sie sagen, die Rada habe ein Gesetz verabschiedet, auf dessen Grundlage sie verhaften, verbannen, niederreißen und schließen.

Das Hauptziel jeder faschistischen Junta ist es, den Zugang der Menschen zu alternativen Informationen zu unterbinden, zur Wahrheit. Die Wahrheit ist für den Faschismus zerstörerisch. Darum wurden dem chilenischen Poeten und Sänger Victor Jara erst die Arme gebrochen, dann haben sie ihn ermordet.

Es ist Wert, darauf hinzuweisen, dass es in der Geschichte Europas keine Analogien zu der Gewalt gibt, die jetzt in der Ukraine um sich greift, aber es gibt Analogien in der Geschichte lateinamerikanischer Diktaturen. Die europäischen Faschisten brachten keine Journalisten und politischen Gegner in den Höfen der Häuser und auf Treppen um. Sie verliessen sich darauf, sie erst zu isolieren und darauf die Vernichtung folgen zu lassen. Im Spanien Francos wurden jene, die auf Seiten der Republik kämpften, nach seinem Sieg verhaftet, abgeurteilt und hingerichtet. In Lateinamerika wurden recht häufig Abweichler in der Öffentlichkeit hingerichtet.

Das Ziel ist Einschüchterung. Um den Zugang zur Wahrheit zu schließen, ihn zu blockieren.

Unglücklicherweise kennen faschistische Juntas und Diktaturen keinen anderen Weg als die Gewalt. Auf einen Kult der macht aufgebaut, auf der Schaffung eines Feindbilds und dem Kampf damit, sind faschistische Regime immer aggressiv, immer darauf fixiert, die Gewalt über ihre Grenzen hinaus zu exportieren.

Ein anderes Szenario gibt es nicht. 1937 hatte Hitler in Deutschland bereits einen arischen Staat errichtet, auf verschiedenste Weise jene aus dem öffentlichen Leben vertrieben, die Feinde genannt wurden (Juden und Kommunisten). Dennoch begann der Führer 1938 mit der Ausdehnung ins Ausland – Österreich, Tschechoslowakei, Polen (1939).

Mussolini war genauso – Italien fiel erst in Abessinien ein (1935) und dann in Albanien (1939).

Die heutigen Faschisten sind nicht anders. Sie brauchen Krieg, und ihre Ausdehnung richtet sich immer nach Außen.

Aber zuerst müssen die Faschisten ihr eigenes Land völlig unterwerfen. Sie müssen sein Gebiet und die Informationen darin völlig beherrschen. Dann bewegen sie sich weiter – über seine Grenzen.

Es ist kein Zufall, dass die ukrainische Website „Friedensstifter“, die seit einer Reihe von Morden berüchtigt ist, nicht nur eine Liste ukrainischer Bürger enthält, die aus Sicht der Faschisten unerwünscht sind, sondern auch ausländischer Bürger.

Der Autor und Journalist Oles Busina, der in Kiew ermordet wurde, stand auf dieser Liste, ebenso wie der Abgeordnete Oleg Kalaschnikow, der getötet wurde.

Wir haben folgende Lage – es gibt eine Quelle, die mit einem Mann namens Geraschenko verbunden ist, der ein Berater Arsen Awakows, des Innenministers, ist. Und diese Quelle ist ein Verzeichnis von Leuten, die zu töten sie begonnen haben. Zufällig sind auch russische Bürger auf dieser Liste. Sogar mein Name ist darauf zu finden.

Was seltsam und sogar charakteristisch ist: diese Website findet sich auf einer Hauptseite der NATO.

Es scheint mir, dass das russische Außenministerium und andere Organe eine ganze Reihe von Fragen zu diesem Thema stellen könnten – die Schaffung einer Liste russischer Bürger in einem anderen Land, mit einer solchen potentiellen Bedrohung, sollte nicht unbemerkt bleiben.

Für jene, die keine Faschisten in der Ukraine sehen

In Nazideutschland wurden jene, deren Rechte zuerst beschränkt und die dann vernichtet wurden, Juden genannt. Die gegenwärtigen Machthaber in der Ukraine beschränken Russen, nennen sie „Kartoffelkäfer und Separatisten“. Die Methode ist die gleiche – nur die Begriffe haben sich geändert. Die Bedeutung ändert sich nicht. Jeder Genozid in der Geschichte hat mit Begriffen begonnen, die „sie“ von „uns“ trennten. Zuerst sind es Worte. Dann fangen sie an, zu töten…

1. Sergej Anatolwitsch Suchobok ermordet in der Nacht vom 12. auf den 13. April in Kiew
In der Nacht vom 12. auf den 13. April wurde in der Ukraine der Journalist Sergej Suchobok ermordet. Dies berichtete die Internet-Publikation „Obkom“, deren Mitbegründer er war. Neben seiner Arbeit für „Obkom“ schrieb Sergej Suchobok auch Artikel für die Online-Publikation „ProUA“, die er ebenfalls gegründet hatte. Sergej begann seine Karriere als Journalist 1998 bei dem Medienportal „Business Donbass“. Der Mord geschah in Kiew. Bisher gibt es keine Informationen Sergej Suchoboks Mörder betreffend. Die Hauptversion: der Mord hatte mit seiner beruflichen Tätigkeit zu tun.

2. Oleg Iwanowitsch Kalaschnikow am Eingang zu seinem Haus in Kiew erschossen
Am Abend des 15.April 2015 wurde Oleg Kalaschnikow, Abgeordneter der fünften Werchowna Rada für die „Partei der Regionen“ getötet. Der Politiker ging in den achten Stock seines Wohnhauses im Viertel Podolsk in Kiew und wurde erschossen, schreibt Lenta.ru. Seine Frau rannte auf das Geräusch des Schusses hin heraus und rief die Polizei. Das ukrainische Innenministerium eröffnete ein Ermittlungsverfahren wegen „vorbedachten Mordes“.

Oleg Kalaschnikow war ein aktiver Gegner des Maidan und einer der Organisatoren des Antimaidan im Mariniskij-Park in Kiew im Winter 2013-2014.

Das Opfer erklärte öffentlich, Rechtsradikale hätten ihm den Tod angedroht. Hier ist der Text von Kalaschnikows Erklärung, die vor einem Monat auf seiner Facebook-Seite veröffentlicht wurde:

„Der niemals dagewesene Terror, den die Junta heutzutage gegen jede Art von Widerspruch in der Ukraine entfesselt, wurde zur alltäglichen Realität.

Zufällig stolperte ich über meinen Auftritt in einer Livesendung in dem Fernsehsender „Kiew“ vom längst vergangenen Dezember 2013… Das war der Tag, an dem die ersten Barrikaden im Regierungsviertel der Hauptstadt errichtet wruden, und meine Kollegen und ich beinahe unsere Gegner von hinten angreifen mussten, um in das Studio in der Kreschtschatik-Straße zu gelangen. Nachdem es mir nach der Demonstration „Die Ukraine bewahren“ im Mariniskij-Park gelungen war, auf Sendung zu gehen, entschied ich mich gegen den üblichen Wahlkampf als Kandidat für ein Mandat im ukrainischen Parlament und teilte mit den Kiewern schlicht meine Gedanken und Warnungen, die schon damals mein Herz mit Schmerz erfüllten.

Ich möchte nicht der Prophet im eigenen Land sein, aber alle meine Warnungen vom Dezember 2013 sind bereits 2015 zur Wirklichkeit des Daseins geworden… So habe ich in der Vergangenheit einige hellseherische Qualitäten an mir entdeckt, die unglücklicherweise ausserstande waren, den BRUDERKRIEG in meinem lang leidenden Land zu verhindern…

Seit über einem Jahr bin ich nun in einem Kiew, dass VOM HASS BESETZT IST.. die JUNTA hat nicht nur einen blutigen Bruderkrieg ausgelöst, sondern sie hat sich weiterbewegt, um alle jene mit anderen Standpunkten zu zerstören. Eine Serie unerklärter „Selbstmorde“ starker und mutiger Leute, meiner Freunde und Kollegen in der Partei, wird vom Regime als unvermeidliche Bestrafung gesehen. Der NAZISMUS ist tatsächlich zur STAATSRELIGION geworden, und seine Unterstützer glauben an ihre Straflosigkeit, tilgen die Städte und Dörfer ihres Landes vom Angesicht der Erde und zerstören die friedliche Bevölkerung, stellen dabei subtil die Kategorie des Übermenschen zur Schau… Zerquetschen ein achtjähriges Mädchen unter den Ketten eines Militärfahrzeugs in einer friedlichen Stadt – ist das kein Kriegsverbrechen? Der dreiste Raub an friedlichen Bürgern, Plünderungen, Gewalt und offene Drohungen, Waffen gegen Protestierende einzusetzen – ist das nicht alles die Folge des VERFASSUNGSWIDRIGEN PUTSCHES und der BEWAFFNETEN MACHTERGREIFUNG in meinem geliebten Geburtsland Ukraine?

Ich suche nicht nach Entschuldigungen und ich gestehe meine Schuld, wie auch die Schuld von Millionen jener, die schweigend abgewartet haben und hofften, dass dies für sie keine Auswirkungen hat, dass dies alles an ihnen vorüberzöge und das nichts etwas an ihren Bürgerrechten ändern würde…

Es ist jetzt an der Zeit für jeden geistig gesunden Bürger der Ukraine, darüber nachzudenken, welche Art Land wir unseren Kindern und Enkelkindern übergeben wollen…

Heute ist es offensichtlich und völlig klar, dass nur die Bewahrung der Identität, die auf den GROSSTATEN unseres Volkes in den Jahren des GROSSEN VATERLÄNDISCHEN KRIEGES beruht, es uns erlauben wird, unser geheiligtes Land vom Schmutz zu reinigen…

PS. Der beständige psychologische Druck und die brutalen Einschüchterungen dieses Jahres während der Besetzung haben mich nicht gebrochen und meinen Blick aufs Leben nicht geändert… Die HEUTIGEN NAZIS können mich nicht schrecken – DEN SOHN VON VETERANEN – mit ihren offenen Drohungen meiner physischen Vernichtung…

Ich glaube an unseren Sieg über die braune Pest! Ich glaube, dass wir die Ukraine retten werden!

DIENEN WIR UNSEREM HEIMATLAND GEMEINSAM!“

3. 15. März 2015 Ermordung der Journalistin Olga Moroz
Am 15. März 2015 wurde Olga Moroz, Chefredakteurin der Zeitung „Netischenksi Westnik“ tot in ihrer Wohnung gefunden. Olga wurde mit einem Bruch des Okzipalknochens und einem Hirnödem tot aufgefunden. Es gab keinen Kontakt mit Moroz seit 14. März. Wie ihre Schwester Anna der Zeitung berichtete, fand sie sie nackt auf einem Sofa im Schlafzimmer. Ihr Mobiltelefon, ihr Notebook und ihre Schlüssel waren aus der Wohnung verschwunden.

Eine „Epidemie“ der Selbstmorde von Abgeordneten der Regionen. Niemand glaubt, dass sie sich alle selbst das Leben genommen haben! Allein im Zeitraum vom 25. Februar bis zum 12. März beendeten 4 Abgeordnete der Partei der Regionen ihr Leben mit eigener Hand. Sergej Walter erhängte sich, Michail Tschetschetow sprang aus dem Fenster, Stanislaw Melnik und Aleksandr Pekluschenko haben sich erschossen. Gegen alle Abgeordneten der Partei der Regionen waren Strafverfahren eröffnet worden, ausgeschlossen Melnik.

4. Der „Selbstmord“ von Sergej Walter
Der erste war der 57 Jahre alte Sergej Walter, der schon seit zwei Jahren vorübergehend von seiner Tätigkeit als Bürgermeister von Melitopol (Bezirk Saporoschje) suspendiert war. Am 25. Februar erhängte sich Walter in seiner Wohnung im Treppenhaus, das zur Garage führt. Seine Frau entdeckte den Körper. Die Ärzte, die herbeigerufen wurden, konnten nicht mehr helfen. Der Bürgermeister war tot, die Ärzte bestätigten seinen Tod. Sergej Walter hinterließ zwei Kinder – einen Sohn und eine Tochter.

An diesem Tag sollte Walters Verfahren beginnen. Die Einwohner der Stadt sind überzeugt, dass Walter sich wegen der Gerichtsvorgänge das Leben nahm, die bereits seit zwei Jahren im Gange waren. Dem Bürgermeister wurden 13 Straftaten vorgeworfen – von Nötigung bis hin zur Bildung einer kriminellen Bande. Sein Anwalt betont, dass Walter sagte, er wolle bis zum Ende kämpfen und dass er guten Mutes war, trotz der Tatsache, dass er Nachts nicht schlafen konnte und Beruhigungsmittel und Herzpillen nahm.

Zufall?

5. Der „Selbstmord“ von Aleksandr Bordug
Am Tag nach Walters „Tod“ wurde Alexander Bordug, stellvertretender Leiter der Stadtpolizei von Melitopol, tot aufgefunden. Die ukrainsichen Medien berichteten, die beiden Todesfälle könnten verbunden sein. Sergej Walters Anwalt, Sergej Kolomjets, informierte die Zeitung „Segodnja“, dass Walter Alexander Bordugs ehemaliger Vorgesetzter war. „Ich kenne ihn gut. Sein Name ist nicht mit den Skandalen in der Stadt verknüpft, aber Bordug hatte damit zu tun, die Ordnung bei Demonstrationen aufrecht zu erhalten und stand immer im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit. Gab es Feinde? Ich denke, ja. Pro-russische Bürger und Unterstützer von „Swoboda“ saßen an einem runden Tisch in seinem Büro zusammen und er versuchte zu vermitteln. Das war es, was er in der letzten Zeit getan hat,“ sagte Kolomjets.

6. Der „Selbstmord“ von Michail Tschetschetow
Buchstäblich nur einige Tage später – am 28. Februar – beging der Abgeordnete der Partei der Regionen Michail Tschetschetow Selbstmord. Er stürzte sich aus dem Fenster seiner eigenen Wohnung im 17. Stock des Hauses Nummer 2 in der Mischugi-Straße. Dies geschah etwa um ein Uhr Nachts. Seine Frau, die eine halbe Stunde später aufwachte, ging, um nach ihrem Mann zu schauen, und fand nur das offene Fenster und Tschetschetows Hausschuhe.

Der Abgeordnete Anton Geraschenko behauptete, dass er gemäß der Befragung seiner Frau und Anderer, die ihn am Vortag gesehen hatte, in einem Zustand tiefer Depression war, nachdem gegen ihn Ermittlungen wegen des Verdachts des Amtsmissbrauch zur Zeit der vorgezogenen Neuwahlen am 16. Januar 2014 eröffnet worden war.
7. Stanislaw Melnik „hat sich erschossen“
Am 9. März beendete im Ort Ukrainska im Gebiet Obuchow des Bezirks Kiew Tschetschetows Kollege Stanislaw Melnik – ein 53 Jahre alter Abgeordneter der Partei der Regionen – sein Leben. Er hatte in der V, VI und VII Legislatur der Rada gearbeitet (2006-2014). Melnik schoss sich mit einem Jagdgewehr in die Stirn, das auf seinen Namen registriert war. Melnik war Direktor der Brauerei „Sarmat“ von 1999 bis 2005. Er beging Selbstmord in seiner Wohnung in einem Mehrfamilienhaus. Zur Zeit des Selbstmords war der Abgeordnete allein in der Wohnung. Seine Frau entdeckte den Körper, als sie nach Hause kam.

8. Auch Aleksandr Pekluschenko hat „sich erschossen“
Ein weiterer Vertreter der Partei der Regionen wurde am 12. März tot aufgefunden. In Saporoschje nahm sich der ehemalige Leiter der Regionalverwaltung und Regionalabgeordnete Aleksandr Pekluschenko das Leben. Er erschoss sich in seinem Heimatort, dem Dorf Solnetschi bei Saporoschje. Experten haben noch keinen Abschiedsbrief in seinem Haus gefunden. Dennoch lautet die Annahme weiter Selbstmord. Zwei Tage vor der Tragödie wurde der Fall des ehemaligen Gouverneurs im Gericht von Kirowograd eröffnet. Im September wurde er bereits der Organisation von Massenunruhen angeklagt. Dies war der nächste Verhandlungstermin, in dem die Befragung von Zeugen stattfand. Pekluschenko war anwesend und befragte sie sogar im Verlauf der Verhandlung, bestätigte eine Quellle aus den Strafverfolgungsbehörden gegenüber „KP“.

Davor….

9. Am 26. Januar 2015 hat Nikolai Sergjenko „sich erschossen“
TSN berichtete über den Selbstmord des früheren Beamten und berief sich auf eigene Quellen. Wie in dem Bericht bemerkt, wurde die Tatsache von Sergjenkos Tod auch von den Strafverfolgungsbehörden bestätigt. Sergjenko wurde 2010 ernannt und seine Ernennung wurde vom damals amtierenden Premierminister der Ukraine, Nikolai Asarow, bestätigt. Sergjenko war 57. Nach seinem Abschluss am Institut für Eisenbahningenieure begann er, als Meister eines Lokdepots zu arbeiten, und arbeitete sich bis 2001 bis zum Leiter der Hauptabteilung für Zugwesen, „Ukrsalisnitsia“ hoch. Später leitete er das Eisenbahnunternehmen Dnjepr. Von 2006 bis 2008 war er stellvertretender Direktor von Ukrsalisnitsia, dann der Leiter der Donezker Eisenbahn, dann ab April 2010 erster stellvertretender Direktor von Ukrsalisnitsia. Er wurde nach dem Putsch gefeuert – durch eine entsprechende Anweisung aus dem Kabinett vom April 2014. Er war als Unterstützer von Janukowitsch bekannt.

10. Am 29. Januar 2015 „erhängte sich“ Alexej Kolesnik, ehemaliger Vorsitzender des Kharkower Regionalrates und Abgeordneter der ersten Legislatur
Er war ebenfalls ein Unterstützer Janukowitschs.
11. Am 29. November 2014 wurde Aleksandr Wladimirowitsch Kutschinski erstochen
Am 29. November 2014 wurde Aleksandr Kutschinski, Journalist, Chefredakteur der Donezker Zeitung „Kriminal-Express“, Autor der Bücher „Chronik Donezker Gaunereien“ und „Anthologie des Auftragsmordes“, zusammen mit seiner Frau erstochen. Er war bekannt für seine Veröffentlichungen zu Verbindungen zwischen der Welt des Verbrechens und der des Geschäfts. Die Körper von Kutschinski und seiner Frau wurden mit vielfachen Messerstichen im Landhaus des Journalisten in dem Ort Bogoroditschnoja bei Slawjansk entdeckt.

12. Am 27. August 2014 hat sich Valentina Semenjuk-Samsonenko „selbst erschossen“
Die ehemalige Leiterin des ukrainischen Fonds für Staatsbesitz, Valentina Semenjuk-Samsonenko, wurde am 27. August 2014 in ihrem Haus im Dorf Tschaika bei Kiew tot aufgefunden. Ihr wurde in den Kopf geschossen. Davor war Valentina Semenjuk in der Kiewer Innenstadt von unbekannten Männern in Camouflage und Masken attackiert worden. Nach Semenjuks eigenen Worten fiel sie erst nach einer Aktion in der Nähe der Präsidialverwaltung und dann wurde sie in ihrem Auto angegriffen. Die Polizei vermutet, dass sie Selbstmord begangen hat. Gemäss der Untersuchung nahm Valentina Semenjuk am Abend des 27. August eine Schrotflinte, die ihrem Schwiegersohn gehörte, aus dem Safe, kniete sich hin, setzte den Lauf gegen ihre Stirn, wobei der Kolben des Gewehrs auf dem Boden stand, und drückte mit der Hand den Abzug. Jene jedoch, die Valentina Petrowna kannten, finden es schwer zu glauben, dass sie sich selbst getötet hat. Zudem war sie sehr gläubig, und würde daher aus Prinzip diesen Weg, um einem Problem zu „entfliehen“, nicht in Erwägung ziehen, sagen die Verwandten der Verstorbenen. Zudem weisen mehrere Skeptiker darauf hin, dass dies ein für eine Frau absolut untypischer Weg ist, ihr Leben zu beenden.

Das dreizehnte Opfer war Oles Busina…

Dreizehn Morde und „Selbstmorde“ in den letzten acht Monaten..

Elf davon in den letzten drei Monaten…

Wenn das kein Faschismus, keine Junta ist, was ist es dann?